Medienbericht - Union fordert Freiheitsstrafen für Straßenblockierer

So 06.11.22 | 10:53 Uhr
Archivbild: Klimaaktivisten haben ihre Hände am 03.11.2022 vor dem Berliner Hauptbahnhof am Asphalt festgeklebt. (Quelle: rbb24/Caroline Winkler)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.11.2022 | Nicola Graf | Bild: rbb24/Caroline Winkler

Nach Blockade-Aktionen und Attacken auf Kunstwerke durch die Gruppe "Letzte Generation" will die Union deren Aktivisten mit härteren Strafen belegen.

Ein entsprechender Antrag, der kommende Woche eingebracht werden soll, wird einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge derzeit vorbereitet.

Straßenblockierern, die die Durchfahrt von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten behindern, soll demnach künftig eine Mindestfreiheitsstrafe drohen, außerdem sollen Aktivisten bei Wiederholungsgefahr vorbeugend in Haft genommen werden können. Für die Beschädigung oder Zerstörung von Kulturgütern fordert die Union zudem eine Mindestfreiheitsstrafe anstatt der bislang geltenden Geldstrafe.

Klima-Protest dürfe "kein Freibrief für Straftaten sein", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der "Bild am Sonntag". Es brauche "deutlich härtere Strafen für Klima-Chaoten, um einer weiteren Radikalisierung in Teilen dieser Klimabewegung entgegenzuwirken und Nachahmer abzuschrecken", sagte der CSU-Politiker. Die Entstehung "einer Klima-RAF" müsse verhindert werden.

Polizei stellte Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung

Nach dem Tod einer von einem Betonmischer überrollten Radfahrerin in Berlin hat sich der gesellschaftliche Konflikt um die Folgen von Klimablockaden deutlich verschärft. Ein Rettungsfahrzeug war verzögert am Unfallort eingetroffen, weil es im Stau stand. Zur selben Zeit hatten Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" durch eine Demonstration auf der A100 den Verkehrsfluss ins Stocken gebracht. Die Berliner Polizei ermittelt gegen zwei Protestierende wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen.

Gleichzeitig berichtete am Freitag die "Süddeutsche Zeitung", dass die Notärztin entschieden haben soll, dass der Betonmischer ohnehin nicht mit dem Spezialfahrzeug angehoben werden sollte.

Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD), forderte die Demonstranten nach diesem Vorfall zum Umdenken auf. "Dieses schreckliche Ereignis muss ein Weckruf sein für all diejenigen, die von friedlichen Protesten sprechen", sagte Giffey der "Bild am Sonntag". Kritischer Protest gehöre in einer Demokratie dazu, er überschreite jedoch "definitiv jede Grenze, wenn er Menschenleben gefährdet", sagte die SPD-Politikerin. Es sei jetzt Aufgabe der Polizei und der Gerichte, die Umstände in solchen Fällen zu ermitteln und zu beurteilen.

In Berlin gab es nach Justizangaben bislang sechs Prozesse gegen Mitglieder der Letzten Generation, vier davon gegen Erwachsene. In diesen vier Fällen wurden jeweils Geldstrafen verhängt. Eine siebte Verhandlung fand am Freitag statt - eine 56-Jährige Aktivistin wurde wegen der Teilnahme an drei Blockaden im Januar und Februar ebenfalls zu einer Geldstrafe verurteilt.

Sendung: radioeins, 06.11.2022, 9 Uhr

Nächster Artikel