Debatte im Landtag - Was hinter dem immensen Doppelhaushalt in Brandenburg steckt

Mi 14.12.22 | 07:44 Uhr | Von Andreas B. Hewel
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Im Landtag in Potsdam halten die Abgeordneten am 16.11.2022 eine Sitzung ab (Quelle: dpa/Bernd Settnik)
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Video: rbb24 | 14.12.2022 | Ismahan Alboga | Bild: dpa/Bernd Settnik

Brandenburg will in den kommenden zwei Jahren über 33 Milliarden Euro ausgeben. Mit dieser immensen Summe soll auch das Hilfspaket des Landes finanziert werden, um die Belastungen etwa durch die Inflation abzufedern. Von Andreas B. Hewel

  • Die Landesregierung in Brandenburg will in den kommenden Jahren deutlich mehr Geld ausgeben als ursprünglich geplant: 33 statt 30,9 Milliarden Euro.
  • Die zusätzlichen Mittel sollen für Hilfspakete genutzt werden, um die Folgen der steigenden Energiepreise und der Inflation abzumildern.
  • Die Schuldenlast Brandenburgs steigt. Bislang waren Schulden vergleichsweise günstig. Die Zinsen machen die Schuldenaufnahme und Rückzahlung jedoch immer teurer.

Bis zur letzten Minute wurde an dem Haushaltsentwurf Brandenburgs gearbeitet. Für zwei Jahre soll er gelten. Aber nicht das macht ihn so schwer, sondern die unwägbaren Zeiten.

Im kommenden Jahr will Brandenburg 16,7 Milliarden Euro ausgeben. Eine riesige Summe, die bis auf eine Ausnahme noch nie so hoch war. In 2024 sollen die Ausgaben wieder leicht sinken auf immer noch enorme 16,4 Milliarden Euro.

Geplantes Haushaltsvolumen seit September deutlich gestiegen

Dass dieser Haushalt in seiner Dimension derart von seinem Entwurf von Ende September abweicht - damals hatte man für 2023 mit 15,4 Milliarden Euro gerechnet und für 2024 mit 15,5 Milliarden - liegt an einem Punkt: Es sind die Folgen und Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Eine riesige Inflation und explodierende Energiepreise machen es neben dem Bund auch für das Land unerlässlich, mit Hilfspakten die Kostenbelastungen für die Menschen und Unternehmen im Land abzumildern.

Zwei Milliarden Euro will man dafür im sogenannten Brandenburg-Paket in den kommenden beiden Jahren aufwenden. Und es sind vor allem diese zwei Milliarden Euro, die man jetzt noch schnell in den Haushalt mit aufgenommen hat. Kein Sondervermögen also neben dem Haushalt, kein Schattenhaushalt, sondern ein ganz regulärer Haushalt.

Einen größeren Jahresetat leistete sich das Land nur 2021. Damals allerdings hatte man mit einem Nachtragshaushalt nachgeholfen, um die Pandemiefolgen bekämpfen zu können. Ursprünglich also war der Haushalt kleiner gewesen. Mit dem Nachschlag stieg er 2021 auf immense 17,2 Milliarden Euro. Das ging nur, weil sich das Land eine deutliche Nettoneuverschuldung von über zwei Milliarden Euro gestattete.

Große Neuverschuldung notwendig

Die wird man auch in den kommenden beiden Jahren brauchen. Für 2023 ist eine Nettokreditaufnahme von 1,6 Milliarden Euro vorgesehen. Im Jahr 2024 kommen nochmal 826 Millionen Euro hinzu. Riesige Schuldensummen, von denen man sich eigentlich hatte verabschieden wollen.

Ab 2020 hatte sich das Land vorgenommen, keine Schulden mehr zu machen. Sogar in der Verfassung hatte man das festgeschrieben. Nur in besonderen Notlagen sollte das Verbot, neu Schulden zu machen, ausgesetzt werden dürfen. Dann kam Corona und jetzt der Krieg in der Ukraine. Die Notlagen sind seither zur Regel geworden. Null Euro neue Schulden hatte das Land zuletzt im Jahr 2018 gemacht.

Vier Ministerien bekommen über eine Milliarde Euro zur Verfügung

Den größten Einzelhaushalt wird im kommenden Jahr wie gewöhnlich das Bildungsministerium bekommen. 2,8 Milliarden Euro sollen ihm zur Verfügung stehen, 200 Millionen Euro mehr als in diesem Jahr. 422 neue Stellen für Lehrkräfte sollen unter anderem damit geschaffen werden und im Jahr drauf noch einmal weitere 330 Stellen. Auch die Beitragsfreiheit bei Kitas soll schrittweise weitergehen. Im August 2024 sollen die Beiträge dann ganz entfallen.

Den zweitgrößten Einzelhaushalt hat 2023 das Sozial- und Gesundheitsministerium. 1,5 Milliarden stehen hier bereit. An dritte Stelle folgt das Infrastrukturministerium mit 1,2 Milliarden Euro und das Wissenschaftsministerium mit 1,1 Milliarden Euro.

Einen Puffer hat das Land nicht mehr

Insgesamt ist der Doppelhaushalt der Versuch, die ausufernden Ausgaben des Landes in geordneten Bahnen zu halten. Dies zu tun, dafür hatte bereits der Landesrechnungshof diesen Herbst einen Warnschuss abgegeben. Die Krise dürfe nicht mit Blankoschecks bekämpft werden, hieß es. Die hat Finanzministerin Katrin Lange (SPD) nun zumindest formal vermieden. Der größte Teil des Brandenburger Hilfspakets ist in dem Haushaltsposten der "Allgemeinen Finanzverwaltung" verbucht worden. Dennoch bleibt die Gefahr, dass wie 2021 doch noch einmal ein Nachtragshaushalt fällig wird. Einen Puffer jedenfalls hat das Land nicht mehr.

Schulden auf Rekordniveau

Insgesamt steigen mit den Ausgaben auch die Gesamtschulden Brandenburgs. Dieses Jahr werden es voraussichtlich 22 Milliarden Euro werden. Bis 2024 aber klettern sie auf 24,3 Milliarden. Noch ist das zu verkraften, denn für die bisherigen Schulden hatte das Land es geschafft, günstige Kredite mit geringen Zinsen zu bekommen.

Für die neuen Schulden aber wird das nicht mehr gehen. Hier werden die Zinsen deutlich steigen. Wie sehr, das kann man jetzt schon sehen. Bislang zahlte das Land pro Jahr 227 Millionen Euro Zinsen für die Schulden. 2024 werden es schon 300 Millionen Euro sein.

Sendung: rbb24, 14.12.2022, 16:00 Uhr

Beitrag von Andreas B. Hewel

6 Kommentare

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  1. 6.

    In dem Bericht geht es um die Finanzen des Landes Brandenburg. Bei ihnen um Ausgaben des bundes. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das bildungsministerium erhält 2,4 Mrd. Euro, weil lesen bildet. Sollten Sie einfach drüber nachdenken, ehe sie was kommentieren.

  2. 5.

    Wer die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd. Schon eins organisiert? LOL

  3. 4.

    Könnte so kommen. "Der Schuldendienst wird uns den Hals zudrehen." Genauer eigentlich nicht der Schuldendienst sondern der dahinterstehende Gläubiger - damit wäre es interessant, über welche Gläubiger die Schulden des Landes gestreut sind.

  4. 3.

    Erst ein Schiff im Suezkanal, dann Corona und jetzt die Ukraine. Was soll denn noch alles für das Versagen der Politiker in Deutschland und der EU herhalten?

    Cum Ex (Der jetzige Bundeskanzler mit Amnesie, hat auf Millionen Euro zum Nachteil des Steuerzahlers verzichtet).
    Millionen/Milliarden Euro ohne Mehrwert und Prüfung ob die Leistung überhaupt erbracht wurde in Masken und Corona-Testungen verschleudert.
    Der Posten des Bundespräsidenten, der selbst bei Kündigung innerhalb weniger Wochen (s. Wulff), diesen auf Lebenszeit jährlich mit weit mehr als 100.00 € im Jahr versorgt.
    Dem 2. größten Bundestag nach China mit fast 1,5 Milliarden Einwohnern.

    Das sind nur einige wenige Beispiele, da kämen schon einigen Milliarden zusammen die jährlich eingespart werden könnten, ohne einen Nachteil für die Bevölkerung Deutschlands. Aber solange unsere Politiker sich noch tanzend und lachend bei ernsten Debatten oder in TikTok Videos präsentieren können, kann es so schlimm nicht sein.

  5. 2.

    Warum ist sparsames Haushalten kein anzustrebendes Ziel mehr? Keynes in allen Ehren und zur Politik Brünings will auch keiner zurück, aber so laufen wir in die Überschuldung wie z.B. in Italien. Die Konsequenz wird sein, dass immer weniger Spielraum für Investitionen bleiben wird. Der Schuldendienst wird uns den Hals zudrehen.

  6. 1.

    300 Millionen Zinszahlungen habe nichts mit dem Krieg zu tun. Sondern nur damit, dass Leute am Werk sind, die mit Geld nicht umgehen können. Es ist die Ideologie... die uns ins Verderben führt.

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