Drohbriefe an Schulen geschickt - Corona-Leugner drohen Lehrern in Berlin mit Gewalt

Do 06.10.22 | 20:10 Uhr
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Symbolbild: Unterricht in einer Schule (Quelle: IMAGO/Gerhard Leber)
Audio: Radioeins | 06.10.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: imago-images/Gerhard Leber (Symbolbild)

Derzeit sind Drohbriefe von Corona-Leugnern an mehrere Schulen in Berlin im Umlauf. Lehrkräfte werden darin beschimpft und ihnen wird zum Teil brutale Gewalt angedroht, sollten im Herbst Corona-Maßnahmen an Schulen umgesetzt werden.

Mehrere Schulen in Berlin haben in den vergangenen Tagen Drohbriefe von militanten Corona-Leugnern erhalten. Insgesamt seien 34 Schulen in neun Bezirken betroffen gewesen, teilte Bildungsstaatssekretär Alexander Slotty am Donnerstag im Abgeordnetenhaus mit.

In den Briefen sei Lehrkräften teils brutale Gewalt angedroht worden, sollten im Herbst erneut Pandmiemaßnahmen an Schulen umgesetzt werden, so Slotty.

Seit 27. September sind 43 Strafanzeigen bei der Polizei eingegangen, wie ein Sprecher auf dpa-Anfrage sagte. Der Staatsschutz ermittelt.

43 Strafanzeigen bisher gestellt

"Es ist absolut inakzeptabel, dass unseren Berliner Lehrerinnen und Lehrern Gewalt angedroht wird", sagte Slotty. Auch die Bildungsverwaltung um Senatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) habe bereits Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet.

In den handschriftlich adressierten Kettenbriefen seien Lehrkräfte unter anderem als "Corona-Nazis" beschimpft worden. Die Absender hätten gedroht, einzelnen Personen an den jeweiligen Schulen "die Nase zu brechen" oder Lehrkräfte "aufzuschlitzen", zitierte die Bildungsverwaltung aus den Briefen.

Bildungspolitische Sprecher verurteilen Drohungen

Die bildungspolitischen Sprecher der Berliner Regierungskoalition verurteilten die Drohungen an die Lehrkräfte und begrüßten die Anzeige der Senatorin gegen Unbekannt. "Solchen Einschüchterungsversuchen müssen wir uns alle solidarisch entgegenstellen", heißt es in der Mitteilung von Marcel Hopp (SPD), Marianne Burkert-Eulitz und Louis Krüger (Grüne) sowie Franziska Brychcy (Linke). "Gleichzeitig bleiben wir als Koalition dabei, den Infektionsschutz an unseren Schulen hochzuhalten und je nach Infektionslage ggf. auch hochzufahren."

Aktuell keine Masken- oder Testpflicht an Schulen

Aktuell gilt an den Schulen keine Masken- oder Testpflicht. Beides könne aber wieder eingeführt werden, so die Bildungsverwaltung, "wenn dies zur Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems oder der sonstigen kritischen Infrastruktur erforderlich ist".

Laut aktuellem Lagebericht des Senats liegt die berlinweite Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei 289 und damit im roten Bereich. Allerdings belegen Covid-19-Patienten derzeit nur 4,9 Pozent der Intensivkapazitäten. Zudem haben 79 Prozent der Berlinerinnen und Berliner mehr als eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten.

Corona-Leugner und Gegner der Pandemiemaßnahmen, aber auch sogenannte "Reichsbürger", waren in der Vergangenheit wiederholt mit Drohungen und Einschüchterungsversuchen gegen Schul- und Kitaleitungen aufgefallen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.10.2022, 19:45 Uhr

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66 Kommentare

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  1. 66.

    Ok, achter Versuch mit Kopie an die StA Berlin.

    "Wie immer linksextreme Hetze ohne jeden Sinn und Verstand. Du hast vergessen meinen letzten Satz zu diffamieren. Was fällt dir hierzu ein? "Im Gegensatz zu ihnen hat das inzwischen auch die Bundesregierung erkannt und wird zukünftige Maßnahmen verhältnismäßiger gestalten."

    Bloß gut, dass Leute wie sie in diesem Staat keine Befugnisse haben und das in Deutschland (hier ausgenommen) Demokratie herrscht.


  2. 64.

    Stimmt, Jana (aus Kassel?), blau ist ja das neue braun.

  3. 63.

    "Handelt es sich vielleicht eher um extreme Corona-Maßnahmegegner? " Mit Coronaleugnern ist es wie mit Klimawandelleugnern. Erst wird beides komplett bestritten, dann ändert man die Taktik und geht dazu über Maßnahmen dagegen anzuzweifeln.

    Und zuletzt behauptet man noch "Ich leugne Corona übrigens nicht." Das Muster bleibt gleich.

  4. 62.

    @ es tut mir leid, Herr brandenburger, aber wir nehmen zu viel Rücksicht auf Schicksale der Täter. Hier wird zu Gewalt aufgerufen und Gewalt mit Todesfolge ist da auch kein Tabu. In dieser Konstellation ist mir das vormalige Schicksal der Täter (Idioten) Schei.egal. Bildung gehörte eher nicht zum Schicksal dieser Leute.

  5. 61.

    Haben die Lehrer auch anderen Menschen schwerste Körperverletzung angedroht, wie Nase brechen oder aufschlitzen? Nein. Es sind die Corona-Leugner, die damit drohen. Kennt man sonst nur von der Mafia. Einfach schlimm!

  6. 60.

    Corona leugnen ist zwar nicht verboten. Aber man sollte sich hinterher nicht beschweren, wenn man dann als Corona-Leugner dasteht. Ist logisch, oder ...

  7. 58.

    @ Jörg, jetzt müssen Sie mir (und wahrscheinlich einigen anderen) mal erklären, was der RBB damit zu tun hat. Auf die geschwurbelten Zusammenhänge bin ich jetzt mal gespannt.

  8. 57.

    "Handelt es sich vielleicht eher um extreme Corona-Maßnahmegegner? " Mit Coronaleugnern ist es wie mit Klimawandelleugnern. Erst wird beides komplett bestritten, dann ändert man die Taktik und geht dazu über Maßnahmen dagegen anzuzweifeln.

    Und zuletzt behauptet man noch "Ich leugne Corona übrigens nicht." Das Muster bleibt gleich.

  9. 56.

    Die Stimmung ist auf beiden Seiten aufgeheizt. Die Androhung von Straftaten erledigt das StGB sobald die Polizei die Täter ermittelt hat.

  10. 55.

    Lieber rbb!

    Was sind Coronaleugner? Ist es erwiesen, dass die mutmaßlichen Täter Corona leugnen? Ist Corona leugnen eine Straftat?
    Handelt es sich vielleicht eher um extreme Corona-Maßnahmegegner?
    Ich verurteile die Nötigung und Bedrohung, genauso, wie ich Mediensprech und pauschale Diffamierung in gebührenbezahlten ör Medien verurteile.
    Ich leugne Corona übrigens nicht.

  11. 54.

    " Niemand weiß, was für Schicksale dahinter stehen." Sie rechtfertigen damit also Gewaltandrohungen?


    "Trotzdem ist es falsch, diese Menschen als Idioten abzutun." Stimmt, das sind schlicht Kriminelle.

  12. 53.

    Nein, in Lynchstimmung sind die Corona-Leugner, die den Lehrern Gewalt androhen: Nase brechen, Körper aufschlitzen. Als Rache für zukünftige Schutzmaßnahmen gegen Corona. Das ist Androhung schwerster Straftaten und höchst kriminell.

  13. 51.

    Sorry, aber Sie wissen doch so gut wie ich, dass er nicht von der juristischen Urteilsfindung gesprochen hat, bei allem Respekt. Wenn es um die Logik "in die Enge getrieben"=> Tat geht: Dann müssten Sie das eine genauso verurteilen wie das andere. Sprich: Wenn Sie der Ansicht sind, linksextremistische Taten würden damit relativiert (was - wenn das der Fall ist - selbstverständlich ebenfalls klar zu verurteilen ist), dann müssten Sie doch bei allen anders motivierten Straftaten Relativierung genauso ansprechen und ablehnen. Aber das - ohne Ihnen irgendeine Befürwortung dieser Taten zu unterstellen - lese ich hier nicht heraus. Die wortreiche Beschreibung des Kontextes gilt für solche Täter anscheinend eher als für andere - falsch ist es m.E. genauso. Und letzter Punkt: Glauben Sie ernsthaft, dass diese Täter oder Leute, die so etwas nicht so schlimm finden, an einer "Versachlichung der Debatte" interessiert sind? Das muss den betroffenen Lehrkräften doch wie blanker Hohn vorkommen.

  14. 50.

    Kein Sinneswandel sondern ein anderer Steffen ist die Erklärung.
    Zur Klarstellung: Ich bin absolut nicht gegen Coronaschutzmaßnahmen, ganz im Gegenteil. Der Schutz von Risikogruppen ist essentiell. Die Mehrheit der Maßnahmen hierzulande ist aber inzwischen überzogen, widersprüchlich und wirkungslos und trotzdem macht die Politik einfach weiter. Jeder, der dies muss und das schließt mich selbst ein, kann sich eigenverantwortlich schützen und muss dies auch schon die ganze Zeit. Die ganzen Maßnahmen, die insbesondere unsere Kinder in soziale Bedrängnis und kaum aufzuholende Lernrückstände gebracht haben, hatten für mich absolut null Schutzwirkung.

  15. 49.

    Ach, Randberliner, wofür denn gleich schämen? (Euch großgeschrieben wäre höflicher gewesen, aber gut)Ich würde gerne wissen, was der letzte Satz von der Aussage davor wegnimmt?

    "Trotzdem ist es falsch, diese Menschen als Idioten abzutun. Niemand weiß, was für Schicksale dahinter stehen. Das alles mit fehlender Bildung abzutun zeugt von eigener fehlenden Bildung. Die anfänglichen Coronamaßnahmen haben Existenzen zerstört."

    Täter, die Lehrer als "Corona-Nazis" beschimpfen und ihnen Gewalt androhen, sollte man also nicht als "Idioten abtun". Denn es weiß ja niemand, was für Schicksale dahinterstehen, Begründung: Maßnahmen haben Existenzen zerstört.

    Was ändert der Umstand, dass die Bundesregierung ihre Maßnahmen aus der Sicht des Kommentators inzwischen verhältnismäßiger gestaltet hat, an diesem Werben für Verständnis in den Sätzen vorher? Ich sehe nicht, warum man irgendwas an diesem kriminellen Verhalten in Schutz nehmen sollte, sorry. Es gibt hier nichts zu relativieren.

  16. 48.

    Belege liefern alle Länder um uns herum und insbesondere der Langzeitvergleich Deutschland gegen Schweden.

    Schweden: Erste Welle mit katastrophalen Todeszahlen, seitdem extrem unter deutschem Niveau.
    Deutschland: Erste Welle gut überstanden, zweite Welle mit Schweden vergleichbar. Nichts aus dem Desaster dort gelernt und dieselben Fehler wiederholt, weil man überheblicherweise glaubte, alles im Griff zu haben.
    Fazit: Todeszahlen/Übersterblichkeit in beiden Ländern nahezu identisch. Nur hat Schweden die gesamten negativen sozialen Begleiterscheinungen insbesondere bei Kindern eben nicht! Im Übrigen ist die niedrigere Bevölkerungsdichte Schwedens kein Argument, da diese in den Städten sogar oft höher ist als hierzulande und die Urbanisierungsquote mit Deutschland nahezu identisch. Die Länder lassen sich also sehr gut miteinander vergleichen.

  17. 47.

    Warum so bissig, Namensvetter. Ganz Unrecht hat er ja wohl nicht. Nur all zu oft werden für linksradikale bis -extreme Straftaten auch verharmlosende Begründungen gesucht, in letzter Zeit sehr gern der Kampf gegen die Klimaerwärmung oder gegen angebliche soziale Benachteiligungen.
    Was Brandenburger im Übrigen korrekt ausführt, macht jedes Gericht. Die Motivlage ist ein wesentlicher Bestandteil der Urteilsfindung. Den Opfern kommt das nur all zu oft als Hohn vor, ist aber nun mal elementarer Teil unseres Rechtsstaates und nicht automatisch eine Verharmlosung von Taten. Fakt ist nämlich auch, dass in die Enge getriebene Täter eher zu Gewalt und weiteren Straftaten neigen. Es ist eben auch die Politik, die Lehrer in dieses Dilemma treibt, zwischen teils irrsinnigen Auflagen und den Interessen von Eltern und Schülern aufgerieben zu werden. Gegen Straftaten muss vorgegangen werden, keine Frage. Aber auch in der gesamten Diskussion muss mal wieder Sachlichkeit in den Vordergrund rücken.

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