Großdemo in Berlin - Rund 80.000 Menschen solidarisieren sich mit den Protesten im Iran

Sa 22.10.22 | 19:25 Uhr
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Teilnehmer der Großdemonstration "Solidarität mit den Protestierenden im Iran" ziehen zum Startpunkt am Großen Stern. Von dort ziehen sie durch das Regierungsviertel. (Quelle: dpa/P. Zinken)
Video: rbb|24 | 27.10.2022 | Material: rbb|24, ARD aktuell | Bild: dpa/P. Zinken

Seit Wochen reißen die systemkritischen Proteste im Iran nicht ab. Auslöser war der Tod einer jungen Kurdin. Mit einer Großdemo haben am Samstag in Berlin rund 80.000 Menschen die Protestierenden im Iran unterstützt - deutlich mehr als erwartet.

An einer Solidaritäts-Demonstration für die Protestbewegung im Iran haben am Samstagnachmittag in Berlin zehntausende Menschen teilgenommen. Der Demonstrationszug führte von der Siegessäule über die John-Foster-Dulles-Allee und die Straße des 17. Juni zurück zum Großen Stern.

Neben zahlreichen kurdischen und iranischen Flaggen trugen die Teilnehmenden auch Plakate mit Aufschriften wie etwa "Free Iran", "Nein zur Diktatur" oder "Women Life Freedom". Immer wieder forderten die Demonstranten den Sturz des Islamischen Regierungssystems - sie riefen "Tod Chamenei". Ali Chamenei hat im Iran als Oberster Religionsführer und Staatsoberhaupt in allen wichtigen Belangen das letzte Wort. Die landesweiten Proteste hatte Chamenei jüngst als eine Verschwörung aus dem Ausland bezeichnet.

Demo-Teilnehmer auch aus anderen Ländern angereist

Nach Einschätzungen der Polizei waren am Nachmittag rund 80.000 Menschen vor Ort - die Organisatoren hatten rund 50.000 Teilnehmer erwartet. Die Demonstration verlief der Polizei zufolge "überwiegend störungsfrei". Zu Beginn wurde kurz Pyrotechnik gezündet.

In der Nacht und am frühen Morgen waren bereits zahlreiche Demonstrationsteilnehmer auch aus anderen europäischen Ländern angereist, um die systemkritischen Proteste im Iran zu unterstützten. Dutzende Reisebusse standen entlang der Straßen, die zur Siegessäule führen.

Angemeldet hatte die Demonstration das "Woman* Life Freedom Kollektiv", das sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung im Iran starkmachen will. Zahlreiche Organisationen unterstützten den Aufruf.

Kurdische Gemeinde legt Kranz vor iranischer Botschaft nieder

Auch der bekannte iranische Aktivist Hamed Esmaeilion hatte zu der Demonstration aufgerufen. "Wir laden die europäischen Bürger ein, nach Berlin zu kommen", schrieb Esmaeilion auf Twitter. Er sprach am Abend auf der Abschlusskundgebung.

Seit dem Tod seiner Frau und Tochter tritt Esmaeilion als Aktivist mit Protest-Organisationen im Ausland gegen die Islamische Republik auf. Seine Familie starb bei dem Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine nahe Teheran im Januar 2020.

Auch an der iranischen Botschaft in Berlin demonstrierten am Samstag mehrere Mitglieder der Kurdischen Gemeinde mit einer Kranzniederlegung und Schweigeminute gegen das gewaltsame Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte im Iran.

Proteste im Iran gegen Regierung

Auslöser der systemkritischen Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam.

Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. Auch in Berlin gab es in den vergangenen Wochen immer wieder Protestaktionen.

Auswärtiges Amt warnt vor Iran-Reisen

Für Reisen in den Iran besteht eine Warnung des Auswärtigen Amtes [auswaertiges-amt.de]. "Für deutsche Staatsangehörige besteht die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden. Vor allem Doppelstaater, die neben der deutschen auch noch die iranische Staatsangehörigkeit besitzen, sind gefährdet. In jüngster Vergangenheit kam es zu einer Vielzahl willkürlicher Verhaftungen ausländischer Staatsangehöriger", schreibt das Auswärtige Amt auf der eigenen Webseite.

Sendung: rbb24 Abendschau, 22.10.2022, 19:30 Uhr

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22 Kommentare

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  1. 22.

    Sieht so aus, als wolle die BRD kein Erdöl/-Gas aus dem Iran.
    Warten wir ab, bis unser Wirtschaftsminister auch dort einen Kniefall macht, wie bei den Khashoggi-Mördern in Saudi-Arabien.

  2. 21.

    Zitat: "In einer RBB-Sendung wurde gesagt, dass eine Ukrainerin sich vor russ. Flaggen fürchtet.
    Aber iranische Flaggen sind in Ordnung? Das ist Doppelmoral...."

    Was ist das denn für ein Quatsch, Sebastian? Die Leute, die hier mit Russlandfahnen durch die Straßen ziehen, befürworten nicht selten die Kreml Politik und wollen auch Ukraineflüchtlinge provozieren. Die Menschen, die heute demonstrieren, bekunden Solidarität und versetzen niemanden in Angst, der hierhin vor einem Angriffskrieg geflüchtet ist.

  3. 20.

    Sie widersprechen sich lieber Jens. Zum einen sagen sie, hier gäbe es Meinungsfreiheit, zum anderen wollen sie bestimmen wer für was zu demonstrieren hat. Oder lehnen sie die Demonstration ab, weil nicht alle 80000 ein Schild bei sich trugen auf dem stand "wir lieben Jens".

  4. 19.

    Die leben nicht alle hier, Sie sollten sich informieren. Aus Kanada, Norwegen usw. kommen Leute für die Demo nach Berlin.

  5. 18.

    Neben der Versammlungsfreiheit gibt es auch eine Meinungsfreiheit! Schicken Sie 80000 Menschen im Iran mit deutschen Fahnen auf die Straße, mal schauen was passiert.

  6. 17.

    Es ist schon mindestens reichlich arrogant, diesen 80.000 Menschen von der Couch aus in der "uns" Form Schande entgegen zu brüllen. Die Leute, die dort demonstrieren, leben nun mal hier und nicht im Iran und zeigen ihre Solidarität mit der dort vom Staat unterdrückten Bevölkerung. Was macht Sie daran so wütend, Jens?

  7. 16.

    Eine Schande ist Ihre Ausdrucksweise und Engstirnigkeit. Aus Ihrem Kommentar strahlt Ignoranz, die sich wertgebundene Gesellschaften, wie wir es sind, nicht leisten wollen. Deshalb wird hier bei Ihnen dankenswerter Weise demonstriert.

  8. 15.

    es geht um leben und tot, es geht um menschenrechte, und nicht einfach nur um ein grad mehr oder weniger in der wohnung oder um ein paar euro mehr oder weniger in der tasche,
    menschenleben gehen uns überall etwas an.

  9. 14.

    Gerne. Solche Regimes hassen internationale Aufmerksamkeit. Daher sind die Demonstrationen auch hier so wichtig!

  10. 13.

    Faszinierend !
    Keine 80.000 gegen die Maßnahmen unserer Bundesregierung , aber 80.000 gegen solch Zurückgebliebenen !

  11. 12.

    Eine Schande was hier passiert, fahrt in den Iran zum demonstrieren! Auch dieser Konflikt geht uns nichts an!

  12. 11.

    Keine Zeit, wegen Mitarbeit an energiesparenden Fahrwerken... Schließlich will man keine Zeit tot schlagen, sondern was bewegen. Zielerreichung? Zielerreichung, Zielerreichung...

  13. 10.

    Kann mir jemand erklären wie durch diese Demo Drcuk auf das Mullah Regime ausgeübt werden kann?

  14. 9.

    Hier herrscht Versammlungs- und Meinungsfreiheit, da kann man auf die Strasse gehen für was man will. Sonst könnte man die Gaspreisgegner ja auch nach Moskau schicken. Schließlich hat uns Putin ja den Mist eingebrockt.

  15. 8.

    Ihr Vergleich hinkt mächtig. Die offiziellen Fahnen des Mullahregimes unterscheiden sich von denen, die Oppositionelle auf Demos zeigen. Übrigens zeigen auch russische Oppositionelle andere Fahnen als das faschistische Kremlregime. Zudem zeigten sich die demonstrierenden IranerInnen durch Schilder und ukrainische Fahnen auch solidarisch mit den UkrainerInnen und stellten es als einen gemeinsamen Kampf dar. Auch liefen UkrainerInnen bei der Demo mit. Leute die die offizielle Russlansfahne auf Demos mitführen, äußern auch nicht selten ihren Hass gegen die Ukraine.

  16. 7.

    Die Demo ist btw. noch in vollem Gang, um 17.30 Uhr sind die letzten Gruppen erst losgelaufen. Wer also noch hin will: Ab zum großen Stern.

  17. 6.

    Liebes rbb24-Team, eine kleine Ergänzung muss ich an dieser Stelle machen: Das sind nicht einfach „Iran-Flaggen“, sondern die alten Iran-Flaggen mit den alten Symbolen Löwe und Sonne. Die Flaggen des Mullah-Regimes würde hier niemand zeigen und wenn, ist das islamische Emblem herausgeschnitten.
    Liebe Grüße
    Kathrin

  18. 5.

    "KEINE ausländischen Flaggen auf deutschem Boden bei Demos, fertig...."

    Für manche Regimekritiker ist das die einzige Möglichkeit zu protestieren und um auf Probleme aufmerksam zu machen.

    "Das ist Doppelmoral.... denn es sind ja beides Kriegspartein auch wenn der Anlass dieser Demo ein anderer ist. " Das ist eine arg konstruierte und sogar falsche Aussage.

    "Lasst uns doch einfach neutral bleiben." Manchmal kann man nicht neutral bleiben oder wollen sie auch ggü. anderen Diktaturen neutral bleiben?

  19. 4.

    Was soll das? Geht bitte dort demonstrieren.
    Hier könntet ihr z. Bsp. gegen die Gaspreise auf die Straße gehen.

  20. 2.

    In einer RBB-Sendung wurde gesagt, dass eine Ukrainerin sich vor russ. Flaggen fürchtet.
    Aber iranische Flaggen sind in Ordnung? Das ist Doppelmoral.... denn es sind ja beides Kriegspartein auch wenn der Anlass dieser Demo ein anderer ist.

    KEINE ausländischen Flaggen auf deutschem Boden bei Demos, fertig....
    Lasst uns doch einfach neutral bleiben.

  21. 1.

    Die Fahnen auf dem Foto sind keine des Irans, sondern kurdische!

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