"12-Punkte-Plan" für Schulen - Brandenburger Schüler sollen mehr in Deutsch und Mathe unterrichtet werden

Mi 19.10.22 | 15:56 Uhr
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Schüler einer Grundschule beim Matheunterricht. (Quelle: dpa/Frank Rumpenhorst)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.10.2022 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Frank Rumpenhorst

Viele Grundschüler in Brandenburg weisen laut einer aktuellen Studie Lernrückstände in Deutsch und Mathe auf. Bildungsministerin Ernst will deshalb nicht nur mehr, sondern auch besseren Unterricht in diesen Fächern anbieten. Helfen soll ein "12-Punkte-Plan".

Nach dem schlechten Abschneiden der Brandenburger Grundschüler in einem bundesweiten Bildungsvergleich hat Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) einen "12-Punkte-Plan" vorgestellt.

Lehrkräfte sollen demnach unter anderem öfter fortgebildet und in den Grundschulen soll mehr Deutsch und Mathematik unterrichtet werden. "Das sind Basiskompetenzen, die Schulen vermitteln müssen", sagte die Brandenburger Ministerin am Mittwoch. Die Details sollen noch ausgearbeitet werden. Dies betrifft etwa die Frage, welche Fächer dafür weniger unterrichtet werden.

Im jüngsten IQB-Bildungstrend der Bundesländer hatten die Viertklässler in Brandenburger Schulen nur hintere Plätze belegt. Die Viertklässler hatten vor allem bei der Rechtschreibung schlecht abgeschnitten. Aber auch beim Lesen, Zuhören und in Mathematik waren sie schlechter als im bundesweiten Durchschnitt.

Mehr Förderung ab kommendem Schuljahr

Ein neuer Rahmenlehrplan soll nun dafür sorgen, dass speziell Grundschüler in Brandenburg ab dem kommenden Schuljahr mehr im Bereich Lesen und Rechtschreibung gefördert werden.

Auch im Fach Mathematik müsse es stärker darum gehen, dass Kinder Gelerntes auch auf unbekannte Aufgaben anwenden könnten, so Bildungsministerin Britta Ernst. An Hamburger Grundschulen sei das tägliche Lesen inzwischen vorgeschrieben. Das habe sich im jüngsten Bildungstrend bereits positiv bemerkbar gemacht, so Ernst.

Ministerin gegen Verkleinerung der Klassen

Einer grundsätzlichen Verkleinerung der Klassen erteilte die Ministerin dagegen eine Absage: Kleinere Klassen würden nicht automatisch für bessere Lernergebnisse sorgen, so Ernst. Das hätten auch Studien gezeigt.

Es gehe vor allem darum, guten Unterricht zu gestalten, von dem möglichst viele Schülerinnen und Schüler profitierten. Allerdings sollen die Lehrkräfte künftig stärker von multiprofessionellen Teams unterstützt werden und besonders Brandenburger Schulen mit vielen Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen sollen künftig mehr Geld für zusätzliches Personal erhalten.

Kritik von den Linken

Kritik an dem Plan äußerte die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Dannenberg. Statt Ankündigungen brauche es Inhalte, so Dannenberg in einer Mitteilung: "Ein Konzept für den Ausbau ganztägiger Bildung liegt noch gar nicht vor, Stellen für multiprofessionelle Teams sind bisher nicht umgesetzt worden, eine produktive Kommunikation auf Augenhöhe mit den Schulen findet nicht statt, Schulleitungen sind mit Bürokratie zugeschüttet". Es könne nur selten an der Qualität des Unterrichts gearbeitet werden und Grundschulen seien personell unterbesetzt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.10.2022, 19:30 Uhr

43 Kommentare

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  1. 43.

    "Wenn jemand nicht kann, weil er nicht über entsprechende Deutschkenntnisse verfügt, dann muss er diese zwingend erlernen um in diesem Land bleiben zu dürfen und diese Verpflichtung sollte auch ohne Kinder eingefordert werden ..."

    Wir reden über das Land Brandenburg, in dem die Viertklässler genauso schlechte Deutschkenntnisse haben wie in Berlin, wo der Anteil von Lernenden mit einer anderen Muttersprache ungefähr viermal so hoch ist. Die Gründe können also nicht fehlende Deutschkenntnisse der Eltern sein. Schade, wenn man mit seinen xenophoben Vorurteilen frontal gegen die Wand fährt.

  2. 42.

    Dass in Berlin das Niveau in der Schule immer schlechter wird, regt doch keinen mehr auf. Geliefert wie bestellt im rot-rot-grünen Pippi-Langstrumpf-Bundesland. Mein Beileid an diejenigen, die ihr Kreuz woanders gemacht haben.
    Warum allerdings in Brandenburg auch vergleichbar schlechte Schulleistungen zu verzeichnen sind, ist unklar.

  3. 41.

    Ich sehe seit 13:00 der 35. (öffentliche) Sitzung des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport zu.
    Seit mehr als 2 Stunden ging es um die Lehrerausbildung.
    Da sträuben sich einem die Haare!
    Planlos, Ziellos und unwissend.
    So lässt sich das zusammenfassen.
    Die Beste war die Abgeordnete Dannenberg, die festgestellt hat, das 2016 ein Beschluß gefasst wurde und im nächsten Jahr begonnen wird zu evaluieren.
    Aber Frau Ernst weiß ja schon, das in der nächsten Zeit mehr studierte von Brandenburg nach Berlin gehen.
    Und von der Uni ist zu hören, das die Anwärter nach dem Bachelor als Quereinsteiger an die Schulen gehen, weil die sonst nicht wissen wie Sie Ihren Lebensunterhalt finanzieren sollen.
    Das ist doch mal ne Aussage!

  4. 40.

    Genau!! Viel mehr Praxis, Didaktik, Methodik etc. gehört in ein Lehramtsstudium. Ich wäre sogar für eine Art vorbereitendes Semester, um zu sehen, ob die-, derjenige überhaupt als Lehrer*in geeignet ist. Ich finde, dass man das schon sehr früh erkennen kann.

  5. 39.

    Quereinsteiger mit entsprechnden Hochschulabschluß im jeweiligen Fach haben für mich erst ab der Sekundarstufe (bevorzugt ab Sek II) etwa in der Schule zu suchen, wenn es hauptsächlich nur noch um Fachwissen geht und die Methodik zum Wissenserwerb bereits durch geschulte Pädagogen vermittelt wurde. Die durchwachsene pädagogische Qualität von Fachleuten konnte jeder der studiert hat sicher bei den Assistenten und Professoren an der Hochschule beobachten.

  6. 38.

    Ich habe seinerzeit noch an der PH (Pädagogische Hochschule) studiert. Dort wurde vor allem Pädagogik, Methodik,… für Grundschulen gelehrt, unterstützt durch viele Praktika. Somit kamen wir gut gerüstet in die Schulen. Ein Universitätsstudium in Germanistik und Mathematik ist für Grundschüler wirklich nicht notwendig! Vielleicht sollte darüber mal wieder nachgedacht werden?

  7. 37.

    Was viele nicht verstehen, dass kleinere Klassen auch weniger Korrekturen o.ä. bedeutet und sich dann mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts genommen werden kann. Hierbei entstünden sicher auch viel mehr neue und erstrebendswerte Unterrichtsmaterialien, die mehr den Lernenden der Gruppe angepasst werden könnten. Wir als Lehrpersonal hätten dann bei kleineren Gruppen viel mehr Möglichkeiten, 7ns mit einzelnen Schüler*innen intensiver zu befassen.

  8. 36.

    Ja und gerne auch für sie, was hat der Quereinsteiger in der Unterrichtung von Grundschülern zu suchen, wo es ausschließlich auf die Methodik ankommt.
    Ingenieure können sie in der Weiter-, Fortbildung oder an den Techniker- oder Fachhochschulen gewinnbringend einsetzen, aber doch nicht für den Unterricht von Grundschülern. Die sollten ausschließlich von ausgebildeten Grundschullehrern unterrichtet werden. Was ist das denn für eine Herangehensweisen und was für einen Output erwartet man denn eigentlich.

  9. 35.

    Es geht um die fachlichen Kompetenzen der Schüler. An denen mangelt es, weil bei Seiten- und Quereinsteigern die methodischen Kompetenzen fehlen. Was nützt mir als Lehrkraft das Fachwissen, wenn ich nicht weiß, wie man es vermittelt. Methodik ist das Werkzeug des Lehrers. Ohne diese Kenntnisse ist er so effektiv, wie ein Klempner ohne Werkzeug.

  10. 34.

    "Denn es gibt ja keine Lehrenden im Land Brandenburg, die es vielleicht wirklich wissen können."

    Wo wohl Frau Ernst die Infos herbekommt? Sie selber hat mal gesagt, wem sie für die "Crème de la Crème" der deutschen Bildungslandschaft hält.... Lehrer waren da nicht dabei.

  11. 33.

    „Es unterrichten viele Quer-und Seiteneinstejger, denen leider oft die methodischen Grundlagen fehlen.“
    Erstens würde das dann alle Fächer betreffen und nicht nur mit bestimmten Fächern korrelieren. Im Artikel ist aber ausdrücklich von Mathe und Deutsch (Kernfächer) also von fachlicher und nicht methodischer Kompetenz die Rede.
    Zweitens stellt sich mir die Frage, denn ich besuchte auch mal die Schule, warum heute keine Lehrer sondern sogenannte Quer- und Seiteneinsteiger unterrichten, deren Kompetenz offensichtlich nicht bei der Unterrichtung von Grundschülern liegen kann.

  12. 32.

    Warum so empfindlich? Auch ich kenne die Unzulänglichkeiten unseres Schulsystems wie Unmengen an Stundenausfällen und nicht vorhandene Lehrer. Trotzdem entbindet das doch nicht die Eltern davon sich um ihre Kinder zu kümmern. Das gelernte muss auch in der Praxis angewendet werden und hier können und meiner Meinung müssen Eltern unterstützend zur Seite stehen. Wenn jemand nicht kann, weil er nicht über entsprechende Deutschkenntnisse verfügt, dann muss er diese zwingend erlernen um in diesem Land bleiben zu dürfen und diese Verpflichtung sollte auch ohne Kinder eingefordert werden sowie Möglichkeiten zum Spracherwerb angeboten werden.

  13. 31.

    Tja, wenn man immer mehr Personal einspart, muss man eben Fächer zusammlegen, damit man Personal und Schulstunden für anderes frei hat. Ich sage nur Navi, Gewi...hieß früher mal Geschichte, Biologie, Physik...

    Und jetzt mache ich mich mal unbeliebt: ich hatte noch Samstags 4 Std. Schule! Wenn man das einspart geht auch das zu Lasten anderer Fächern. Da braucht man sich dann nicht wundern, wenn vieles andere "plötzlich" schlechter wird!

  14. 30.

    Die Erkenntnis ist inzwischen so alt, dass sie für etwa ein Drittel der Brandenburger wahrscheinlich völlig neu ist.
    Hoffen wir auf eine schnelle Umsetzung.

  15. 28.

    Es unterrichten viele Quer-und Seiteneinstejger, denen leider oft die methodischen Grundlagen fehlen. Ansonsten sind sie sehr engagiert.
    Problem ist aber auch der hohe Anteil an nicht muttersprachlichen Kindern. Die werden in der Statistik ja nicht herausgerechnet.

  16. 27.

    Auch die Ausbildung an der Universität könnte besser laufen. Die meisten Uni-Dozenten im Lehramt sind nur befristet angestellt und wechseln oft. Alle paar Jahre scheiden erfahrene Dozenten aus. Wegen der Sonderbefristung nach WissZVG weigern sich die Unis, erfahrene und (wegen Gehaltsstufenaufstiegen teurere Dozenten im unbefristeten Normalarbeitsverhältnis zu beschäftigen. Es kommen immer neue, günstigere, frische Absolventen nach, die erst noch hochschulische Lehrerfahrung sammeln und sich in den Stoff einarbeiten müssen. Aufgrund des Lehrermangels steigen Grundschullehrer in Berlin inzwischen mit der höchsten Gehaltsstufe ein und verdienen mehr als viele ihrer Dozenten. Wer arbeitet da noch an der Uni? Zudem werden Wissenschaftliche Mitarbeiter an Berliner und Brandenburgischen Hochschulen im Lehramt zu hohen Lehrdeputaten verpflichtet. Zum Forschen und die Lehre auf den neuesten Stand zu bringen, bleibt kaum Zeit. Liebe Landesregierung, nehmen Sie die Hochschulen in die Pflicht!

  17. 26.

    Einen branndenburger Schühler is eß vast unmöklih, richtich zu Scheiben. Doch ein Leerer säzen auv schreim nach Gehöa, die anneren auf klaschische Fiebel.
    Bein lehsen dat gleiche: die einen meinen, lesen lernt man durch den Floh und das Erkennen von winzig kleinen Bildchen auf schlechten kopienit 3 multiple choice antworten, die heißen 1. Masseur, 2. Ingenieur und 3. Saline. Auf dem Bild ist ein graues Dreieck. 99 % der Schüler kennen keines der 3 Wahlmöglichkeiten... Das ist leider aber Stoff der 1. Klasse.
    Sorry, die Grundschule hat mich schwer traumatisiert, mein Kind übrigens auch (-_-)

    Sobald man in eine weiterführende Schule wechselt, ist es besser, aber: was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr....

    Und nein, in der Grundschule MUSS man nicht wissen, wie sich der Bundesrat zusammen setzt. Oder warum Genfehler sich reproduzieren.

  18. 25.

    Das kann nur ein Teil der Lösung sein. Ich beobachte, daß die Schulen immer mehr Raumbedarf haben und (so möglich) immer weiter erweitert werden. Es war aber früher (nicht so weit früher) mit besserem Ergebnis und vergleichbaren (und auch größeren) Schülernzahlen an den Schulen möglich war, bei geringerem Raumbedarf Schule zu machen. Da könnte auch was in der Stundentafel bzw. später in diesem Kurssystem im Argen liegen, was zu diesem exorbitanten Platzbedarf führt aber keine Leistungssteigerung bringt.

  19. 24.

    Ich habe seit der 1. Klasse in Reihe gesessen.
    Im Unterricht war es meist streng und ruhig.
    Unterrichtet wurde immer nur von einer Person.
    Es geb ein warmes Mittagessen, Früh- und Späthort bei Bedarf.
    Es herrschte Ordnung, aber trotzdem bin ich jeden Tag gern zur Schule gegangen.
    Ich verstehe überhaupt nicht, was heute in den Schulen los ist.

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