Teststrategie - Medizinerverbände uneins über Aus für kostenlose Corona-Tests

Mi 22.06.22 | 20:53 Uhr
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Audio: Inforadio | 22.06.2022 | Jenny Barke

Der Plan von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), anlasslose Corona-Bürgertests abzuschaffen, hat unter Medizinern in Berlin und Brandenburg eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Wolfgang Kreischer, Vorstand des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg, bezeichnete die Maßnahme angesichts der laufenden Corona-Sommerwelle als Widerspruch. "Wir merken jetzt schon in den Praxen, dass es eine Zunahme von Covid-Infektionen gibt und dann brauchen wir definitiv im Herbst wieder Teststellen", sagte Kreischer.

Schließlich sei es wichtig zu unterscheiden, ob Patienten mit Erkältung, einer Grippe oder einer Corona-Infektion in die Praxis kämen. Kreischer befürchtet, dass die Menschen mit einer Corona-Infektion andere wartende Patienten unwissend mit Corona infizieren könnten. Der Allgemeinmediziner plädiert für ein kostenloses Testangebot in Gesundheitsämtern, um Betrügereien bei der Abrechnung der Bürgertests zu vermeiden.

Entscheidung über Berliner Teststrategie noch offen

Die Polizei schätzt den Schaden, der durch den Betrug mit Corona-Tests entstanden ist, auf rund 1,5 Milliarden Euro. Allein in Berlin laufen dazu 350 Ermittlungsverfahren.

Andreas Gassen, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, begrüßt deshalb Lauterbachs Vorstoß, kostenlose Corona-Tests weitgehend abzuschaffen. "Wir haben erlebt, dass bei den Bürgertests ein gewisses Missbrauchspotenzial liegt, dass sie qualitativ schlecht sind und auch nicht wirklich zum Erkenntnisgewinn beitragen", sagte Gassen im rbb, "deshalb sind die kostenlosen Bürgertests im Wesentlichen verzichtbar."

Für Gassen sind die steigenden Inzidenzen kein Grund zur Sorge, solange die Zahl der Intensivpatienten nicht steigt. Er plädiert daher für anlassbezogene Tests in Risikogruppen. Ausnahmen sind auch im Entwurf des Bundesgesundheitsministers vorgesehen.

In Berlin wird es einen Entwurf für eine neue Teststrategie erst nach den Beratungen der Gesundheitsminister der Länder geben. Dann will Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) entscheiden, ob das Land Berlin bei der Kostenübernahme für die Tests einspringen kann.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.06.2022, 19:00 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Testzentren müssen abgeschafft werden ,da mit der Staat das Geld nicht zum Fenster rauswirft bei den ganzen Betrügereien ! Die machen sich die Taschen voll ! Eine gute Lösung ist doch beim Gesundheitsamt oder man bekommt von seiner Krankenkasse ein Paket mit z.B 20 Tests ,dann kann man sich zu Hause testen und wenn er positiv ist,bleibt man 5 Tage in Quarantäne fertig aus ,wenn man dann unbedingt eine Bescheinigung für den Arbeitgeber braucht muss msn einen PCR beim Hausarzt machen! Anders machen die Leute es auch nicht wenn die in die Teststation gehen !
    Wir müssen einfach damit leben meine Güte aber warum soll soviel Geld verloren werden steckt es in sinnvolles in Kitas ,Schulen ,Spielplätze oder,oder aber macht nicht die Betreiber reich für nichts

  2. 13.

    Ich würde unterscheiden zwischen den Besuchen von Krankenhäusern und Pflegeheimen und den Freizeitbeschäftigungen der Bevölkerung. Niemand geht ohne zwingend Grund in ein Krankenhaus oder Pflegeheim, während Restaurants, Kino, Museum etc. anders zu werten.

  3. 12.

    "Schließlich sei es wichtig zu unterscheiden, ob Patienten mit Erkältung, einer Grippe oder einer Corona-Infektion in die Praxis kämen."
    Warum?
    Besser wäre es wohl Patienten mit Symptomen nicht im Warteraum zu platzieren..

  4. 11.

    Das ist wir so oft bei Lauterbach die falsche Entscheidung
    Jetzt gerät doch corona, die immernoch grosse Probleme machen kann, völlig ausser Kontrolle
    Ich hatte im März corona, mässig starke Symptome, und habe jetzt noch große Probleme, komme keine Treppe mehr hoch usw.
    Wenn ich so jemanden wie Andreas/ Berlin höre, der von Anfang an corona verharmlost und jegliche Masssnahmen in Frage stellt bekomme ich eine große Wut
    Er ist wohl selbsternannter Corona und Masssnahmen Experte der null Ahnung hat

  5. 10.

    "Anlassbezogene Test in Gesundheitsämtern" ich halte das für nicht umsetzbar, allein wegen der Öffnungszeiten und der Lage der Ämter. Und: dauernd hört man von Überforderung der Gesundheitsämter.... Dann besser dort, wo Test gefordert sind, vor oder in Krankenhäusern, Seniorenheimen etc.

  6. 9.

    Da werden ganz andere Sachen durchgewunken. Ich weiß von zumindest einem Bundesland, dass es dort eine Sonderkommission bei der Kripo gibt, die sich ausschließlich mit Betrug bei Kassenärzten beschäftigt, und die schaffen es nur, an der Oberfläche zu kratzen.

  7. 8.

    Wären das reale Kosten würde ich Ihnen recht geben. Es handelt sich dabei aber um durch Betrug unrechtmäßig erworbenes Geld.

  8. 7.

    Anlassbezogene Test in Gesundheitsämtern ist doch okay. Jetzt nicht darüber diskutieren ob sie zu teuer sind. Wir geben Milliarden Euro für die Ukraine aus. Diese Betrügereien mit Corona - Testzentren war doch zu erwarten, wie kann eine Kassenärztliche Vereinigung in vielen Fällen Millionenbetrug durchwinken, ohne zu kontrollieren.

  9. 6.

    Wenn jemand Erkältungssymptome aufweist und zum Hausarzt geht, sollte dort auch ein Verdacht auf eine C.-Infektion mit einem PCR-Test ausgeräumt werden können und dieser dann über die jeweiligen Krankenkassen abgerechnet werden.
    Wenn Krankenhäuser Besucher nur mit neg. Tests erlauben, sollte vor deren Eingangsbereichen die Möglichkeit für kostenlose Tests gegeben werden.
    Also:
    Dort, wo nach Coronainfektionsschutzgesetz/ oder nach Hausrecht weiterhin Tests erforderlich sind, sollten diese auch kostenfrei angeboten werden, z.B. Krankenhäuser, Pflegeheime u.a. vulnerable Bereiche. Es kann doch nicht so schwer sein, dass zu differenzieren.
    Für den privaten Hausgebrauch, zur Sicherheit des Einzelnen, empfehle ich, sich selbst Tests zu kaufen...ca. 1,75 € in jd. Supermarkt.

  10. 5.

    Herr Lauterbach fällt wie immer die falschen Entscheidungen.
    Anstelle zu kontrollieren welche Teststellen ordnungsgemäß arbeiten und abrechnen,schafft man Sie lieber ab.
    Damit wird dann das Risiko größer sich anzustecken denn keiner wird bei der klammen Geldlage selbst zahlen.

  11. 4.

    Wieso sollen die Tests jetzt wieder kostenpflichtig werden? Da will man Leute im Pflegeheim besuchen und wird daran gehindert, wenn zum Beispiel bei Arbeitslosen das Hartz4-Geld nicht ausreicht für Tests.

    Auch interessant, die zitierte Aussage von Gassen, die damit bestätigt, was böse Zungen, um nicht zu sagen Verschwörungstheoretiker, schon immer seit dem Corona-Dauerbrenner gesagt haben.

  12. 3.

    „Ich finde da wo ein Test von Behörden oder Ämter gefordert wird muß auch der Staat einspringen. Oder sollen die Kranken kein Besuch mehr bekommen?“

    Genau, der Staat sollte den Menschen auch die Fahrerlaubnis bezahlen! Oder soll etwa niemand mehr Autofahren? Und selbstverständlich das Gesundheitszeignis, um in der Gastroküche arbeiten zu dürfen .. Oder soll dort etwa niemand mehr arbeiten? Und auch die Rechnung im Restaurant sollte natürlich der Staat übernehmen … Oder soll dort niemand mehr essen gehen? Darf der Staat Ihnen vielleicht auch noch den Hintern abwischen? Oder soll der etwa schmutzig bleiben? Haben Sie sonst noch irgendwelche Wünsche?

  13. 2.

    1.5 Milliarden Euro ist doch kein Geld. Das holt der Staat locker durch die Steuern über die Tabaksteuer wieder rein. Denn dank des Lockdowns und der vielen Verbote gibt es geschätzt eine Million mehr Raucher in D.

  14. 1.

    Was ist mit den Besuchern von Krankenhäusern? Es war ja jetzt schon so, daß man ewig unterwegs war um ein Test zu bekommen um dann ins Krankenhaus zu fahren. Warum werden Besucher nicht direkt im Krankenhaus zu Besucherzeiten getestet? Ich finde da wo ein Test von Behörden oder Ämter gefordert wird muß auch der Staat einspringen. Oder sollen die Kranken kein Besuch mehr bekommen?

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