Republica ab Montag - "Ich würde mir mehr gemeinwohlorientierte KI wünschen"

Mo 27.05.24 | 06:14 Uhr | Von Jenny Barke
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Werbung für die Re:publica in der Berliner Station 2024. (Quelle: Julia Schwendner/re:publica)
Video: rbb24 | 27.05.2024 | Nachrichten | Bild: Julia Schwendner/re:publica

"Who Cares" ist das Motto der diesjährigen Konferenz Republica. Blogger, Kreative und Netzaktivisten diskutieren, wie die Pflege- und Betreuungsarbeit der Zukunft aussehen kann. Das Thema sei weitgefasst, sagt Mitbegründer Markus Beckedahl. Von Jenny Barke

Unser Sozialgefüge steht auf wackligen Beinen: Die Gesellschaft altert, es müssen künftig mehr Menschen gepflegt werden. Gleichzeitig fehlen Arbeitskräfte, die die Versorgung übernehmen. Bei der Lösung des Problems werden Künstliche Intelligenz (KI) und eine demokratischere Datennutzung eine wichtige Rolle spielen müssen, glauben die Veranstalter der Republica.

Die größte Digitalkonferenz Europas findet von Montag bis Mittwoch in der "Station Berlin" statt. 24 Impuls-Vorträge werden dem Publikum geboten, drumherum gibt es etliche weitere Vorträge und Events. Sprecherinnen und Sprecher sind beispielweise der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck oder WDR-Intendant Tom Buhrow.

Das Motto "Who Cares?" sei so weit gefasst, dass es viele weitere Themen einschließe, die auf der Republica relevant werden dürften, erklärt Mitbegründer Markus Beckedahl: "Die einen denken sofort an feministische Debatten um Care-Arbeit, andere denken an Pflegeroboter, die mit künstlicher Intelligenz jetzt betrieben werden, während andere wiederum an Agency denken, also dieses Eintreten für Demokratie und Gemeinwohl."

Hoffnungsvolle Zukunftsvisionen oder Dystopien?

Care-Arbeit könnte in Zukunft zum Beispiel ergänzt werden durch Roboter, Therapie mit KI oder durch digitales Streetwork – also durch Sozialarbeiter:innen, die im digitalen Raum junge Menschen aufsuchen und beraten.

Hoffnungsvolle Zukunftsvisionen oder Dystopien? Um Zweiteres zu verhindern, brauche es digitale Gesetze, fordert Beckedahl. "Die Werkzeuge, um Künstliche Intelligenz in unseren Alltag zu integrieren, stammen von wenigen Unternehmen, die wir stärker demokratisch kontrollieren müssen, um zu verstehen, ob sie ihre Macht missbrauchen. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr gemeinwohlorientierte KI haben, die den Datenschutz eingebaut haben, die nicht in der Hand von nur wenigen Unternehmen sind, die weniger klimaschädlich sind.“

Rechtsruck in Europa

Damit die Politik das umsetzt, ist sie eingeladen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht über Care-Arbeit, KI und Gesundheit. Ebenfalls aus dem Bundeskabinett erwartet werden Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck sowie Familienministerin Lisa Paus von den Grünen.

Anderthalb Wochen vor der EU-Wahl ist auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor Ort. Ihr Thema: Die EU und Herausforderungen für die Rechtsstaatlichkeit. Der Rechtsruck in Europa zieht sich als Thema durch das gesamte Republica-Programm. Ein wichtiger Schwerpunkt, findet Beckedahl. Seiner Ansicht nach droht, "dass Nazis erstmalig in Teilen des Landes wieder an die Regierung kommen". Auch deswegen beschäftigen sich Diskussionen und Debatten mit der Frage, wie die Gesellschaft auf solche politischen Entwicklungen vorbereitet wären. "Wie können wir standhaft bleiben, wehrhaft bleiben und unsere Demokratie verteidigen?", fragt Beckedahl.

Auch die Autor:innen der Correctiv-Recherche zum sogenannten Geheimplan in Potsdam sprechen über ihre Recherchen. Unter den Speaker:innen sind außerdem Podcasterin Jagoda Marinić, Soziologe Steffen Mau, Medizinjournalist Eckart von Hirschhausen und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal.

Erstmals seit der Pandemie kehrt die Republica (Originalschreibweise re:publica) an ihren früheren Standort zurück, die Station Berlin im Park am Gleisdreieck. Insgesamt 25 Bühnen stehen für Vorträge und Workshops zur Verfügung. Parallel zur Republica findet die Jugendkonferenz Tincon für 13- bis 25-Jährige statt. Insgesamt werden etwa 1.000 Sprecher und Sprecherinnen und 26.000 Besucherinnen und Besucher erwartet.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.05.2024, 07:10 Uhr

Beitrag von Jenny Barke

27 Kommentare

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  1. 27.

    Von einer künstlichen Intelligenz, die weiter wäre, als die natürliche, sind wir aber noch ganz weit entfernt. Was wir heute als KI bezeichnen, ist nichts anderes als eine Wahrscheinlichkeitsberechnung, die ermittelt, welche Antwort die passendste sein könnte. Dafür braucht sie aber als Grundlage immer noch die menschliche Leistung aus der Vergangenheit und Gegenwart, aus der dann die KI Bruchstücke zu einem neuen Output zusammenbastelt. Dabei ist KI so gnadenlos ehrlich, dass sie künstlich eingeschränkt werden muss, sonst wäre sie rücksichtlos und politisch unkorrekt. Man muss der KI also erst noch beibringen, dann zu lügen, wenn die Wahrheit gesellschaftlich unangebracht wäre, genau so wie wir Menschen das tun. Das kann die KI leider noch nicht mal im Ansatz, weshalb der Output teils unfreiwillige Komik darstellt.

  2. 25.

    Ich wünsche mir generell mehr Intelligenz bei Entscheidungsträgern. Auf „künstliche“ kann ich gern verzichten. Auf EDV/IT greife ich nur zurück, wenn es nicht mehr anders geht.
    Heute war meine Feau mit ihrem Vater bei der Barmer im Oderturm. Die Mitarbeiterin konnte so gar nix, weil die Rechner nicht funktionierten. Was für eine Vorstellung, das wäre morgen überall so…
    Dieser Rechentechnik wird einfach zuviel zugemutet und vertraut.

  3. 24.

    Gute Filmidee. Aber warum gerade so etwas harmloses wie ChatGPT? Dann doch eher die Firma, die den KI-gesteuerten, androidähnlichen Roboter Sophia entwickelte. Dieser Roboter wird irgendwann so perfektioniert sein, dass er von einem Menschen kaum noch zu unterscheiden ist. Und wer genug Science fiction gesehen hat, weiß doch, wozu fehlgeleitete Androide fähig sind. ;-)

  4. 23.

    Rückwirkend wird man da wohl nicht viel ändern.
    Aber was haben denn nun Mütter mit KI zu tun ?

  5. 22.

    Und in naher Zukunft müssen wir einen Terminator des Typs T-800 ins Jahr 1994 zurückschicken um die Computerfabrik, in der ChatGPT entwickelt wurde in die Luft zu sprengen?

    Hey, daraus könnte man glatt einen Film machen! :-D

  6. 21.

    Ich bezahl doch keine 300 Euros für sowas!? Da geh ich lieber zu nem Konzert von Modern Talking! Wucher.

  7. 19.

    So ist es. Menschen werden immer mehr abgelenkt, fremdgesteuert und vorallem ENTSOZIALISIERT! KI macht Menschen noch mehr einsam als das Handy ohnehin bereits tut! Ist wissenschaftlich bewiesen. Roboter können keine soziale Wesen ersetzen!! Denn Menschen reagieren ganz anders als ein programmierte Roboter.
    Durch das Handy ist diese egoistische Gesellschaft entsolidarisiert worden und wird auch durch das große Geldvermoegen im Faschismus enden. Es geht im Kapitalismus nur um Profite und nicht um Menschen!

    immer in den Faschismus führte. Siehe goldene Zwanziger und dann Boersenkrach.

  8. 18.

    Weil Sie gegen die Nettiquette verstoßen haben. Unhöflich bis hetzerisch…Grüße!

  9. 17.

    Was wurde/wird nicht alles aus Datenschutz-Bedenken in unserem Land ausgebremst?
    Mit (für mich nicht ganz ungefährlicher) KI soll plötzlich vieles möglich sein?
    Ich zweifele!

  10. 16.

    Das sehe ich auch so. Guter Kommentar!
    Wie immer profitieren davon nur einige wenige wirklich!
    Und diese Veranstaltung wird gesponsert und hat horrende Eintrittspreise wie Radio Eins heute früh informierte!
    Warum wird mein anderer Kommentar nicht veröffentlicht? Ach, KI gesteuert oder einfach nur die Wahrheit geschrieben.... Geht ja nix über Ueberwachung :)

  11. 15.

    Derzeit programmiert und überwacht der Mensch noch alles. Aber KI übernimmt schrittweise auch diese Aufgaben. Denn gibt durchaus bereits KI, die nicht nur eine Maschine in der Produktion betreibt. Ich denke da nicht nur an ChatGPT, sondern z.B. auch an die vor allem im englischsprachigen Raum genutzte KI Replica. Mit ihr können sich einsame Menschen unterhalten. Sie wird zu einem individuellen virtuellen Freund, der sich nach und nach automatisch den Interessen des Nutzers anpasst. Bei ThiemResearch in Cottbus wird derzeit u.a. ein VoiceBot entwickelt, der ähnlich funktioniert und später in der Therapie von Demenzkranken eingesetzt werden soll. Und im Bundesland Brandenburg ist man auch mit der Umsetzung von KI-überwachten Wohnprojekten beschäftigt, die Alten und Kranken ermöglichen sollen, möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung zu bleiben. Es gibt also durchaus interessante und zukunftsweisende Projekte, die vielen Menschen besonders im Alter und bei Krankheit nützen können.

  12. 13.

    Nur 1 „Pfleger“ betreut dann 30 Roboter.

    Wär ich mir übrigens nicht so sicher, insbesondere funktionieren jetzt schon einfache Fernseher nicht mehr ohne "Updates" (die dann übrigens nicht unbedingt automatisch aufgespielt werden bzw aufgespielt werden sollten.)

    Und im Moment gibts offensichtlich nicht einmal mehr Notfallknöpfe, zumindest ist in meiner Umgebung eine beauftragte Firma seit mehreren Monaten (!) nicht in der Lage. solch einen bereitzustellen.

  13. 12.

    "Der Mensch dürfte in vielen Bereichen noch lange unersetzbar sein. "

    Ja aber das wusste man auch schon vor 20 Jahren und trotzdem wurden junge Mütter schlecht behandelt.
    (werden sie übrigens immer noch oft und die von damals dürfen jetzt unentgeltlich pflegen oder wie? :
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/05/pflegende-angehoerige-berlin-brandenburg-armut-ueberlastung.html

    "Und wenn man vor 20 Jahren etwas nicht gemacht hat sollte man daraus lernen und es zukünftig besser machen oder zumindest es versuchen. " Wird den Groll der Mütter sicher nicht lindern.

  14. 11.

    Das klammert man sicher nicht aus.
    Nur 1 „Pfleger“ betreut dann 30 Roboter.
    Wobei ich Roboter in der Pflege …. Das wird noch dauern. Im Krankenhaus essen ausgeben an die Menschen die dort z.B. mit einem gebrochenen Bein liegen und ansonsten fit sind… ok… in Pflegeheimen wird das Ganze schon deutlich schwieriger. Der Mensch dürfte in vielen Bereichen noch lange unersetzbar sein.
    Aber es geht ja eher darum was ist wo in denn nächsten Jahren möglich und welche Rahmenbedingungen braucht es übermorgen.
    Sich da im Vorfeld Gedanken zu machen ist sinnvoll.
    Und wenn man vor 20 Jahren etwas nicht gemacht hat sollte man daraus lernen und es zukünftig besser machen oder zumindest es versuchen.
    Die Realität wird eh die Planungen zum anpassen zwingen.

  15. 10.

    Das sehe ich anders.
    Bislang ist, was als KI bezeichnet wird, eine Fortschreibung dessen, was Adam Smth in The Wealth of Nations beschrieben und was Henry Ford in seinen Fabriken umgesetzt hat: Die Verlagerung der Arbeit vom Menschen auf die Maschine. Erst körperliche, dann einfache und jetzt auch komplexe geistige Tätigkeiten. Wie alle Arbeit von Maschinen, muss diese jedoch von Menschen überwacht werden.
    Für Intelligente ist ein Auto ein Transportmittel, andere bringen damit Menschen um.

  16. 9.

    Die Fragen hätte man sich vor 20 Jahren stellen müssen.
    Damals wurden junge Mütter ins gesellschaftliche Abseits gekickt.

    Was leider oft zu sehr ausgeklammert wurde und wird ist dass Roboter, Computer etc. auch Pflege brauchen und zwar nicht wenig.

  17. 8.

    Künstliche Intelligenz ist vor allem dort nützlich wo natürliche Intelligenz fehlt.

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