Reaktionen zu Kindergrundsicherung - "Die Frage ist: Kommt das Geld wirklich bei den Kindern an?"

Mo 28.08.23 | 20:56 Uhr
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Symbolbild: Kinder stehen im Rahmen eines Medientermins am 18.09.2015 in einem Kindergarten. (Quelle: dpa-Bildfunk/Christian Charisius)
Video: rbb24 Abendschau | 28.09.2023 | Nural Akbayir + Studiogespräch Bernd Siggelkow | Bild: dpa-Bildfunk/Christian Charisius

Politiker aus Berlin und Brandenburg sowie Hilfsvereine wie "Die Arche" haben die Pläne zur Kindergrundsicherung teilweise deutlich kritisiert. Es sei zu wenig Geld eingeplant und unklar, wie die Hilfen bei den Kindern ankommen sollen.

Die geplante Kindergrundsicherung hat teils kritische Reaktionen bei Sozialverbänden und Politikern in Berlin und Brandenburg ausgelöst.

Der Plan der Bundesregierung sieht vor, von 2025 an rund 2,4 Milliarden Euro dafür bereitzustellen [tagesschau.de]. Die bisherigen Förderleistungen wie Kindergeld und Kinderzuschlag sollen dabei in einem Modell gebündelt werden. Ziel soll sein, bürokratische Hürden abzubauen. Anlaufstelle soll der Familienservice der Bundesagentur für Arbeit sein. Die Kindergrundsicherung soll aus einem einkommensunabhängigen Kindergarantiebetrag (bisher Kindergeld) und alters- und einkommensabhängigen Kinderzusatzbeträgen bestehen.

Redmann: Mehr Förderung statt Geld

Der Fraktionsvorsitzende der Brandenburger CDU, Jan Redmann, sagte rbb24 Brandenburg aktuell, Kinderarmut sei nicht allein eine finanzielle Frage, sondern vor allem eine Frage der fehlenden Förderung. "Wir müssen es schaffen, dass Kinder aus sozial schwachen Familien die gleichen Aufstiegsmöglichkeiten haben wie Kinder aus anderen Familien", so Redmann. Es bräuchte dafür mehr Förderung für Nachhilfe in der Schule und Verbesserung von Teilhabemöglichkeiten.

Auch die Berliner Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe sieht den Ampel-Kompromiss zur Einführung einer Kindergrundsicherung kritisch. "Nur eine starke und auskömmliche Kindergrundsicherung verhindert Kinderarmut", erklärte die SPD-Politikerin am Montag. "Die Bundesregierung hat einen Kompromiss gefunden, doch er ist geprägt von den Folgen des sturen Festhaltens der FDP an der Schuldenbremse. Das Volumen der Kindergrundsicherung bleibt so ein gutes Stück hinter den Forderungen der Verbände zurück." Grundsätzlich begrüße sie aber die Einigung, sagte die Senatorin dem rbb. "Die soziale Mobilität ist niedrig und man ist, wenn man aus diesem Teufelskreis nicht heraus kommt, für ewig geprägt in seinem Bildungsweg", sagte Kiziltepe der rbb24 Abendschau.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Brandenburg, Pedra Budke, hob hervor, dass die Antragsstellung für betroffene Familien erleichtert würde. Sie gab allerdings zu bedenken, dass nach wie vor viel zu wenig Geld bei den Familien ankomme, das sei insbesondere in Zeiten der Inflation schwierig.

Verbände kritisieren Höhe und Umsetzung

Das christliche Kinder- und Jugendwerk "Die Arche" zeigte sich nicht zufrieden mit der Kindergrundsicherung. "Die Frage ist: Kommt das Geld tatsächlich bei den Kindern an oder wird es vielleicht eher genutzt, um Löcher in den Familien zu stopfen?", sagte der Gründer der Arche, Bernd Siggelkow in der rbb24 Abendschau. Er schlug stattdessen vor, dass Vereine wie der seine oder Schulen mehr Geld bekommen, dort würde die Hilfe unmittelbar bei den Kindern ankommen, zum Beispiel durch kostenloses Schulessen.

Für den Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider, ist vor allem der Betrag ein Problem. "2,4 Milliarden sind eine schlichte Enttäuschung. Was hier verabschiedet wurde, ist eine Verwaltungsvereinfachung, die bisherigen Leistungen werden neu zusammengestellt. Aber, wie der Finanzminister sagte, es gibt keine wirkliche Leistungsverbesserung für die Kinder", sagte Schneider dem Fernsehsender Phoenix.

Der Einigung zur Kindergrundsicherung war ein monatelanger Streit in der Bundesregierung zwischen Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Familienministerin Lisa Paus (Grüne) vorhergegangen. Im nächsten Schritt werden nun Verbände und Länder beteiligt, Mitte September will die Bundesregierung dann einen gemeinsamen Gesetzentwurf vorlegen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 28.08.2023, 19.30 uhr

79 Kommentare

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  1. 79.

    Eltern sind sich o-ton hier also zu fein um zu arbeiten???
    Übersetzer deutsch - Stammtisch "Arbeiten": einer unterbezahlten täglichen Beschäftigung in Rahmen eines Angestellten Verhältnis nach zugehen. Okay.
    Mache ich. Da komme ich auf knapp 1.8 unverheiratet und etwas über 2.2 mit Ring. Dazu Kindergeld.
    Bei drei kleinen Kindern bleibt einer Zuhause.
    Muss nicht, kann auch arbeiten gehen und die Summe dann 1:1 umlegen auf Betreuung. Ganz nach Geschmack. Wohnung derzeitige Preise so um 1500
    Ein Wocheneinkauf 210€ beim Discounter Heizen fast 500€ (vorher 300) davor 120 bei 10% Einsparung, mehr geht echt nicht.
    Ja, ich kann ein mehr an Geld echt gut gebrauchen.
    Und wenn es bei uns nicht reicht, die wir schon an sehr vielen Stellen sehr viel Sparen.
    Wie geht es Familien die noch weniger haben????
    Armut bedeutet nicht Bier und Chips Leute!!!
    Wer das glaubt hat außer einer unübersichtlichen Karte im Restaurant noch nicht viel auszustehen gehabt.

  2. 78.

    Eltern sind sich o-ton hier also zu fein um zu arbeiten???
    Übersetzer deutsch - Stammtisch "Arbeiten": einer unterbezahlten täglichen Beschäftigung in Rahmen eines Angestellten Verhältnis nach zugehen. Okay.
    Mache ich. Da komme ich auf knapp 1.8 unverheiratet und etwas über 2.2 mit Ring. Dazu Kindergeld.
    Bei drei kleinen Kindern bleibt einer Zuhause.
    Muss nicht, kann auch arbeiten gehen und die Summe dann 1:1 umlegen auf Betreuung. Ganz nach Geschmack. Wohnung derzeitige Preise so um 1500
    Ein Wocheneinkauf 210€ beim Discounter Heizen fast 500€ (vorher 300) davor 120 bei 10% Einsparung, mehr geht echt nicht.
    Ja, ich kann ein mehr an Geld echt gut gebrauchen.
    Und wenn es bei uns nicht reicht, die wir schon an sehr vielen Stellen sehr viel Sparen.
    Wie geht es Familien die noch weniger haben????
    Armut bedeutet nicht Bier und Chips Leute!!!
    Wer das glaubt hat außer einer unübersichtlichen Karte im Restaurant noch nicht viel auszustehen gehabt.

  3. 77.

    "Nix Humor, das ist die bittere Wahrheit."

    Doch, das ist genau mein Humor wenn Siggelkow mehr Geld für sich und seine Einrichtung fordert, statt für die Kinder. Hat er etwa Angst dass sein Geschäftsmodell darunter leidet?

    "Einen Abend lang zusammen Karten spielen ist billiger als Pizza und Cola für alle vom Lieferdienst und vier Handys, auf denen jeder vor sich hin dattelt... Man muss es wollen."

    Sie haben noch ein paar Vorurteile ausgelassen. Lesen sie sich den klugen und durchdachten Kommentar # 22 durch, das erspart mir eine Antwort.

  4. 76.

    "Nix Humor, das ist die bittere Wahrheit."

    Doch, das ist genau mein Humor wenn Siggelkow mehr Geld für sich und seine Einrichtung fordert, statt für die Kinder. Hat er etwa Angst dass sein Geschäftsmodell darunter leidet?

    "Einen Abend lang zusammen Karten spielen ist billiger als Pizza und Cola für alle vom Lieferdienst und vier Handys, auf denen jeder vor sich hin dattelt... Man muss es wollen."

    Sie haben noch ein paar Vorurteile ausgelassen. Lesen sie sich den klugen und durchdachten Kommentar # 22 durch, das erspart mir eine Antwort.

  5. 75.

    Ja,Ja, die Mehrwertsteuer, die eine Konsumsteuer ist, zahlen alle Konsumenten ,auch Touristen, Geschäftsreisende etc..

    Tja, aber die Einkomensteurzahler, die zahlen an den Fiskus eine Steuer für ihre eigene Arbeitsleistung, und davon könnte es mehr geben, wennn ,,,,

  6. 74.

    Dieses vorurteilsvolle Beschuldigen der Eltern … Schrecklich. In 25 J. werden die armen Kinder von heute die Eltern sein. Und sie sollen – was wie von wem – erlernt haben? Etwa von einer umsorgenden Gesellschaft? In der sie gemeinsame Erlebnisse mit Freunden hatten, wandern waren, zelten, auf Klassenfahrt, in Museen, in Konzerten, gemeinsam im Schwimmbad, im Sportclub, &&&?
    In Wirklichkeit sind diese Kinder eingesperrt und erlebnisarm in Flucht-Punkten wie "Arche" statt in der Mitte der Gesellschaft. Und Leute "spenden"/co-finanzieren dieses Armut verfestigende System auch noch. Wohin soll das führen? Tiefer in die gesellschaftliche Spaltung, unten–oben?

    "Nur eine starke und auskömmliche Kindergrundsicherung verhindert Kinderarmut", erklärte die SPD-Politikerin", ach wirklich? Sie erwähnt nicht, dass die "Jobcenter" sich Jahr für Jahr mehr als 1 MILLIARDE € Fördergelder (unser aller Geld), die für die Weiterbildung u. Qualifizierung Anspruchsberechtigter bestimmt sind, "umwidmet".

  7. 72.

    Die müssen noch nicht einmal mal mehr anrufen und so tun als ob sie an einer Stelle interessiert wären. Haben einen seit Monaten wachsenden Stapel der regelmäßig mit neuen Arbeitervorschlägen vom Arbeitsamt erhöht wird. Ruft aber niemand an. Das Märchen vom Arbeitssuchenden. Es wird Zeit das die Arbeitenden streiken und auf der Straße zeigen, das man nicht noch mehr von seinem Gehalt abgeben kann/will für Menschen die nicht arbeiten wollen. Wer Bürgergeld bekommt soll sich zum Ausgleich für die Gesellschaft nützlich machen.

  8. 71.

    Na das ist doch eine schöne Nachricht für die Arbeitgeber, sie suchen und suchen, aber es kommt niemand. Warum auch wenn ein Ehepaar mit zwei Kinder zuhause bleiben haben sie 2344€ im Monat da lohnt es nicht morgens aufzustehen.
    Das ist für Arbeitnehmer mit geringen Verdienst und uns Rentner ein Schlag ins Gesicht. sPD und CDU usw zieht euch warm an die Rechnung kommt.

  9. 70.

    Ach ja , Ihr Humor?
    Dann befragen Sie die Kinder, die in scharen täglich in der Arche betreut werden, was diese Kinder Ihnen von ihren Elternhaus zu berichten haben, dann geht hoffentlich auch Ihnen ein Licht auf.

  10. 69.

    Schämen Sie sich nicht? Nur weil Sie „die Hand schlagen die Sie füttert“. Kein einziger Kommentar missgönnt hier was. Die Nehmer sind aber nimmersatt, so scheint Ihr Post. Auch bezweifle ich Ihr 90/10 Verhältnis. Jedenfalls sagen die Steuerdaten, wer gibt und nimmt, dass gerade nicht aus!

  11. 68.

    Da toben sie wieder die Vertretenden der Reichsten 10% um den 90% der Anderen des Volkes nicht die Butter auf den Brot zu gönnen.

  12. 67.

    "Sie machen hier mangels echten Gegenargumenten ein Thema nach dem anderen auf, gespickt mit Unterstellungen, die ich nie geäußert habe. "

    Und das vom Meister der fehlenden Gegenargumente und haltlosen Unterstellungen! :-D

    YMMD

  13. 66.

    Das wäre sogar logisch. Siehe „Steffen“ #61.
    In anderen Ländern gibt es dafür ein viel kürzeres Wort: Gehalt.

  14. 65.

    Sie haben doch das passende Zitat selbst geliefert ...
    Kindergarantiebetrag = bisher Kindergeld = 250 Euro + Kinderzusatzbetrag bei "Bedürftigkeit"

  15. 64.

    „Die Kindergrundsicherung soll aus einem einkommensunabhängigen Kindergarantiebetrag (bisher Kindergeld) und alters- und einkommensabhängigen Kinderzusatzbeträgen bestehen.“

    Lasst mich raten: Der Kindergarantiebetrag wird niedriger ausfallen als das bisherige Kindergeld?

  16. 63.

    Ohne die FDP würde Geld gedruckt. Bis zur Rezession. Gut das (noch) jemand wenigstens ein bisschen aufpasst.

  17. 62.

    wenden sie sich mit Ihrer Kritik an SPD und Grüne, die haben die Mogelpackung "Kindergrundsicherung" eingebracht. Der FDP kann man an der Stelle nur dankbar sein, dass sie das Geld der Steuerzahler nicht unkontrolliert raushauen. Insofern ist es doch nur folgerichtig, dass Sonderausgaben, wie Schulausflüge" auch separat beantragt werden müssen. Noch sinnvoller wäre es freilich gewesen, die Schulen mit solch einem Etat zur freien Verfügung auszustatten, von dem solche Ausflüge ohne Aufwand für alle Schüler gleichermaßen finanziert werden können. Dann bestimmt nämlich die Schule, was machbar ist und nicht mehr die finanzkräftigsten Eltern und alle anderen müssen zusehen, wie sie das Geld zusammen bekommen oder die Kinder bleiben zuhause.

  18. 61.

    Sie machen hier mangels echten Gegenargumenten ein Thema nach dem anderen auf, gespickt mit Unterstellungen, die ich nie geäußert habe. Welche Zuschüsse und Einkommen gegeneinander aufgerechnet werden, ist ein Thema der Existenzsicherung und politisch zu klären. Das löst aber auch die Kindergrundsicherung nicht, weil die an diesen Vorgaben gar nichts ändert. Zudem ging es gerade eben noch um Alleinerziehende mit Halbtagsjob, nicht um Bürgergeldempfänger, auch wenn sich das in Einzelfällen auch mal überschneidet. Und Kindesunterhalt bzw. Unterhaltsvorschuss ist noch mal ein ganz anderes Thema und im Übrigen auch anzurechnendes Einkommen. Sie sollten sich von der Vorstellung lösen, "Kindergrundsicherung" würde das Existenzminimum decken, das tut es nämlich nicht. Das ist eine Mogelpackung. Dafür sind die Kindersätze im Bürgergeld da.

  19. 60.

    Danke, endlich schreibt mal einer von den Betroffenen was! Ich hab schon Petitionen unterschrieben, damit der kinderlose Lindner die Kindergrundsicherung nicht verhindert.
    Selbst ein popliger Tierparkbesuch wird für viele unerschwinglich. 50 - 53 € oder 60 - 63 € mit Einkehr oder Imbiss sind Se da schnell bei 100 €! Aber das können viele nicht nachvollziehen, dass Kinder sowas auch mal erleben wollen.

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