Krieg in der Ukraine - Tausende demonstrieren in Berlin zum Jahrestag des russischen Angriffs

Fr 24.02.23 | 21:10 Uhr
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Demo am Brandenburger Tor (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Abendschau | 24.02.2023 | A. Breitfeld, N. Siegmund | Bild: rbb

Tausende Menschen haben am Freitag in Berlin für den Abzug russischer Truppen aus der Ukraine demonstriert. Anlass war der Jahrestag der Invasion. Auch bei anderen Aktionen in Berlin und Brandenburg wurde Solidarität mit der Ukraine gezeigt.

Ein Jahr nach Beginn des Krieges haben sich tausende Menschen in Berlin solidarisch mit den Menschen in der Ukraine gezeigt.

Am Nachmittag zog unter dem Titel "Wir werden nie vergessen" ein Demonstrationszug von der Karl-Marx-Allee zur russischen Botschaft an der Straße Unter den Linden und weiter zum Brandenburger Tor. Auf der dortigen Kundgebung sprachen am Abend auch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev. Das Brandenburger Tor wurde blau-gelb angestrahlt.

Mindestens 10.000 Menschen nahmen an der Demonstration teil, wie die Polizei am Abend mitteilte. Angemeldet waren 12.500 Menschen. Bis auf einen Eierwurf auf die russische Botschaft kam es der Polizei zufolge zu keinen Zwischenfällen.

Am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine wird in Berlin das Brandenburger Tor in den Farben der ukrainischen Nationalflagge angestrahlt. (Quelle: rbb/Helena Daehler)
Das Brandenburger Tor in den ukrainischen Nationalfarben | Bild: rbb/Helena Daehler

Am Startpunkt der Demonstration ist das berühmte Café Moskau als Zeichen der Solidarität vorübergehend in Café Kiew umbenannt worden. Vor der russischen Botschaft nahe dem Brandenburger Tor skandierten die Menschen: "Russland ist ein Terrorstaat". Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer schwenkten ukrainische Flaggen. Immer wieder riefen sie "Freiheit für die Ukraine" und "Stoppt den Krieg".

Sie freue sich sehr über die Solidarität, auch von vielen Deutschen, die zu der Demonstration gekommen seien, sagte Mitorganisatorin Krista-Marija Läbe am Abend in der rbb24-Abendschau. "Für uns ist das ein wirklich starkes Zeichen, dass wir nicht alleine sind." Sie wies darauf hin, dass die Menschen in der Ukraine sich bereits neun Jahre im Krieg befänden, weil die Ost-Ukraine und die Krim zum Teil schon seit 2014 besetzt seien.

Zur Teilnahme an der Demonstration hatte auch das Internationale Literaturfestival Berlin aufgerufen. Den Aufruf unter dem Motto "Das Ungeheuerliche nicht hinnehmen" hatten unter anderen die Schriftstellerinnen Elfriede Jelinek und Herta Müller sowie die Historiker Karl Schlögel und Timothy Snyder unterzeichnet.

Russland hatte genau vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Dazu finden in Berlin und Brandenburg am Freitag und auch am Wochenende weitere Demonstrationen, Gedenkveranstaltungen und Protestzügen statt.

So hatten Schüler eine Demonstration am Freitagmittag in der Straße unter den Linden organisiert, die Polizei zählte etwa 500 Teilnehmer. Zudem waren ein "Trauerweg" von der ukrainischen Botschaft zum Brandenburger Tor, ein "Friedenszug" vom Neptunbrunnen zum Reichstag und eine Protestaktion auf dem Anton-Sefkow-Platz in Lichtenberg angekündigt.

Vor der russischen Botschaft wurde am Freitagmorgen ein zerstörter russischer T-72 Panzer aufgestellt. Dort versammelten sich am Abend hunderte Menschen, einige stellten an dem Panzerwrack Kerzen auf.

Bei der zentralen Veranstaltung zum ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine wies Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue darauf hin, dass Deutschland heute deren größter Unterstützer in Europa sei - auch militärisch. Zu der Veranstaltung am Freitagvormittag hatte der Bundespräsident zusammen mit dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, ins Schloss Bellevue eingeladen.

Putin setze darauf, dass die Verbündeten der Ukraine müde würden, abstumpften und wegschauten. "Diesen Gefallen werden wir ihm nicht tun", betonte Steinmeier. Wenn Putin ernsthaft ein Ende des Krieges wolle, müssten sich seine Truppen zurückziehen. Erst das öffne den Weg zu Verhandlungen.

Unterdessen kündigte das Verteidigungsministerium am Freitag an, die Zahl der Leopard-2-Kampfpanzer, die an die Ukraine geliefert werden sollen, von 14 auf 18 zu erhöhen. [tagesschau.de]

Gedenken, Demonstrationen und ein Panzerwrack in Berlin

Auch in Brandenburg wurde der Opfer in der Ukraine gedacht und ein Ende des Krieges gefordert.

In einer Rede im Parlament sagte Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) am Freitagvormittag: "Wir werden uns nicht an den Krieg gewöhnen." Auf der Tribüne verfolgten auch Geflüchtete aus der Ukraine die Reden. In Brandenburg sind seit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 rund 30.000 ukrainische Staatsangehörige aufgenommen worden. Liedtke sagte, sie wünsche sich, dass viele Menschen in Russland aus Protest gegen den Krieg auf die Straße gingen. Die ukrainische Gesandte Iryna Samchenko sagte bei der Gedenkveranstaltung im Landtag: "Der russische Terror kennt keine Grenzen. Er kann und muss gestoppt werden." Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sicherte der Ukraine weitere Solidarität zu.

In Frankfurt (Oder) demonstrierten am Freitag mindestens 500 Menschen gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. (Quelle: rbb/Robert Schwaß)Auch in Frankfurt (Oder) demonstrierten Menschen gegen den Krieg in der Ukraine |

Auf dem Campus der Viadrina in Frankfurt (Oder) kamen am Abend mindestens 500 Menschen zusammen und bekundeten ihre Solidarität mit der Ukraine. Frankfurter, Studierende und Geflüchtete zogen gemeinsam von der Universität aus durchs Stadtzentrum bis zur Oderbrücke. Bereits am Nachmittag sollte in der Stadt die Friedensglocke läuten.

Mitglieder der Partei Bündnis90/Die Grünen hissten am Morgen die ukrainische Flagge am sowjetischen Ehrenmal in Grünheide. Allerdings wehte sie dort nur wenige Stunden, sie wurde später im Auftrag des Ordnungsamtes entfernt.

Am Abend war in Potsdam eine Friedenskundgebung auf dem Alten Markt geplant. Am Sonntag wird unter dem Motto "Mut, Hoffnung, Zuversicht - ein Jahr Krieg in der Ukraine" in der St. Nikolaikirche ein Solidaritätskonzert mit dem Europe Symphony Orchestra organisiert.

Korrekturhinweis: Wir hatten zunächst berichtet, dass bei der Veranstaltung "Den Frieden gewinnen, nicht den Krieg" 12.500 Teilnehmende erwaretet werden. Dem ist nicht so.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.02.2023, 8 Uhr

90 Kommentare

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  1. 90.

    Friedenskundgebungen sind gut.Sie sind ja auch so eine Art Aufforderung den Krieg zu beenden.Und wehe nicht.Wo soll das enden?Ed ist doch illosirisch zu glauben das die Ukraine den Russen standhalten werden.Eine Atommacht,wenn sie in die Enge getrieben wird,wird erbarmungslos reagieren.Die NATO wird sich aber zurückhalten müssen,sonst wird aus der Zeitenwende ein Weltenbrand,und den gewinnt dann keiner mehr.Denkt an die 99 Luftballons.

  2. 89.

    Sie vergessen das die Bundesrepublik ein Mitglied der NATO ist, so wie auch die USA, und die USA unterhält hier einen Stützpunkt als NATO Partner.

    Mit der Wiedervereinigung ging die Besatzungszeit entgültig zu Ende.

  3. 88.

    Rußland ist ein föderativer Staat, es gibt dort nicht nur Russisch als alleinige Amtssprache, sondern auch in mehreren Regionen lokal gültige weitere Amtssprachen.

  4. 87.

    "Ohne Amis wäre ganz Deutschland zur DDR geworden. "
    Spricht ja nicht gerade für Ihre im Westen viel propagierte Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und "Freiheit" ;-)

  5. 86.

    Kennen Sie fie Definition eines totalen Krieg?

    Russland führt gegen die Ukraine einen totalen Krieg. Ohne jede Rücksicht, ja sogar gezielt gegen die Zivilbevölkerung.

    Andersherum die Ukraine führt keinen totalen Krieg gegen Russland, sondern hält sich an übliche Kriegsrechtskonventionen.

  6. 84.

    HG, nicht aufregen, der Nutzer meint etwas völlg anderes: lieber zahlt er jetzt den (finanziellen) Preis, als später den Preis, annektiert zu sein (und russisch lernen zu MÜSSEN). Und ich auch. ich wette, Sie eigtl auch :)

  7. 83.

    Sie: "1. alle an einen Tisch und verhandeln
    2. Waffenstillstand
    Aber leider wird das der Amerikaner zu verhindern wissen."
    -> Wie üblich kernige Brocken Antiamerikanismus. Wenn man sich erstmal drauf eingeschossen (höhö) hat, dann will man nichts anderes mehr sehen.

    Werte Frau Hannelore, zu Ihrem 1.: Wie wollen Sie das erreichen? Etwa mit vorgehaltener Waffe? Oder gibt's Kekse als Lockmittel für den Diktator? ;) Zu Ihrem 2.: Rein hypothetisch, jetzt wäre ein Waffenstillstand ausgehandelt. Und dann? Haben Sie sich schonmal Gedanken gemacht, wie es dann weiter geht? Bleiben 20 % der Ukraine bis auf alle Ewigkeit russisch? 20 % der Bundesrepublik Deutschland sind Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt zusammen. Würden Sie das einfach schulterzuckend hergeben, eingedenk der Eliminierung der kulturellen und sprachlichen identität dieser Gebiete?

  8. 82.

    Sind Besatzungstruppen in Ostdeutschland?

    Nein. Man hat den Russen den Abzug fürstlich bezahlt.

    Als Westdeutscher kann ich Ihnen versichern, dass nur eine kleine Minderheit im Westen den Abzug der Amerikaner will. Ich bin in einer Frontstadt mit der grenznähesten Kaserne der Amis aufgewachsen. Das waren nie Besatzer sondern Beschützer, die einen Krieg niemals überlebt hätten und das wussten die amerikanischen Soldaten auch und die blieben trotzdem.

    PS: relevante Briten und Franzosen sind auch nicht mehr in DE stationiert.

  9. 81.

    Ohne Amis wäre ganz Deutschland zur DDR geworden.

    Ok auch ne Wiedervereinigung. Vielleicht für einige in Ostdeutschland die ersehntere Variante...

  10. 80.

    Mit Putin.

    Wird ja gerne verheimlicht von Nationalpazifisten.

    Es muss für Frieden auch gar nicht verhandelt werden. Putin muss schlicht abziehen, dann ist Frieden. Verhandlungen über Reparationen und seine Auslieferung nach Den Haag mit Putin sind wohl eher illusorisch.

  11. 79.

    Stoppt diesen bald "totalen Krieg" wenn man sieht was in Bremerhaven die Tage so abgeladen wird mit Absender USA ist die weitere Folge abzusehen. 100e Panzer plus LKW. Fluchtrouten Richtung Westen wären schon mal auszuloten.
    Die jahrelange Arroganz des Westens das dazu tun der kriegsgeilen USA sind die Zutaten für den kommenden Supergau.
    Nur miteinander Reden hilft noch. Alles andere legt Europa in Schutt und Asche.
    Aber vielleicht muss alles wieder zerstört werden damit was Gescheiteres entsteht. Denn diese aktuelle Menschheit ist sowieso durch Ihre "Führung" zum Scheitern verurteilt.

  12. 78.

    Ok er muss geraubtes zurück geben, er muss den Brandschaden bezahlen und zukünftig wäre Vorrauskasse Standard bis sich wieder Vertrauen bilden konnte.

    Auch die Ukraine und Russland werden sich hoffentlich irgendwann aussöhnen. Als Deutsche sollten wir hoffen, dass die Russen ihr Unrecht irgendwann einsehen und die Ukrainer den Russen dann auch vergeben.

  13. 77.

    "Aber warum ist denn nur eine der aliierten Besatzungsarmeen abgezogen, warum nicht alle?"

    Es sind alle abgezogen und eine Besatzungsarmee hatten wir nur in Ostdeutschland.

  14. 76.

    Wer so einen Blödsinn schreibt, sollte dann auch die deutschen Ostgebiete wieder zu Deutschland weiterdenken...

    Klar ist Herr Neumann und aller anderen Grundlage der Status Quo der völkerrechtlichen Staaten. In dieser gibt es Grenzen: russisch-Ukraine, Nordirland-Irland, Usw. Usf.

    Zypern ist ein eingefrorener Konflikt. Lösung offen. Gibt noch weitere...

    Mal als Beispiel Israel hat den Sinai an Ägypten mit Friedensschluss zurück gegeben.

  15. 75.

    Man braucht doch nur die Leiter der Befreiungskriege raufklettern.
    Mein Paradebeispiel aufgrund der Mannigfaltigkeit ist Vietnam. Japan, Frankreich, USA und China wollten aus verschiedensten Erwägungen diesen Landstrich unterwerfen.
    Das Ergebnis kennen wir alle.

    Also warum sollte es nun ausgerechnet Putin gelingen, dass zweitgrößte europäische Land zu unterwerfen?! Und warum sollte gerade Putin der erste Staatsmann sein, der begreift, dass der Krieg für ihn bereits verloren war, bevor er begann?
    Und schließlich in dieser geistigen Dunkelheit verfangen, warum sollte Putin also verhandeln?

  16. 74.

    haben Sie ne Zahl für mich?
    Nach subjektivem Empfinden ist genau dieser Fakt eine Erklärung dafür, weshalb es zu so deutlichen Differenzen in der Einschätzung der Lage und möglichen Wegen heraus zwischen Ost- und Westdeutschen gibt, wie sie uns u.a. der "Deutschlandtrend" aufzeigt.

  17. 73.

    Wenn man überlegt, dass ein Komplomarat aus Grünen und CDU in Berlin-Mitte sich dafür einsetzte, dass die T34, die die Gedenkstätten für die gefallenen Russischen Soldaten, in der Straße des 17.Juni säumen, wegschaffen und einschmelzen wollten, deutet der aufgestellte Schrottpanzer vor der Russischen Botschaftauf die herrschende Doppelmoral heutiger Politik hin.

  18. 72.

    Ich würde mit ihm Vertragsverhandlungen aufnehmen, wenn ich daraus einen Nutzen ziehen könnte. Das könnte u.U. auch nur eine Minimierung des Schadens sein. Anzustreben wäre allerdings eine vollständige Wiedergutmachung und vielleicht mit eventuellem Gewinn.

  19. 71.

    Selenskij hat ein Dekret erlassen, mit dem verboten wird auch nur eine Friedensverhandlung zu führen.

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