Mögliche Kooperation in Kommunen - Wegner und Redmann distanzieren sich von Merz-Äußerungen zur AfD

Mo 24.07.23 | 16:40 Uhr
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Archivbild: Kai Wegner (CDU, l), Regierender Bürgermeister von Berlin, spricht am 16.06.2023 neben Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender, beim CDU-Bundesausschuss im Konrad-Adenauer-Haus. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: rbb24 Inforadio | 24.07.2023 | Ingo Janssen | Bild: dpa/Christoph Soeder

CDU-Chef Friedrich Merz hat eine mögliche Zusammenarbeit seiner Partei mit der AfD auf kommunaler Ebene angedeutet. Berlins Regierender Bürgermeister und der Brandenburger CDU-Vorsitzende zeigen sich entrüstet. Merz relativiert unterdessen.

  • Friedrich Merz deutete an, es könne in Gemeinden Zusammenarbeit mit AfD geben
  • Parteikollegen von Friedrich Merz (CDU) distanzieren sich von seinen Aussagen
  • AfD-Landesvorsitzende sehen bereits Zusammenarbeit

CDU-Parteichef Friedrich Merz ist mit seinen Äußerungen zu einem möglichen gemeinsamen Vorgehen mit der AfD auf kommunaler Ebene auf heftige Kritik in der eigenen Partei gestoßen.

Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner schrieb auf Twitter: "Die AfD kennt nur Dagegen und Spaltung. Wo soll es da ZUSAMMENarbeit geben? Die CDU kann, will und wird nicht mit einer Partei zusammenarbeiten, deren Geschäftsmodell Hass, Spaltung und Ausgrenzung ist."

Auch der Brandenburger CDU-Chef Redmann widersprach Merz. "Gerade in Brandenburg besteht kein Zweifel, wes Geistes Kind die AfD ist", sagte Redmann. Ihre Nachwuchsorganisation Junge Alternative sei erst jüngst vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft worden. "Wer Extremisten in den eigenen Reihen duldet und fördert, kann kein Partner der CDU sein. Deshalb sind und bleiben für uns Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der AfD sowohl auf der Landes- als auch auf der Kommunalebene ausgeschlossen."

JU Berlin: "Ziemlich unglücklich ausgedrückt"

Ebenfalls geäußert hat sich der Berliner Landesvorsitzende der Jungen Union, Harald Burkart - und eine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD grundsätzlich abglehnt. "Die JU Berlin will keine Zusammenarbeit auf Bundes-, Landes und kommunalpolitischer Ebene mit der AfD", sagte Burkart am Montag dem rbb. CDU-Chef Friedrich Merz sei von Medien missverstanden worden und habe sich "ziemlich unglücklich ausgedrückt", sagte der Berliner JU-Chef.

Brandenburger AfD-Chefin: Arbeiten bereits zusammen

Die AfD in Brandenburg zeigt sich unterdessen erstaunt angesichts der Debatte um CDU-Chef Merz' Äußerungen zur AfD. Landeschefin Birgit Bessin sagte am Montag im rbb24 Inforadio, auf sachlicher Ebene werde in kommunalen Parlamenten schon lange mit ihrer Partei gearbeitet. "Da sitzt die AfD schon mit am Tisch und wird auf gleicher Augenhöhe betrachtet."

Die Berliner AfD-Landeschefin Kristin Brinker begrüßt die von CDU-Chef Friedrich Merz angestoßene Diskussion über eine Zusammenarbeit mit ihrer Partei. Die AfD stehe schon lange auf kommunal-, landes- und auch bundespolitischer Ebene bereit, sagte Brinker am Montag dem rbb.

"Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass es eine Zusammenarbeit mit der AfD auf Parlamentsebene geben muss, egal auf welcher Ebene - an der AfD kommt keine Partei mehr vorbei", so Brinker. Die AfD bekomme bereits Zustimmung zu eigenen Anträgen, insbesondere auf Berliner Bezirksebene. "Uns würde es freuen, wenn wir endlich pragmatische Arbeit zum Wohle aller leisten könnten", so Brinker.

Merz rudert zurück

Nach der scharfen Kritik durch Parteikollegen ruderte CDU-Chef Friedrich Merz beim Umgang mit der AfD zurück. Die Beschlusslage der Union gelte. "Es wird auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD geben", twitterte Merz am Montag.

Im ZDF-Sommerinterview hatte er am Sonntag angedeutet, eine Zusammenarbeit könne es in bestimmten Gemeinden geben. Wenn in Thüringen ein Landrat und in Sachsen-Anhalt ein Bürgermeister von der AfD gewählt worden sei, dann seien das demokratische Wahlen, so Merz. "Das haben wir doch zu akzeptieren. Und natürlich muss in den Kommunalparlamenten dann auch nach Wegen gesucht werden, wie man gemeinsam die Stadt, das Land, den Landkreis gestaltet." Was er damit genau meint, blieb in dem Interview jedoch offen.

Empörte CDU- und CSU-Politiker

CSU-Chef Markus Söder betonte, die AfD sei demokratiefeindlich und spalte die Gesellschaft. "Die CSU lehnt jede Zusammenarbeit mit der AfD ab - egal auf welcher politischen Ebene", twitterte er.

Die Vizepräsidentin des Bundestages, Yvonne Magwas, die auch dem CDU-Präsidium angehört, schrieb auf Twitter: "Ob Ortschaftsrat oder Bundestag, rechtsradikal bleibt rechtsradikal. Für Christdemokraten sind Rechtsradikale IMMER Feind!" Die Bundesvorsitzende der Frauen Union, Annette Widmann-Mauz (CDU), sagte mit Blick auf die AfD: "Die Partei u. ihre menschenverachtenden demokratiefeindlichen Inhalte bleiben die gleichen, egal auf welcher Ebene." Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen betonte, seine Partei habe ein Kooperationsverbot mit der AfD beschlossen. "Jeder, der das ändern will, muss dafür auf einem Bundesparteitag der #CDU eine Mehrheit finden."

Linnemann verteidigt Merz

Der neue CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann verteidigte dagegen Merz: Für die CDU sei klar, dass es "keine Zusammenarbeit mit der AfD" gebe, "egal auf welcher Ebene", sagte Linnemann der "Bild" (Montag). "Das sieht auch Friedrich Merz so, wenngleich er zu Recht auf die schwierige Umsetzung vor Ort hinweist. Denn wenn es im Kommunalparlament etwa um eine neue Kita geht, können wir nicht nur deshalb dagegen stimmen, weil die AfD mitstimmt. Wir machen uns von Rechtsradikalen nicht abhängig."

Die AfD liegt in einer Insa-Umfrage bundesweit bei 22 Prozent und damit nur noch vier Prozentpunkte hinter der Union. Damit legte die AfD in der wöchentlichen Umfrage im Auftrag der "Bild am Sonntag" um zwei Punkte zu. In den Erhebungen anderer Meinungsforschungsinstitute hatte die AfD zuletzt bei 20 Prozent gelegen. CDU/CSU kommen bei Insa auf 26 Prozent (minus 1 Punkt).

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.07.2023, 08:00 Uhr

106 Kommentare

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  1. 106.

    Schon niedlich, solche Aussagen. Besonders, wenn die politisch links verorteten Merz kritisieren, und selbst auf kommunaler Ebene mit der AfD zusammenarbeiten. Da wählen Linke AfDler und Grüne lassen sich von AfDlern wählen. Auch SPD-Zusammenarbeit mit der AfD gab und gibt es.

  2. 105.

    Antwort auf Matrose
    Sie scheinen hier nicht wirklich zu leben und im Gegensatz zu meiner Familie leben wir nicht erst seit gestern hier.
    Sonst wüssten Sie ,daß sich unter der Rotgrünen Regierung vieles verschlechtert hat.
    Zum anderen um das mal klar zu stellen, ich bin weder ein Ausländerfeind sondern mit einer Ausländerin verheiratet und mein bester Freund ein Türke der mit seinen Eltern hier als Gastarbeiter ins Land gekommen ist, sieht es auch so.

  3. 104.

    Aber die gibt es doch immer. Auch nach der letzten Wahl in Berlin wollten einige in der SPD lieber mit den Linken/Grünen regieren, ein anderer Teil lieber mit der CDU. Eine gesunde Meinungsvielfalt in einer Partei ist für mich völlig ok, nennt sich Demokratie!

  4. 103.

    Antwort auf Johanna
    Also unterstellen Sie mir der seinen Großvater verloren hat im 2 Weltkrieg und meine Mutter die hinein geboren wurde und nicht gerade glückliche Kindheit verbracht hatte, wir sind Nationalsozialisten?
    Sie haben keine Ahnung sowas einem zu unterstellen ich bin weder das eine noch das andere.
    Ich liebe mein Vaterland und darf doch wohl zu Recht mit Stolz sagen ,daß ich Deutscher bin!
    Meine Frau ist auch stolz auf Ihre Nation trotzallem was Ihrem Land auch die Deutschen getan.

  5. 102.

    Gibt es eigentlich auch noch Rechte wie bei der Linken, oder nur noch Rechtsextreme ?

  6. 100.

    "Was Sie als Sauce bezeichnen, sind schlichtweg demokratische Meinungsäußerungen."

    "Meinungsäußerungen" von Menschen die anderen die demokratische Meinungsäußerung absprechen wollen. Die andere ausgrenzen und unsere Demokratie verachten.

    Ob das ihnen passt oder nicht.

  7. 99.

    >“ Wie soll ein isoliertes Deutschland funktionieren in einer globalisierten Welt?“
    Ja eben. Wie toll ein Land aufblüht, wenn es sich isoliert, sehen wir an Großbritannien nach dem Brexit. Da liegt ja nun alles am Boden. Das einzige, was da noch rund läuft, sind Spekulationsgeschäfte am Finanzmarkt. Das bringt den Normalbürgern aber gar nichts.

  8. 98.

    Teichert:
    "Ich bin 64er Jahrgang arbeite entsprechend lange und soll jetzt zusehen wie seit einigen Jahren unser Land unfähig regiert wird ,das sagt auch meine Frau die nicht hier geboren ist aber die Verschlechterung miterleben muss .
    Geschweige meine Kinder , Enkel.
    Selbst mein Chef der auch ausländische Wurzeln hat, versteht nicht das die jetzigen Parteien unfähig sind."

    Das ist KEIN objetiver Tatbestand, sondern NUR Ihre ganz persönliche subjektive Meinung und die Meinung Ihrer Frau und Ihres Chefs, die - zum Glück - nicht repräsentativ sind!

    Zu unser allem Glück bestimmen SIE NICHT die Politik, sondern die demokratische, parlamentarische Mehrheit!

  9. 97.

    "Trotzdem haben Sie in der Schule nicht aufgepasst oder man hat es Ihnen nicht vermitteln können, wohin das führen kann, wenn man solche rechtsextremen Parteien wählt."
    Aha, wohin denn? Wir sind Mitglied in der EU und NATO und Sie glauben doch wohl nicht wirklich das Deutschland noch einmal einen Krieg beginnen kann? Womit denn, gegen wen denn? Fast alle Länder um uns herum sind Nato Staaten, da ist es unmöglich das dieses Land einen Angriffskrieg führen wird. Auch die Einstellung der Bürger sowie Ausstattung der Bundeswehr spricht dagegen!

  10. 96.

    Wie dogmatisch und ignorant kann man nur sein um nicht zu erkennen, dass die AfD von Anfang an und seit der Ampel besonders lediglich das Ergebnis der fehlgeleiteten llinken Politik der SPD und der ihr immer ähnlicher werdenden CDU ist. Das Erstarken der AfD sollte als Warnschuss der Wähler verstanden werden. Aber es kann ja nicht sein was nicht sein darf.

  11. 94.

    "Wo ist die Brandmauer der CDU gegen die Linken? Davon sagen weder Wegner, Redmann, Merz , Söder u. s. w. etwas. Das ist doch auch Beschlußlage der CDU oder?"
    Die gibt es schon einige Zeit nicht mehr. In Thüringen z.B. ist die RRG Minderheitsregierung beim Haushalt auf Oppositionsstimmen angewiesen.....ABER das ist natürlich etwas gaaanz anderes!

  12. 91.

    Ich bin nun wirklich kein CDU-Wähler. Trotzdem alle Achtung für Herrn Wegners Statement zur AfD: " Die CDU kann, will und wird nicht mit einer Partei zusammenarbeiten, deren Geschäftsmodell Hass, Spaltung und Ausgrenzung ist." Chapeau! Das war klar und deutlich. Hoffentlich ist es bei Merz auch angekommen. Rechtsextreme sind keine Partner für Christdemokraten.

  13. 90.

    Soweit alles verständlich.
    Trotzdem haben Sie in der Schule nicht aufgepasst oder man hat es Ihnen nicht vermitteln können, wohin das führen kann, wenn man solche rechtsextremen Parteien wählt.

  14. 89.

    Da braucht es keinen Beschluss, da ja schon zusammen gearbeitet wird. Das ist eines der Probleme der CDU, dass man der falschen Braut die Aufwartung gemacht hat. Den Grünen hat man unter Merkel auch schöne Augen gemacht. Irgendwann stellt man fest: Es ist war und es ist keine Liebe. Nun wird die übel verschmähte Braut vorsichtig umgarnt, bevor die Fälle endgültig wegschwimmen.

  15. 87.

    Das ist jetzt der Moment wo man sich wünscht, Sie wären bei Ihrer Grundkompetenz, der Besteuerung von Radfahrern, geblieben.

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