Amtsgericht Tiergarten - Beschleunigtes Verfahren gegen Klima-Aktivisten in Berlin erneut gescheitert

Fr 04.08.23 | 15:48 Uhr
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Die Hand einer Aktivistin der Umweltschutzorganisation Letzte Generation klebt vor Fahrzeugen auf einer Straße. (Quelle: dpa/Oliver Berg)
Video: rbb24 | 04.08.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Oliver Berg

Ein beschleunigtes Verfahren im Zusammenhang mit einer Straßenblockade der Klimagruppe "Letzte Generation" ist in Berlin erneut gescheitert.

Das Amtsgericht Tiergarten setzte das Verfahren gegen eine 22-Jährige wegen Nötigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte am Freitag nach rund fünfstündiger Verhandlung aus. "Es fehlt an der klaren Beweislage", begründete der Vorsitzende Richter. Die Vorwürfe gegen die Studentin sollen zu einem späteren Zeitpunkt in einem Normalverfahren geprüft werden.

Vor drei Wochen war eine Verhandlung im beschleunigten Verfahren im Zusammenhang mit Aktionen der Gruppe "Letzte Generation" nach der Vernehmung eines Zeugen abgebrochen worden. Die Voraussetzungen für ein beschleunigtes Verfahren würden nicht vorliegen, begründete die Vorsitzende Richterin im Fall eines 35-Jährigen, der sich nach einer Straßenblockade wegen Nötigung verantworten muss.

Beweislage zu kompliziert

Im Fall der 22-Jährigen, die sich im Dezember vorigen Jahres an einer Straßenblockade in Berlin-Mitte beteiligt und mit einer Hand an der Fahrbahn festgeklebt haben soll, begründete der Richter weiter, ein Geständnis sei nicht erfolgt. Die Befragung von drei Zeugen sowie ein Video der Polizei zu der Blockade hätten nicht ausgereicht zur Aufklärung. So sei in der Verhandlung die "Staumenge nicht sicher festzustellen gewesen". Der Verteidiger hatte zu Prozessbeginn in mehreren Anträgen eine Verhandlung im Normalverfahren beantragt.

Für ein beschleunigtes Verfahren eignen sich Strafverfahren, bei denen die Beweislage unkompliziert ist. Es gelten unter anderem vereinfachte Regelungen für die Beweisaufnahme. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat seit Mitte Juni Angaben zufolge in etwa 25 Fällen beim Amtsgericht Tiergarten ein beschleunigtes Verfahren gegen Klimaaktivisten beantragt.

Sendung: rbb24, 04.08.2023., 13:00 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Das hat nicht nur mit nicht Rückgrat zeigen zu tun, sondern auch damit, das einige davon bei den Verursachern mitmischen. Und wird dann als Beraterhonorar bezeichnet oder mit Sitz im Aufsichtsrat bezahlt oder …. Usw., usw..

    Und wie bekanntlich, dass viele, bzw. fast alle ihre Vorsätze vergessen und verkaufen, wenn sie oben mitspielen dürfen.

    Usw., usw…

  2. 17.

    So so, die Berliner zweifeln. Mir fällt da gerade der Spruch ein: "Sprich für dich, nicht für Andere." Davon abgesehen haben sie den Text nicht gelesen oder nicht verstanden. Es geht um ein Schnellverfahren, für das die Beweislage (die sie vermutlich kennen, klar)nicht einfach genug ist. Das "normale" Verfahren wird davon nicht berührt.

  3. 16.

    Das ist wohl das Resultat des täglich konsumieren Freibieres? Und nein, heute wird der Mehrheit der Wille einer schreienden Minderheit als Demokratie verkauft. Und da sich Teile der Mehrheit nicht mehr anders zu helfen weiß, bekommt eine bestimmte Partei Zuspruch, was natürlich die Altparteien irritiert, ist sie doch verantwortlich für den derzeitigen Zustand unserer Demokratie in unserem Land. Und das Vertrauen, wenn man den Unfragen glauben darf, schwindet täglich.
    Natürlich wird sich das in absehbarer Zeit nicht grundlegend ändern, gibt es noch zuviel Sympathisanten, Mitläufer und Beifallklatscher für die, liebevoll von der Hauptstattpressen genannten "Aktivisten".

  4. 15.

    Justiz nach Stimmungslage. Mit dieser Meinung verlassen sie den Rahmen unserer Verfassung.

  5. 14.

    Nein, Demokratie ist, wenn Wahlergebnisse akzeptiert werden. Schließlich leben wir nicht in einer Anarchie.
    Eine übergroße Mehrheit der Bevölkerung ist aber auch für Klimaschutz und durch eine demokratische Wahl wurden die Parteien in BT und Regierung gewählt, von denen man sich die Umsetzung des Klimaziels erhofft.
    Wenn zur Erreichung dieses Ziels zu wenig unternommen wird, ist außerparlamentarische Protest ggü. den Verursachern des Klimawandels berechtigt - mit Ausnahme von Aktionen an Kulturobjekten wie Denkmälern, Gemälden, fossilen Exponaten etc.

  6. 13.

    @A.J. Richtig! Es ist ja so einfach, sich an der kleinen LG abzuarbeiten, als an den Verursachenden. Sich mit denen anzulegen würde ja heißen, Rückgrat zu zeigen. Das genau macht die "Letzte Generation". Danke dafür!
    Und diese lächerlichen -Lasst-mich-durch-"Argumente"- zeigen nur, wie groß die diffuse, noch nicht greifbare Angst vor der Klimawandel-Realität ist.

  7. 12.

    Die Richter sprechen das Recht im Namen des Volkes aus, ich finde das Volk soll sie wählen und nicht von jemandem ernannt bekommen.
    Dann würde das ganze anderes ausfallen.

  8. 11.

    Gut so! Der zivile Ungehorsam hat eine eingehende Prüfung verdient.

  9. 10.

    Es fehlt die klare Beweislage.
    Deshalb braucht auch die Staatanwaltschaft staats- und verfassungstreued, gut ausgebildetes Personal.
    Aber Das kostet ja wieder ...

  10. 8.

    Demokratie ist keine Diktatur der Mehrheit. Eine übergroße Mehrheit der Bevölkerung wäre auch für täglich Freibier.

  11. 7.

    Die Klebeaktionen werden von einer übergroßen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Das ist Demokratie.

  12. 6.

    Ungeachtet von der Vorgehensweise der Letzten Generation, frage ich mal wer denn hier in Wahrheit wen nötigt? Ist es denn nicht auch eine Nötigung wenn Regierungen Versprechungen machen und nie was davon einhalten. Und das bei einen Thema, wo man nichts rückgängig machen kann.

    Und da ist ja die Beweislage mehr als eindeutig. Bloß das leider damit weitergenacht wird, solange der Rubel rollt. Bis ALLE eines Tages nur noch auf Einöde schauen und nichts mehr davon wert ist, warum ja bekanntlich die Marktwirtschaft am laufen gehalten wird. Ist dann wirklich “Mist“, wenn man Millionen gescheffelt hat und dann keinen Wert mehr hat.

    Und was heißt bei dem Thema kriminell. Das hängt ja wohl auch nur davon ab, wer gerade oben an der Macht sitzt. Wäre es anders rum, wären die Kriminellen die, die es jetzt von den anderen behaupten.

    Na ja, solange das Geld im Vordergrund steht, wird es unweigerlich nur weiter bergab gehen.

  13. 5.

    Unsere Verfassung in dem jeder ein Anrecht auf ein faires Verfahren hat und diese beschleunigten Verfahren sind besonders heikel. Zumal gegen die Strafbefehle innerhalb von 14 Tage Widerspruch eingelegt werden kann und dann kommt es sowie so zur Hauptverhandlung.

  14. 4.

    Politisch motiviere Prozesse scheitern. Erfreulich. Die Demokratie funktioniert also.

  15. 3.

    ein Geständnis sei nicht erfolgt. Die Befragung von drei Zeugen sowie ein Video der Polizei zu der Blockade hätten nicht ausgereicht. Was ist daran unkompliziert ?
    Mal gut das es nicht um Mord etc. geht.

  16. 2.

    Wunderbar, die Staatsanwaltschaft soll sich das mal nicht zu einfach machen. Jeder hat viel zu tun. Dienst nach Vorschrift. Obwohl: beschleunigtes Verfahren für die Angreifer/Autofahrer an die LG wäre in Ordnung.

  17. 1.

    Das die Berliner an der Effizienz der Berliner Justiz zweifeln wird wieder offensichtlich. Jeder der LG von der Straße entfernt wird schneller mit einer Anzeige/Verurteilung rechnen

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