Beamte in andere Abteilungen versetzt - Berliner LKA ermittelt gegen 62 Polizeiangehörige wegen Gruppen-Chats

Fr 16.12.22 | 11:54 Uhr
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Polizei LKA, Martin-Luther-Straße, Schöneberg, Tempelhof-Schöneberg, Berlin, Deutschland 8Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.12.2022 | Peter Klinke | Bild: dpa/Schoening

Das LKA Berlin ist bei der Auswertung beschlagnahmter Beweismittel auf zwei polizeiinterne Chats gestoßen, in denen potenziell strafbare und disziplinarwürdige Inhalte geteilt wurden. Jetzt ermittelt das LKA in den Reihen der Polizei.

Beamte des Berliner Landeskriminalamtes haben Ermittlungen gegen 62 Polizeiangehörige wegen potenziell strafbarer oder disziplinarwürdiger Nachrichten in polizeiinternen Chat-Gruppen aufgenommen. Die Beschuldigten sollen Inhalte geteilt haben, die nach ersten Erkenntnissen "nicht strafrechtlich, aber disziplinar- und dienstrechtlich relevant" sein könnten, wie die Polizei am Freitag mitteilte.

Die Rollen der beteiligten Dienstkräfte reichten dabei von aktivem Tun bis zum Dulden der entsprechenden Inhalte. "Maßnahmen werden derzeit für alle Beteiligten dieser Chat-Gruppen geprüft", hieß es von der Polizei. Eine Sprecherin erklärte rbb|24, infolge der Untersuchungen seien einige Beamte bereits in andere Dienstbereiche versetzt worden.

Verdachts des Geheimnisverrats gegen fünf Polizeibeamte

Polizeipräsidentin Barbara Slowik erklärte, die Achtung der Menschenwürde und die Verfassungstreue seien Grundfeste des Polizeiberufs. Daher gehe das LKA nicht nur politisch motiviertem strafbaren Handeln von Polizeikräften nach, sondern prüfe auch Sachverhalte unterhalb der Strafbarkeitsschwelle auf arbeits- oder dienstrechtliche Verstöße, "die mit der Rolle und dem Selbstverständnis der Polizei Berlin nicht vereinbar sind."

Aufgefallen waren die Chats im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens, das bereits 2021 aufgenommen wurde: Die Staatsanwaltschaft und die Ermittlungsgruppe "Zentral" des LKA hatten damals wegen des Verdachts des Geheimnisverrats Durchsuchungsbeschlüsse bei fünf Polizeibeamten vollstreckt und dabei unter anderem Mobiltelefone beschlagnahmt.

Den fünf Beschuldigten wird vorgeworfen, in einer Chat-Gruppe mit zwölf Teilnehmern Nachrichten mit menschenverachtenden Inhalten versandt zu haben. Die Ermittlungen wurden seither auch wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole geführt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.12.2022, 12:00 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Wer hat diese Leute ausgebildet? Da muss man weit zurückgehen. 1955 war Adenauer in Moskau zu Verhandlungen. Er wollte die letzten Kriegsgefangenen mitbringen, was ihm auch gelang. Darunter waren viele Polizisten. Sie hatten in Sondereinsatzkommando diè Morde an Juden verübt. Den wenigsten geschah hier etwas. 4 wurden hingerichtet. Der Rest fiel unter Art.131 GG und wurde in der alten Stellung weiterbeschäftigt. Darunter waren auch Ausbilder. Eines ihrer Produkte war Karl-Heinz Kurras. Er erschoss Benno Ohnesorg und wurde nach 1989 als Stasiagent entlarvt. Er wurde nie verurteilt.
    Das was wir heute erleben, sind Nachwirkungen der Tätigkeit dieser 131er und ihrer Nacfolger. Wenn man damals schon aufmerksam gewesen wäre, hätte man uns Vieles erspart.

  2. 22.

    "Einfach lesenDie Ermittlungen wurden seither auch wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole geführt."

  3. 21.

    Im letzten Ansatz. Und tun Sie gleich bitte nicht so, als würden Sie diesen missverstehen...

  4. 20.

    Wo haben Sie denn im Artikel gefunden, dass es diesmal um rechte Umtriebe ginge?

  5. 19.

    Ich bin ganz Ihrer Meinung. Offensichtlich wurde jede/r eingestellt, der die Theorie-Blöcke und die Sportprüfung bestanden hat. Auf die Prüfung der Gesinnung/Verfassungstreue, die durch einen entsprechenden Fragenkatalog eines Profilers, in persönlichen Gesprächen, festgestellt werden könnte, wurde bisher kein Wert gelegen. Es wurde und wird ja dringend Personal benötigt.

  6. 18.

    Warum wurden die Polizeibeamten versetzt? Sind das Vertuschungsversuche? Denkt man, man könne somit das "Rechts-Ruck-Pronlem" lösen? Mir erklärt sich nicht der Sinn dieser Versetzungen? Das Problem besteht doch immer noch, nur woanders.

  7. 17.

    So - So - So viele Einzelfälle!

  8. 16.

    Solche Relativierungen dienen nur dazu, jedes Verbrechen und jede Sauerei zu entschuldigen

  9. 15.

    Zitat: "So wird ja nichtmal im krimminellem Umfeld ermittelt." ". . . wie kommen denn die die ermitteln an die Chatverläufe."

    Mit Ihrer pauschalen Unterstellung bzw. Behauptung, gegen diese Polizisten werde härter als gegen Kriminelle ermittelt, liegen sie um einiges neben der Realität. Wobei Ihre Intention offenbar darin besteht, menschenverachtende oder ggf. sogar verfassungsfeindliche Tendenzen bei den betreffenden Beamten herunterzuspielen und ihnen einen 'Opferstatus' anzudichten. Und wie die Ermittler an die Chatprotokolle gekommen sind, steht in vorletzten Absatz des Artikels, Berta.

  10. 14.

    Ja, die Frage ist erlaubt, aber wenn es um Polizeibeamte geht, und wenn in Berlin einige von ihnen einen berechtigten Grund liefern, dann muss es den Verfassungsschutz besonders interessieren, dann sollte jeder Verdacht nachgeprüft werden, und auch ansonsten gilt bei Beamten auf Lebenszeit in solchen Positionen::"Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser"
    Übrigens, die Polizei ist mit besonderen Kompetenzen und Befugnissen ausgestattet,

  11. 13.

    Menschen mit eindeutiger Gesinnung haben bei der Polizei nichts zu suchen. Jetzt raten sie mal warum die Neuköllner Terrorserie jahrzehntelang weitergehen konnte, es eine "Panne" nach der anderen gab und die dringend Tatverdächtigen gewarnt wurden, nicht gegen sie ermittelt wurde und sogar Unterstützung durch Staatsanwälte bekamen?

    Das ist hier nur die Spitze des Eisbergs.

  12. 12.

    Klar, das Problem ist, wie die Ermittler an die Chatverläufe gekommen sind und nicht, dass verfassungsfeindliche Tendenzen unter den Beamten vorkommen. Sie haben es erkannt (Ironie aus).

  13. 11.

    Anscheinend aber Menschen, deren Gesinnung nicht für die Polizei geeignet ist (und eigentlich auch nirgendwo sonst...).

  14. 9.

    @Stefan Berg
    Hier steht:"Einige wurden versetzt. "
    Wie kommen Sie auf alle? Haben Sie besondere Beziehungen?

  15. 8.

    Der Einzelfallbeauftragte bitte in den Besprechungsraum 1, der Einzelfallbeauftrage bitte.

  16. 7.

    So wird ja nichtmal im krimminellem Umfeld ermittelt. Dort benötigt man einen anfachsverdacht und einen richterlichen Beschluss. Ansonsten Datenschutz. Hier ist dochmal die Frage erlaubt wie kommen denn die die ermitteln an die Chatverläufe.

  17. 6.

    Man gewinnt den Eindruck, dass die Überprüfung der Verfassungstreue für angehende Polizisten nicht ausreichend ist. Gerade im Bereich rechte Gesinnung...

  18. 5.

    Schaut mal wer die eingestellt hat?

  19. 4.

    62 Einzelfälle! Kann ja mal passiern. Aber alle schon versetzt. Na dann ist ja Besserung in Sicht.

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