Brandenburger Tor in Berlin - Mehr als 10.000 Menschen zeigen ihre Solidarität mit Israel

So 22.10.23 | 20:44 Uhr
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Demonstrierende halten Schilder mit mutmaßlich vermissten Geiseln der Hamas bei der Demonstration am 22.10.2023 hoch.(Quelle:AP/M.Schreiber)
AP/M.Schreiber
Video: rbb|24 | 22.10.2023 | Material: rbb24 Abendschau, rbb|24/Janek Kronsteiner | Bild: AP/M.Schreiber

Tausende strömten am Sonntag zum Brandenburger Tor, um ihre Solidarität für Israel zu bekunden. Bundespräsident Steinmeier rief alle Bürger zum Schutz jüdischen Lebens auf. Die Jüdische Gemeinde Berlin zeigte sich enttäuscht von der Teilnehmerzahl.

Mehr als 10.000 Menschen haben sich am Sonntagnachmittag laut Polizei am Brandenburger Tor in Berlin versammelt, um ihre Solidarität mit Israel zu zeigen. Die Veranstalter sprechen sogar von 25.000 Teilnehmenden.

Auf der Straße des 17. Juni schwenkten viele Demonstrierende israelische Fahnen, einige hielten Fotos von Geiseln hoch. Besondere Vorkommnisse oder Störungen gab es nicht, wie eine Polizeisprecherin sagte.

Jüdische Gemeinde enttäuscht über Teilnehmerzahl

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin äußerte Enttäuschung über die Teilnehmerzahl. Sie sei letztlich nicht mehr als ein hoffnungsvolles Zeichen, sagte Rabbiner Jonah Sievers in der rbb24 Abendschau. "Es wäre schön gewesen, wenn in dieser Stadt mit ihren 3,8 Millionen Einwohnern noch mehr Menschen den Weg dorthin gefunden hätten. Denn es geht nicht nur um uns Juden, sondern um unsere Gesellschaft an sich", so Sievers weiter.

Alle Reden, die am Brandenburger Tor gehalten worden seien, seien rundweg richtig gewesen, sagte Sievers dennoch. "Was gesagt wurde, hat der verunsicherten jüdischen Gemeinde gutgetan."

"Israel hat das Recht, sich gegen diesen Terror zu verteidigen."

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier alle Bürgerinnen und Bürger zum Schutz des jüdischen Lebens in Deutschland aufgerufen. Dieser Schutz sei Staatsaufgabe, "aber er ist auch Bürgerpflicht", sagte Steinmeier. "Ich bitte wirklich alle Menschen in unserem Land, diese Bürgerpflicht auch anzunehmen."

Angesichts antisemitischer Ausschreitungen der vergangenen Tage nannte es Steinmeier "unerträglich, dass Jüdinnen und Juden heute wieder Angst haben - ausgerechnet in diesem Land". Es sei unerträglich, dass jüdische Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schickten und das Berliner Holocaust-Mahnmal von der Polizei geschützt werden müsse. "Jeder einzelne Angriff auf Jüdinnen und Juden, auf jüdische Einrichtungen ist eine Schande für Deutschland." Steinmeier sagte: "Antisemitismus ist eine rote Linie." Israel-Hass, der sich auf den Straßen entlade, dürfe nicht geduldet werden.

"Noch nie seit dem Ende der Schoah wurden so viele Jüdinnen und Juden ermordet", sagte Steinmeier. "Israel hat das Recht, sich gegen diesen Terror zu verteidigen. Und Deutschland steht dabei fest an Israels Seite." Gleichzeitig treffe der Terror auch Menschen im Gazastreifen, deren Interessen die Hamas nur zu vertreten vorgebe.

Emotionale Rede von Angehöriger

Viele Demonstrierende hatten Tränen in den Augen, als die Angehörige Roni Roman ein Geburtstagslied für ihre Schwester anstimmte, die mit ihrem Kind von der Hamas entführt worden war. "Heute ist der Geburtstag meiner Schwester, ich stehe hier vor Ihnen alleine. Ich weiß nicht wo sie ist, ich kann sie nicht in die Arme nehmen", sagte Roman. "Die Zeit läuft ab für meine Schwester und mehr als 200 Menschen, die in Gaza gefangen gehalten werden."

Israelischer Botschafter warnt vor Terror, Berlins Regierender Wegner sichert Schutz zu

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, warnte vor einer Ausbreitung des Terrors. Oft werde vor einem Flächenbrand durch den Nahostkonflikt gewarnt, sagte Prosor. Aber auch in Deutschland müsse ein Flächenbrand verhindert werden, "sonst kommt der Terror aus dem Gazastreifen auch in Deutschland an", sagte Prosor angesichts der antisemitischen Ausschreitungen in Deutschland der vergangenen Tage.

Als letzter Redner betrat am späten Nachmittag der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Bühne. Das Existenzrecht und Selbstverteidigungsrecht Israels seien nicht verhandelbar, betonte er in seiner Rede. Der jüdischen Bevölkerung in Berlin sicherte er zu, dass alles für ihren Schutz getan werde. Brandanschläge auf Synagogen und Angriffe auf Jüdinnen und Juden seien Angriffe auf das Herz der Stadt. Das werde man nicht zulassen. Man werde sich auch nicht spalten lassen, sagte Wegner. Er verwies darauf, dass viele Menschen mit arabischen Wurzeln genauso den Frieden wollten.

Breites Bündnis rief zur Demo auf

Ein breites Bündnis verschiedener Organisationen und Parteien hatte zu der Kundgebung gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel am Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. Daran beteiligen sich auf Initiative der Deutsch-Israelischen Gesellschaft fast alle Parteien und Religionsgemeinschaften genauso wie Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.10.2023, 16:30 Uhr

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29 Kommentare

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  1. 29.

    Ich war auch dort … Natürlich pünktlich um 14:00 Uhr (erst) … War ja ne deutsche Demo … Kann bestätigen, es war richtig voll … Es hätte/müsste voller sein können, ja … Aber der Groschen scheint bei vielen IMMER noch nicht gefallen zu sein … Oder, sie hatten doch regelrechte Angst vor islamistischem Terror auf dem Platz ? … Ich gebe zu, auch ich war diesbezüglich etwas angespannt … Aber die Sache (sowieso) und das Signal (auch nach Neukölln) war jetzt einfach zu wichtig.

  2. 28.

    Es gibt bestimmt auch Memschen in Gaza die heute Geburtstag und schreckliche Amgst haben. Aber mit denen darf man nicht solidarisch sein, denn dann ist man Antisemit.

  3. 27.

    Und was ist mit den Frauen, Kindern usw. die im Gaza Streifen leben ? Haben die keine Berechtigung auf Leben??

  4. 26.

    10- 25 Tausend ist doch ein Armutszeugnis für eine fast 4 Millionen Stadt.

  5. 25.

    Eine Demo mit 10.000 Teilnehmern. Tagelang wurde in den öffentlichen-rechtlichen (auch im rbb) die Werbetrommel gerührt, viele Gruppierungen und Parteien haben zu der Demo aufgerufen und sind mit Funktionären und vielen Mitgliedern angereist. Da fragt man sich:
    Wo waren die 3,9 Millionen Berliner?

  6. 24.

    Die Demo war gut, war da.
    Mir fehlte aber auch Aussagen zu den unschuldigen Opfern in Gaza. Auch diese Menschen konnten nicht dafür und 5000 Tote kann man nicht wegschweigen.

  7. 23.

    Bin gerade zurück von der Kundgebung und kann das bestätigen.
    Kurz vor Beginn waren entsetzlich wenige da und dann füllte es sich schnell und gewaltig.
    Auf den Zehenspitzen konnte ich kein Ende des Menschenmeers auf der Straße des 17. Juni sehen.

    Und ja, ich hätte mir auch noch mehr Teilnehmer gewünscht.
    Doch haben viele tatsächlich Angst mitzumachen.
    Dass es so solch eine Angst in Deutschland (wieder) gibt, macht mich sehr traurig.

    Von Richtung Reichstag kommend, gab es keinerlei Beschränkungen.
    Da konnte also jeder mit dazu kommen.
    Natürlich hatte die zahlreiche Polizei ein waches Auge über allem.
    Es ist alles friedlich verlaufen und dafür ein großes Dankeschön an die Polizei!
    Das sagte auch unser Bürgermeister Herr Wegner und bekam dafür bzw. die Polizei viel Beifall.

    Es gab viele berührende Momente.
    Mir kamen etwas die Tränen bei der Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags.
    Es war trotz der großen Menschenmenge wirklich totenstill.

  8. 22.

    Wie viele ältere Personen habe auch ich mich nicht getraut zur Demo zu gehen, weil ich Gewalt befürchtet habe.

  9. 21.

    @ Karl Heinz, die Veranstalter geben (aus nachvollziehbaren Gründen) die Zahlen immer höher an. Aber wenn Sie sich an die Zahlen der BILD halten wird auch das seine nachvollziehbaren Gründe haben.

  10. 20.

    Lies den Kommentar Nr. 9. Dann weißt Du, warum zB ich nicht zur Demo gehe. Es ist zu gefährlich.

  11. 19.

    Auch wir waren am Brandenburger Tor bei der Demo Solidarität mit Israel.
    Ich weiß dass es in die Niederlande auch Jüdischen Menschen gibt die Angst haben.

  12. 18.

    Das stimmt eben nicht. Wer für Völkermord, für Terror oder einen Angriffskrieg demonstrieren will, darf das nicht. Auch darf nur friedlich und ohne Waffen demonstriert werden.
    Jeder darf demonstrieren, er muss sich nur an die geltenden Gesetze halten. Und wenn zu erwarten ist, dass die geltenden Gesetze nicht eingehalten werden, dann wird die Demonstration verboten oder wenn sie schon begonnen hat von der Polizei aufgelöst.

  13. 17.

    Weil?
    Kriegs- und Terror-Opfer ausserhalb zu bewerten nach gut und böse,
    das unterliegt natürlich auch nur Demokratien.
    Wir werden Menschlichkeit, Fairness nie verlieren.

  14. 16.

    Diese Demo ist sehr wichtig und ich freue mich, daß so viele Bürger und Bürgerinnen den Mut hatten, trotz der Anfeindungen Flagge zu zeigen. Das Lebensrecht Israels erfordert die Verteidigung gegen einen teuflischen und barbarisch-bösartigen Feind. Die volle und uneingeschränkte Solidarität mit Israel ist mir Herzenssache. Besonders jetzt müssen wir unseren jüdischen Mitbürgern beistehen, denn ihre Existenz ist auch unsere. Ich wünsche mir das noch mehr Menschen ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck bringen.

  15. 15.

    Eine interviewte Demoteilnehmerin auf Phoenix brachte es angesichts des Terrors soeben auf den Punkt.

    „Ich hätte mit mindestens 100000 Teilnehmern gerechnet“

  16. 14.

    Ich freue mich sehr darüber, dass so viele gekommen sind. Danke, dass ihr da wart!

  17. 13.

    „Was ich am Potsdamer Platz erlebt habe, war das in den letzten Tagen sehr deutlich sichtbar gewordene sehr gereizte, mega-aggressive Auftreten pro-palästinensischer AktivistInnen, die nichts gelten lassen als ihre verhetzte Sichtweise und nur Haß auf die Menschen am Brandenburger Tor zeigten.“

    Ich bin auch einer der da war. Kann das oben nicht bestätigen

  18. 12.

    Auch ich war bei der Kundgebung, stimme Ihnen zu und teile jedes Wort Ihres Beitrags!

  19. 11.

    Kiek an, ich auch. Was ich am Potsdamer Platz erlebt habe, war das in den letzten Tagen sehr deutlich sichtbar gewordene sehr gereizte, mega-aggressive Auftreten pro-palästinensischer AktivistInnen, die nichts gelten lassen als ihre verhetzte Sichtweise und nur Haß auf die Menschen am Brandenburger Tor zeigten. Ziehe jedeR eigene Schlüsse...

  20. 10.

    Die BILD-Zeitung schreibt wörtlich um 15.57 Uhr: "Berlin – 25.000 Menschen stehen am Brandenburger Tor, stehen an der Seite Israels! Ein breites Bündnis von Organisationen hat für den Sonntagnachmittag zu einer großen Kundgebung gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel aufgerufen." Sie können also nicht mal die BILD-Zeitung lesen. Ja, sie hat darauf hingewiesen, dass kurz vor Beginn der Demo nur 3.000 da war - dass sich das dann aber schnell geändert hat...

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