Reaktivierung von historischer Strecke - Vorplanungen für Potsdamer Stammbahn sollen 26 Millionen kosten

Di 03.01.23 | 18:11 Uhr
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Archivbild: Gleis in der Nähe des S-Bahnhof Zehlendorf an der stillgelegten Strecke der Stammbahn zwischen Berlin-Zehlendorf und Potsdam-Griebnitzsee. (Quelle: imago images/M. Müller)
Audio: rbb24 Inforadio | 03.01.2023 | Kerstin Topp | Bild: imago images/M. Müller

Die Deutsche Bahn kann mit den Vorplanungen für eine neue zweigleisige Strecke zwischen Berlin-Mitte und Potsdam beginnen. Innerhalb von vier Jahren sollen diese abgeschlossen sein. Bis die ersten Züge rollen könnten, dürfte es aber dauern.

Die Vorplanungen für die Potsdamer Stammbahnen können aufgenommen werden. Am Dienstag teilten die Deutsche Bahn und der Verkehrsbund Berlin Brandenburg (VBB) gemeinsam mit den involvierten Ländern mit, dass die Finanzierung für diesen ersten Schritt stehe. Berlin und Brandenburg haben sich demnach dazu verpflichtet insgesamt rund 26 Millionen dafür bereitzustellen.

Die Vorplanungen sollen laut der Vereinbarung von der Deutschen Bahn 2026 abgeschlossen werden. Ziel ist es, die weitestgehend stillgelegte Strecke als moderne, zweigleisige, elektrifizierte Bahntrasse für Regionalzüge neu zu erschaffen. Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) teilte zur erwarteten Fertigstellung mit: "Eine Inbetriebnahme im Jahr 2038 - dem 200. Jubiläum der Strecke - wäre eine gute Zielmarke."

In einer ersten Stufe wolle man einen umfänglichen Überblick des Abschnittes Griebnitzsee-Zehlendorf-Potsdamer Platz einholen, hieß es.

Neue Strecke soll Kapazitäten deutlich erhöhen

Bei der Potsdamer Stammbahn handelt es sich um eine historische Bahnstrecke zwischen dem Postdamer Bahnhof in Berlin-Mitte und dem Hauptbahnhof in Potsdam. Mit der Teilung Deutschlands und Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg fiel die Strecke in Vergessenheit, heute ist sie weitestgehend stillgelegt.

Ein Wiederaufbau der alten Strecke könnte den Pendlerverkehr zwischen Potsdam und Berlin massiv entlasten, so die Hoffnung der Beteiligten. Insbesondere die hochfrequentierte Stadtbahnstrecke könne so entlastet werden, hieß es. "Wir wollen, dass die Potsdamer Stammbahn die hoch frequentierte Stadtbahn in Berlin mit einer neuen Pendler*innen-Strecke aus Südwest ergänzt und noch bessere Verbindungen bietet", so Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne).

Drei zusätzliche Haltestellen in der Region

Das Gesamtkonzept mit dem Projektnamen "i2030-Korridor Potsdamer Stammbahn+" sieht auch vor, dass der südöstliche Berliner Innenring zweigleisig bis zum Ostkreuz ausgebaut wird. So sollen auch Züge aus dem Osten Berlins besser an Potsdam angebunden werden. Für die Planung dieser Strecke, werde eine separate Finanzierung vereinbart, hieß es in einer Pressemitteilung.

Außerdem könnten drei Gemeinden Haltestellen für Regionalzüge bekommen: Der Bahnhof in Potsdam Griebnitzsee soll dazu erweitert werden, der Bahnhof Europarc Dreilinden neu errichtet und die stillgelegte Haltestelle Düppel-Kleinmachnow reaktiviert werden.

Ein Bündnis aus Anwohnern und Naturschützern kritisiert hingegen die Pläne. Der Bau einer Beton-Trasse würde Wohngebiete zerschneiden und Wald vernichten. Eine Initiative schlägt vor, stattdessen Züge ab Zehlendorf einen Schlenker über Wannsee fahren zu lassen, über ein brachliegendes Gleis entlang der S-Bahn.

Die geplante Strecke der Stammnbahn zwischen Berlin und Potsdam
| Bild: VBB | rbb24 | OpenStreetMap contributors

Sendung: rbb24 Abendschau, 3.1.2023, 19.30 Uhr

66 Kommentare

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  1. 66.

    Wäre Ihnen die Formulierung "schallende Ohrfeige" lieber?
    https://www.bund-brandenburg.de/service/meldungen/detail/news/zeit-fuer-die-stammbahn/

  2. 65.

    In diesem Kommentarstrang geht aber um die zu Naturschützern mutierten NIMBYs, die der RBB hinter der dpa-Melding angeführt hat.

    Das KNV ist ein anderes Thema. Man muss kein angeblicher Insider sein, um die Kosten als potentiellen Show Stopper zu erkennen. Auch in den Medien ist das seit Jahren immer wieder Thema. Bekanntlich sollen im Rahmen des Deutschlandtaktes ICE über die Stammbahn führen bzw. laut NIMBY-BI "donnern", nicht nur vier RE pro Stunde. Das scheint so mancher aber gerne zu ignorieren. Zur Ermittlung der Kosten bedarf es aber einer seriösen Planungsgrundlage.

  3. 63.

    Ich glaube, Sie legen sich jetzt etwas ein klein wenig zurecht. Von Stummsein und Stummbleiben kann m. E. nicht die Rede sein. Eher ist es so, dass alle Argumente ausgetauscht worden sind und auf Seiten der Stammbahn-Gegner letztlich der Wille zur Ungestörtheit zurückbleibt, was allerdings nur ein Relikt absurder Teilung gewesen ist.

    Bei Neubauprojekten - jene also, die noch nicht zuvor dagewesen sind - ist in der Tat abzuwägen, was an Infrastruktur eigentlich noch hinzukommen soll, wenn oft genug die Maximalste aller Lösungen gesucht wird, nicht aber die für einen Zweck sinnvolle spezifische Lösun g, die dann ggf. kleiner ausfällt. Das betrifft dann Straßenbau und Schienenverkehr gleichermaßen.

  4. 62.

    26 Millionen Euro für Vorplanungen sind ein ganz schöner Hammer.
    Da sind andere Bahnstrecken aber kostengünstiger und einfacher zu reaktivieren, im Berliner Umland.
    Da bleiben ja für Planung und Bauausführung, nachher gar keine Gelder übrig.

  5. 61.

    Ich stimme in diesem Fall Alfred Neumann sehr wohl zu: Umweltschutz ist die Eintrittskarte für derlei Initiativen und derlei Klagen, weil mit dem behaupteten (oder sogar tatsächlichen) Wertverlust des Grundstücks weniger Zustimmung eingeholt werden kann als mit Umweltschutz.

    Und ich wiederhole es jetzt hier auch: In aller Regel sind die Klagenden die gleichen Menschen, die jahrzehntelang die Einheit Berlins und die Einheit Deutschlands hochgehalten haben, doch selber genau gegenteilig handelten - so, als wäre die nichtentwidmete Schienenstrecke gefälligst auf Immer & Ewig ohne Züge zu halten.

    Den eigenen Irrtum einzugestehen fällt den meisten Menschen offenbar schwer und hier im Besonderen.

  6. 60.

    Nicht traurig sein Herr Neumann, aber hier wissen Sie auch nicht alles. Meine zuverlässigen Quellen besagen mir zu diesem Thema etwas anderes. Es geht nicht nur um den Naturschutz, sondern um die Sinnhaftigkeit des Vorhabens über die alte Trasse, da es mehr als genug kostengünstigere Alternativen gibt. Die Nähe Bund und pro Stammbahn ist sehr differenziert zu betrachten. Warten wir mal die NKU ab, jetzt werden erstmal 26 Millionen verbraten, statt den Haushalt zu entlasten.

  7. 59.

    Einfach die Kommentere vorm einfachen Posten lesen ...
    Kommentar 4 von Sören aus Pankow ergibt die Antwort: DREI JAHRE (und 3 Monate Vorlauf) - aber hier gab es natürlich keine blockierenden Umweltschützer und Anwohner:

    Im Monat Mai des Jahres 1835 legt der Berliner Robert, dem König (Friedrich Wilhelm III.) den Plan zum Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen den Residenzstädten Berlin und Potsdam vor.
    Schon am 10. August 1837 können die Erdbauarbeiten mit einer vorläufigen Erlaubnis beginnen Bereits ein Jahr später kann der Streckenabschnitt von Potsdam bis Zehlendorf am 22. September 1838 eingeweiht werden und ab 29. Oktober die Gesamtstrecke, also auch der weitere Streckenabschnitt, von Zehlendorf bis Berlin, Potsdamer Bahnhof.

  8. 58.

    Gleisbauer bei der Bahn, oder Asphaltierer im Straßenbau sind wahrscheinlich auch nicht die Traumberufe der jüngeren Generationen ?
    Da können auch noch so viele Fachkräfte zuwandern, für neue Bauvorhaben und Infrastruktur, wird es wohl nur wenige Arbeitskräfte geben - da sieht es bei der Planung noch etwas besser aus.
    Dazu noch die langwierigen Europaweiten Ausschreibungen, die natürlich auch Geld und Zeit kosten.

  9. 57.

    Sie halten etwas für unabänderlich, was "nur" eine Folge vernachlässigter Organisation ist.

  10. 56.

    Ja, eine privat finanzierte Auto-Fabrik zu bauen, geht natürlich schneller, als öffentliche Infrastruktur zu planen.
    Flächenland Brandenburg sieht ja auch ohne Auto/ ob Verbrenner oder E.-Auto, sehr schlecht aus - Kommunen/Städte ohne Bahnanbindung und Busse die am Wochenende/Feiertage sowieso nie fahren, oder auch jede ,,Milchkanne,, und jeden Dorfplatz anfahren und dadurch viel zu langsam sind, auf maroden holprigen Landstraßen.

  11. 55.

    Es ist doch schon mal gut das in den letzten Jahren, überhaupt schon mal, über Neue/Alte Bahnstrecken nachgedacht und diskutiert wird.
    Es ist nur unheimlich schade und auch frustrierend, das die Zeiträume für Vorplanungen und Planung, so unheimlich lang sind.
    Bei jedem Infrastruktur Projekt in der BRD, gibt es auch sehr viele Kritiker und Gegner, aber die Befürworter:innen neuer Infrastruktur sind stumm und verteidigen ihre Meinung auch nicht mehr.
    Wo Arbeitsplätze oder neue Infrastruktur geschaffen werden soll, sind negative und engstirnige Meinungen, leider nie sehr weit ?!

  12. 54.

    es soll autofreie Zonen geben, wo man zwar saubere Luft atmen kann, aber im Späti & Co für die völlig kfz-Abhängigen Autoabgasgestank zum Inhallieren kaufen kann

  13. 53.

    Und warum Teilungsbedingte Lücken in der Infrastruktur im vereinten Deutschland, nach mehr als 3 Jahrzehnten, immer noch nicht geschlossen wurden ?
    Aber wer möchte auch schon bei diesem heissem und trockenen Klima, noch draussen und dann auch noch körperlich, arbeiten - da ist vorplanen, planen und immer und immer wieder, nach-und umplanen, schon einfacher und unkomplizierter.

  14. 52.

    Gut erkannt Thomas, aber was erwarten Sie bei dem Fachkräftemangel in der Politik an durchdachten Entscheidungen? Der Steuerzahler darf dies bezahlen, ob Vorplanung oder eventuell ein schön gerechnetes Vorhaben.

  15. 51.

    "Bei der Stammbahn muss akribisch der Nachweis übersteigenden Nutzens ggü. den Kosten nachgewiesen werden. Das heißt per se, dass der Einwohnerentwicklung quasi hinterhergelaufen wird und die Bahn der Entwicklung hinterherhinkt, während der Autobahnbau (ideologisch) als vorlaufende Investition betrachtet wird. "

    Auf den Punkt gebracht!

  16. 50.

    Mich würde interessieren, wie lange hat der Bau vor 200 Jahren gedauert ?

  17. 49.

    Der Ausbau des ÖPNV dauert doch viel zu lange und geht sowieso nicht voran.
    Das Auto bleibt in Brandenburg die Zukunft und das auf sehr lange Zeit.
    Ist wahrscheinlich von unserer Regierung auch gewollt ?

  18. 48.

    Immer wieder das Gejammer derjenigen, die sich an den Windschatten der Berliner Mauer gewöhnt haben....
    Und Umweltschützer haben etwas gegen ein mit Strom betriebenes Verkehrsmittel, das möglicherweise Menschen davon abbringt, mit dem Auto zu fahren?
    Irgendwie sind die Umweltschützer wohl auch nicht mehr das, was sie mal waren...

  19. 47.

    Ich meine -- natürlich eine Schienenverbindung, das sollte Ihnen als "Diskutierfuchs" bekannt sein. Als gelernter BRD-Bürger würde ich erst einmal in die vorh. Dukmente/Verträge gucken:Also erst einmal die Aussagen der Gemeinsamen Landesplanung und den betr. Flächennutzungsplanungen checken. Man fängt ja nicht bei Null an. Ich hoffe, dass das Einsehen dieser Aussagen nicht 3 Jahre dauern kann, denn ich gehe davon aus, dass das keine "Schnapsidee" ist und ein Trassenkorridor schon länger mehr oder weniger freigehalten wurde. Sollte man ihn überbaut haben, dann kann man sofort die Freiräumung beantragen. Ein Rechtsamt wird doch jede Verwaltung haben oder nicht? Aber Sie wissen natürl. auch, dass sich Politik gern auch mal über die Fachmeinungen hinwegsetzt. Da es der ÖPNV nun endl. in das Bewusstsein der Gesellsch. geschafft hat, Klimaschutz gesetzl. durchzuführen ist, sollte es keine 15 Jahre dauern, bis der erste Zug fährt!

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