Hannelore Weist erinert sich - "Das hat in meinem Leben Spuren hinterlassen"
Hannelore Weist war 24, als er kam: Martin Luther King. Begeistert war sie vor allem von Kings Idee der Gewaltlosigkeit. Und als er dann in der Marienkirche sprach, wollte sie möglichst dicht an den Baptistenpfarrer aus Amerika heran.
Mein Schwiegervater war bei den Baptisten. Und wir? Wir hatten natürlich immer gehofft, dass Martin Luther King zu uns kommt. Aber es war unsicher, so viel war klar. Ich hatte in einer Buchhandlung gearbeitet, habe Bücher gelesen und gehofft. Und dann kam er.
Aber was er gesagt hat? - Hm. Notizen haben wir keine gemacht. Ich weiß noch: Während der Predigt wurde übersetzt. Direkt.
Es war einmalig. Vor allem dieser Gedanke der Gewaltlosigkeit hat mich fasziniert. Und dann wollte ich ein Autogramm. Darum bin ich hin, zum Ausgang, wo er raus musste, zum Auto. Aber man ließ mich nicht hin.
Und dann wurde ich grob zur Seite gestoßen. Und ich dachte nur "Auf Wiedersehen". Aber King hatte das offenbar mitbekommen. Ja, er muss es gesehen haben. Er gab seinen Begleitern ein Zeichen und seine Autotür ging wieder auf. Und jetzt hier, hier ist es. Das Autogramm. Er nahm sich Zeit für mich. Winkend verabschiedeten wir uns dann. Ja, wir winkten. Das war es, das war praktische Gewaltlosigkeit. Er gab mir das Gefühl, für ihn wichtig zu sein. Das vergisst man nicht. Das hat mich tief berührt.
Und dann? Na das Autogramm kam in die Kassette. Wo? Das sage ich nicht. Diese Rede, die Begegnung, das hat in meinem Leben Spuren hinterlassen. Ich habe mich in meinem Leben für Schwache eingesetzt, und dabei an Martin Luther King orientiert. Und der Ursprung dafür lag in der Begegnung mit ihm. Mein Traum: In meiner Familie Gewaltlosigkeit zu leben und dabei sozusagen auch ansteckend zu sein.