Keine Entscheidung zu Berufung - Umbenennung der Mohrenstraße zieht sich weiter hin

So 10.09.23 | 10:47 Uhr
  55
Schild, Mohrenstraße hier scherzhaft in Möhrenstraße umbenannt (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Nach mehreren Protesten im Sommer 2020 sollte die Mohrenstraße einen neuen Namen bekommen. Eine Klage gegen die Umbenennung wurde bereits abgewiesen. Doch noch ist offen, ob es ein Berufungsverfahren geben wird.

Die umstrittene Umbenennung der Berliner Mohrenstraße durch den Bezirk Mitte wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Das Urteil des Verwaltungsgerichts von Anfang Juli, das Klagen von Anwohnern gegen die geplante Umbenennung zurückwies, ist noch nicht rechtskräftig. Daher trage die Straße weiterhin den Namen Mohrenstraße, teilte der Bezirk mit. Wann das Umbenennungsverfahren abgeschlossen sei, stehe nicht fest.

Grüne für Anton-Wilhelm-Amo-Straße

Nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts stellte mindestens ein klagender Anwohner beim Oberverwaltungsgericht (OVG) einen Antrag auf Zulassung der Berufung. Dieser Antrag sei bislang nicht begründet worden, teilte das OVG mit. "Gegenwärtig kann noch nicht eingeschätzt werden, wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist."

Wird der Antrag auf Zulassung der Berufung abgewiesen, werde die Entscheidung der ersten Instanz rechtskräftig. Dann wird die Straße umbenannt. Wird die Berufung zugelassen, muss das OVG über die Sache entscheiden.

Der von den Grünen regierte Berliner Bezirk Mitte will die Mohrenstraße nahe dem Regierungsviertel umbenennen, weil er den Namen wegen des Begriffs "Mohr" für problematisch oder rassistisch hält. Der ausgewählte neue Name lautet Anton-Wilhelm-Amo-Straße, nach einem afrikanischstämmigen Gelehrten im 18. Jahrhundert in Berlin.

U-Bahnhof könnte ebenfalls umbenannt werden

Laut dem Berliner Straßengesetz müssen bei Umbenennungen die alten Straßenschilder mit dem bisherigen Namen noch sechs Monate lang lesbar, aber durchgestrichen, unter den Schildern mit den neuen Straßennamen gezeigt werden. Wenn die Straße umbenannt wird, erhält auch der gleichnamige U-Bahnhof zum nächstmöglichen Zeitpunkt den neuen Namen. Das kündigten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) an.

Nach Protesten hatte die BVG bereits im Juli 2020 angekündigt, den Namen des Bahnhofs zu ändern. Damals sollte die nahegelegene Glinkastraße den neuen Namen des Bahnhofs stiften. Sie ist nach dem russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka benannt. Die BVG blies die Umbenennung jedoch wieder ab, wegen antisemitischer Äußerungen die von Glinka überliefert sind.

Anwohner hatten mit der Begründung geklagt, die Namensgebung für die Straße vor 300 Jahren sei nicht rassistisch, sondern wertschätzend gemeint. Viele historische Straßennamen hätten mehrere Seiten, aber sie seien Teil der Geschichte der Stadt und man müsse sie erklären. Das Verwaltungsgericht Berlin wies die Klage zurück, weil der Bezirk zuständig sei für Straßennamen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 10.09.2023, 19.30 Uhr

55 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 55.
    Antwort auf [Steffen] vom 11.09.2023 um 21:12

    Das Entscheidende ist, dass schwarze Mitbürger:innen den Begriff als herabwürdigend empfinden. Dazu braucht es keine Weißen, die Schwarzen sagen, dass der Begriff angeblich nicht herabwürdigend sei. Ich finde es richtig Rücksicht auf eine Minderheit zu nehmen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, für die kein Mensch etwas kann, jahrhundertelang Benachteiligung und leider auch grausame Verbrechen erfahren hat. Die Würdigung eines schwarzen Gelehrten ist eine sehr respektvolle Maßnahme und darum sollte es im gesellschaftlichem Miteinander gehen: Respekt.

  2. 54.

    Was wäre ich froh, wenn ich innerhalb von 10 Sekunden an der nächsten Haltestelle wäre :D Der AfD fällt auch nichts Sinnvolles mehr ein, warum die Unbennung einer Straße ein besonderes Problem darstellen sollte. Umbenennungen kommen immer wieder vor, Parlament und BVG haben das gute Recht dazu.

  3. 53.

    Ich freue mich auf die Umbenennung, wird auch langsam Zeit. Viele schwarze Mitbürger:innen empfinden den Begriff als herabwürdigend und das sollte die weiße Mehrheitsgesellschaft respektieren. Und was für eine geniale Idee, die Station nach einem schwarzen Berliner Gelehrten zu benennen. Das ist doch viel schöner als ein Begriff aus der Kolonialzeit.

  4. 52.

    Man stelle sich vor, der U-Bahnhof bekommt auch den Dreifach-Namen: Dann ist der Zug schon an der nächsten Haltestelle, bevor die Ansage überhaupt durch ist, zumal es Touristen auch verwirren kann.
    Lasst das so, wie es ist: Kostet unnütz Geld und der Rassismus wird durch die Umbenennung einer Straße leider auch nicht weniger.

  5. 51.

    Dieser "sowieso nur ein Symbolischer Akt" wird einigen jedoch ziemlich teuer und zeitaufwendig kommen.
    Geschäftspapiere, Visitenkarten, Ummeldungen ect.

  6. 50.

    Das ist doch sowieso nur ein Symbolischer Akt.
    Die Menschen haben andere Sorgen.
    Und die Dinge die im Namen der Deutschen geschehen sind, werden dadurch auch nicht. ungeschehen gemacht.

  7. 49.

    Also alles, womit Sie sich nicht identifizieren können und was Ihnen egal ist soll liegen gelassen werden und dafür soll kein Geld ausgegeben werden? ROTFL.

  8. 48.

    Möhrenstraße ist doch ok.
    Einfach das U ändern.

  9. 47.

    Gegen Glühbirnchensteig haben die Grünen bestimmt etwas. LED-Gasse wäre kein Problem.

  10. 46.

    ... der ja bekanntlich erstellt wurde, nachdem Grüne seit Jahrzehnten im Senat saßen und für die entsprechenden Namensvergebungen verantwortlich waren, gell?
    Als langjähriges Neuköllner habe ich vor einiger Zeit feststellen müssen, dass es dort keine Wissmannstraße mehr gibt.
    Der Name war kurz, knackig, einprägsam.
    Natürlich trägt diese Straße nun den Namen einer Person, die keinerlei Bezug zu Berlin oder Deutschland aufweist und den man sich kaum merken kann.
    Und der vor allem für Grüne makellos ist.
    Lange Jahre habe ich in der Fontanestraße (gleicher Bezirk) gewohnt und bin dadurch erst auf den Gedanken gekommen, mich mit den Werken dieses Autors zu beschäftigen.
    Würde man HEUTE eine Straße nach Fontane benennen wollen, wäre das vermutlich aussichtslos.

  11. 45.

    Straße der Pariser Kommune
    Straße des siebzehnten Junis
    Anna-Louisa-Karsch-Straße
    Manfred-von-Richthofen-Straße

  12. 44.

    Wer weiß, ob dieses ständige Umbenennen nicht der heimliche Wunsch von "Torben-Malte Müller-Hansmeier" (Name symbolisch) ist, auch mal "seine" Straße, den "Torben-Malte-Müller-Hansmeier-Steig" zu bekommen.
    Oder es ist ein Fleißpünktchen, um von gewaltigem Nichtstun oder Versagen abzulenken.

  13. 42.

    Doch, habe ich.
    Aber da ich momentan Konservativer bin, würden meine Äußerungen zum Thema, wenn sie nicht Straßenumbenennungen ganz pauschal und politisch neutral beträfen, hier eh keine Veröffentlichung finden.
    Wetten?
    Der Aufwand bez. Geschäftspapieren dürfte seit Erfindung des Internets deutlich abgenommen haben.
    Und auch der Aufwand in Sachen Behörden und Institutionen betr. einer Straßenumbenennungen dürfte für eine Firma wesentlich geringer sein als für die Einwohner eines gesamten Mietshauses.

  14. 41.

    Also irgendwie war mir von Anfang an klar, dass der Name nicht der eines Deutschen sein würde...

  15. 40.

    Antwort auf "Luckebuck" vom Montag, 11.09.2023 | 06:17 Uhr
    "Zwei Dinge verstehe ich bez. Straßenumbenennungen nicht: Wären nicht Umbenennungen von Straßen etc. mit weit weniger Aufwand verbunden, wenn es darin keine oder allenfalls wenige Anwohner gäbe?" Mir scheint, Sie haben den Hintergrund dieser Aktionen nicht verstanden... es geht um Namen, die einen gewissen Hintergrund haben, nicht die Anzahl der Anwohner.
    Was Ihre Anmerkung zur einfachen Anschriftenänderung bei Unternehmen angeht, reichen ein paar Mails nicht aus; es müssen Geschäftspapiere geändert werden, Handelsregistereinträge, usw

  16. 39.

    "Der ausgewählte neue Name lautet Anton-Wilhelm-Amo-Straße" da wird wohl das Strassenschild länger, als die Straße :~) Passt in kein Formular, Briefumschlag Fenster, Postkarte....

  17. 38.

    Wer Schuldkult halluziniert, sollte sich nicht Geschichtsexperte nennen. Denn diese Eigenbezeichnung ist dann sachlich falsch.

  18. 37.

    Zwei Dinge verstehe ich bez. Straßenumbenennungen nicht:

    1. Warum hält man sich diesbezüglich nicht in erster Linie an Doubletten?
    Wie viele Mittelstraßen und -wege beispielsweise braucht eine Stadt?

    2. Wären nicht Umbenennungen von Straßen etc. mit weit weniger Aufwand verbunden, wenn es darin keine oder allenfalls wenige Anwohner gäbe?
    In Mietshäusern beispielsweise müssten alle Mieter sämtliche Bekannten, Verwandten, Arbeitgeber und diverse Händler und Dienstleister anschreiben und sie über die Umbenennung informieren (und man denke da auch nur mal an Rentner, die mit dem Internet nichts anfangen können, das also per Briefpost oder Telefon erledigen müssten).
    In einem Gewerbegebiet hingegen müsste jede Firma nur eine Rundmail an Kunden und Geschäftspartner verschicken, einen Hinweis auf der eigenen Homepage platzieren und fertig.

  19. 36.

    Eben, warum muss eine Straße auch immer nach irgendwem auch immer benannt werden sein? Es gingen doch auch Begriffe für Artikel deswegen täglichen Lebens statt ständig Menschennamen, die irgendwann aus mannigfaltigen Gründen in Ungnade fallen und dann umbenannt zu werden. Da gäbe es doch soviel tolle Sachen: Baumscheibenweg, Zitronenallee, Glühbirnchensteig und viele mehr.

Nächster Artikel