120 Euro mehr im Monat - Berlin erhöht Taschengeld im Freiwilligen Sozialen Jahr

Mi 31.08.22 | 15:29 Uhr
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Eine junge Frau, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolivert, arbeitet mit einem geistig behinderten Jungen (Bild: imago images/Ute Grabowsky)
Bild: imago images/Ute Grabowsky

Junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) bekommen in Berlin ab September mehr Geld. Das hat der Berliner Senat am Mittwoch in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt gegeben.

Von bislang 300 Euro im Monat steigt das Taschengeld für die Arbeit in gemeinwohlorientierten Einrichtungen demnach auf insgesamt 420 Euro. Der Senat wolle damit den Freiwilligendienst, den Menschen zwischen 16 und 27 Jahren absolvieren, attraktiver machen. Bislang sei die niedrige Bezahlung oft ein Grund für Interessierte gewesen, ein FSJ gar nicht erst nicht anzutreten. Für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr etwa erhalten Freiwillige bislang mindestens 370 Euro im Monat.

2.000 Freiwillige pro Jahr in Berlin

Dunja Wolff, Sprecherin für Bürgerschaftliches Engagement in der Berliner SPD-Fraktion, erklärte, dass das FSJ nun mit "einem zeitgemäßen Taschengeld" ausgestattet werde, das den Freiwilligen eine Wertschätzung entgegenbringe, die sie verdient hätten. Susanna Kahlfeld, Sprecherin für Engagement und Beteiligung in der Fraktionen der Grünen, ergänzte in der gemeinsamen Erklärung, dass mit der Erhöhung des Taschengeldes nun auch Jugendlichen aus Familien mit geringem Einkommen ein FSJ ermöglicht werden könne. "Die Arbeit im FSJ ist wertvoll für unsere Gesellschaft und stärkt unsere sozialen Einrichtungen. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, zu lernen und sich auszuprobieren - diese Optionen sollten allen Jugendlichen offenstehen. Engagement darf kein Privileg sein."

Die rot-grüne-rote Landesregierung investiert in die Erhöhung des Taschengeldes nach eigenen Angaben fünf Millionen Euro pro Jahr. Die vom Senat aufgelegte Förderung zur Erhöhung des Taschengeldes muss von den Trägern der Stellen, in denen die Jugendlichen ein FSJ absolvieren, beantragt werden. Etwa 2.000 Menschen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren absolvieren laut Bildungsverwaltung jährlich in Berlin ein FSJ.

Sendung: Fritz, 31.08.2022, 14:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Ich nenne es Ausbeutung unter der schützenden Hand des Staats. Ich zahle es gerne von meinen Steuergeldern.....statt Klimakleber von der Autobahn zu lösen.

  2. 7.

    Da muss ich teilweise widersprechen. Schülerpraktika sind mal was vollkommen Anderes. Da geht es nicht primär um das Erbringen von Arbeitsleistung sondern um Orientierung bezüglich des künftigen Berufswunsches. Solche Praktika sind sehr gut geeignet, um die Abbrecherquote in der Berufsausbildung oder dem Studium zu senken, weil man dann erst merkt, dass der eingeschlagene Weg doch nicht den persönlichen Neigungen und Interessen entspricht.
    Werkstudenten werden sogar in den meisten Betrieben normal für die erbrachten Leitungen entlohnt. In Summe ist das oft weniger, aufgrund der in Teilzeit erbrachten Arbeitsstunden, um nebenher studieren zu können. Kein Werkstudent muss sich ausbeuten lassen.

  3. 6.

    "Die Realität sieht leider so aus, dass FSJler oft 40 Stunden oder mehr arbeiten müssen ..." wenn das die Realität des zukünftigen Berufsalltags ist, gehört es dazu. Es dient doch der beruflichen Orientierung, also wird man in den Alltag integriert. Schülerpraktikanten und Werksstudenten verdienen auch wenig bis gar nichts. Man kann nicht erwarten, dass ungelernte Kräfte wie gelernte mit Berufserfahrung bezahlt werden.

  4. 5.

    Aber warum muss dann der Staat dafür bezahlen? Da die Einrichtungen massiv vom FSJ profitieren, könnten sie dieses auch als Praktikum mit angemessener Entlohnung anbieten. Das wäre immer noch um Welten billiger, als ausgebildete Fachkräfte. Es gibt aber ganze Organisationen, die praktisch nur mit FSJ-lern betrieben werden, vor allem im "Umweltschutz". Nur die Vorstände genehmigen sich da ein fürstliches Gehalt. Natürlich alles auf Steuerzahlerkosten und ein paar Spendengeldern.

  5. 4.

    Das FJS ist für Menschen die keinen Plan vom leben haben gewiss eine gute Sache.Besonders für die Einrichtung.
    Diese bekommen eine billige Hilfskraft.
    Gefördert durch den Staat.

  6. 3.

    Meine Tochter hat ihr FSJ in den DRK Klinikum Westend gemacht und hat dort ihre "Berufung" gefunden. Es ist mehr als richtig das dieses "Taschengeld " erhöht wird.
    Es ist ein Vollzeit Job.....da gebe ich Ihnen vollkommen recht.

  7. 2.

    Engagement sollte belohnt werden, ja. Die Realität sieht leider so aus, dass FSJler oft 40 Stunden oder mehr arbeiten müssen und wirklich gnadenlos ausgenutzt werden, wenn sie die Volljährigkeit bereits erreicht haben.
    Da reichen auch 420 Euro im Monat nicht als „Dankeschön“ aus.
    Ich habe selbst vor vielen Jahren ein soziales Jahr abgeleistet und habe beruflich immer noch regelmäßig mit FSJlern zu tun und viel verändert hat sich leider nicht.

  8. 1.

    "ist wertvoll für unsere Gesellschaft" - abgesehen davon wie man zu (fast) kostenloser Arbeit, finanziert aus Steuergeldern, steht, ist festzustellen:
    Es ist wertvoller für ein Solidarsystem, wenn man schnell Einzahler, im ausgebildeten Beruf, geworden ist. Und rentenwirksam ist es auch...und einzahlende Lebensarbeitszeit kann noch sehr wichtig werden.

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