Neuköllner Bezirksbürgermeister - Hikel sieht Zusammenhang zwischen Konsum arabischer Medien und Konflikten an Schulen

Di 10.10.23 | 13:41 Uhr
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Archivbild: Martin Hikel (SPD, l), Bezirksbürgermeister von Neukölln, und Ron Prosor, Israelischer Botschafter, geben am 12. Juni 2023 ein Statement zu antisemitischen Plakaten in Berlin-Neukölln ab. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.10.2023 | Elisabeth Mattner | Bild: dpa/Fabian Sommer

Nach den Angriffen gegen Israel kam es zu anti-israelischen Aktionen in Neukölln; an mindestens einer Schule kam es zu einem Konflikt. Bezirksbürgermeister Hikel sieht auch arabischen Medienkonsum als Ursache, die Justizsenatorin das soziale Umfeld.

  • Auseinandersetzung zwischen Lehrer und zwei Schülern an Neuköllner Gymnasium, nachdem ein Schüler Palästina-Flagge geschwenkt hatte
  • Bezirksbürgermeister Hikel will Unterstützung für Lehrkräfte
  • Berliner Justizsenatorin Badenberg: Staatsanwaltschaft soll antijüdischen Hass prioritär verfolgen

Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) bekräftigt, man dürfe anti-israelische und anti-jüdische Hetze als demokratische Gesellschaft nicht akzeptieren. Er beobachte, dass der Nahost-Konflikt etwa an Schulen in seinem Bezirk ausgetragen werde.

"Es ist nicht verwunderlich, dass an einzelnen Schulen, wo zu Hause viel arabisches Fernsehen konsumiert wird, wo entsprechende Social-Media-Kanäle konsumiert werden, die Geschichten genauso stattfinden, wie sie leider auf der Straße stattgefunden haben", sagte Hikel am Dienstagmorgen bei Radioeins vom rbb.

Nahost-Konflikt führe zu erschwertem Unterricht

Nach dem Angriff der islamischen Hamas auf Israel am Wochenende gab es am Montag an einem Neuköllner Gymnasium eine Auseinandersetzung zwischen einem Lehrer und zwei Schülern, nachdem ein Schüler eine Palästina-Flagge geschwenkt hatte.

Es könne nicht sein, dass ein Konflikt, der tausende Kilometer von Berlin stattfinde, in Berlin dafür sorge, dass unter Umständen Lehrer nicht vernünftig unterrichten könnten. Er sei in Kontakt mit den Schulen, um Kollegen zu unterstützen und wolle auch die Senatsverwaltung für Bildung einbeziehen, so Hikel.

Hass auf Juden und Israel an Schulen

Auch der Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, Samuel Salzborn, schaltete sich am Dienstag in die Diskussion ein. Er hält nach eigener Aussage ein stärkeres Vorgehen gegen Hass auf Juden und auf den Staat Israel an Schulen für nötig.

"Antisemitismus muss in den Schulunterricht als festes Themenfeld verankert werden", sagte Salzborn am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Wir kommen nicht umhin, hier nachzusteuern."

Nach seinen Erfahrungen hätten Antisemitismus und Hass auf Israel bei Berliner Schülern in den letzten 10 bis 15 Jahren deutlich zugenommen. Auch Kinder und Jugendliche aus Familien mit muslimischen und arabischen Wurzeln hätten diese Einstellungen. "Das Problem ist virulent, in der Vergangenheit gab es auch immer wieder Gewaltvorfälle in dem Zusammenhang", sagte Salzborn.

Im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt, so auch aktuell nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel mit vielen Toten, eskaliere die Situation an den Schulen immer wieder mal, sagte Salzborn. "Aber die Ressentiments gegen Juden und Israel sind auch an den anderen Tagen da." Kinder und Jugendliche brächten sie aus ihrem sozialen und familiären Umfeld mit.

Justizsenatorin sieht Antisemitismus in Erziehung und sozialem Umfeld

Auch die parteilose Justizsenatorin Felor Badenberg sieht Antisemitismus und Israelfeindlichkeit bei arabischstämmigen Menschen in Berlin "oft durch Erziehung und soziales Umfeld" geprägt. In einem Gastbeitrag im "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt] am Montag zu dem Terrorangriff auf Israel schrieb Badenberg: "In Berlin leben sehr viele Familien, deren Vorfahren aus dem Nahen Osten stammen und die seit Generationen für dort vermeintlich oder tatsächlich erlebtes Leid 'die Juden' verantwortlich machen."

Besonders geschürt werde Antisemitismus von manchen kriminellen Mitgliedern arabischstämmiger Großfamilien, schrieb Badenberg - etwa einem bekannten Clan-Oberhaupt, das sich kürzlich im Internet positiv zu dem Angriff auf Israel geäußert hätte.

Badenberg: Staatsanwaltschaft soll antisemitische Taten prioritär verfolgen

Badenberg räumte ein, viele Menschen in Berlin hätten das Gefühl, "dass die bisherigen politischen Spitzen den Antisemitismus insbesondere arabischstämmiger Personen zwar durchaus hart verurteilten, diese Härte sich aber nicht immer auch in den darauffolgenden Maßnahmen zeigte". Der neue Senat dürfe daher keine Zweifel an der Bekämpfung von antijüdischem Hass und Gewalt lassen.

Badenberg habe die Staatsanwaltschaft darin bestärkt, solche Taten "prioritär zu verfolgen". "Justiziable Hassreden und Gewalttaten mit antisemitischem Hintergrund müssen, wenn immer möglich, zeitnah ausermittelt und dann öffentlich verhandelt werden. Es muss gelten: Keine Toleranz den Intoleranten."

Im Blick habe sie auch "die einschlägigen sozialen Strukturen, die vielfach einen Raum vermeintlicher Sicherheit für das Ausleben von Antisemitismus bieten". Badenberg kündigte an: "Wir werden an ihnen rütteln, und zwar mit konzertierten Aktionen von Staatsanwaltschaft
und Polizei, aber auch von Zoll, Steuerfahndung sowie Ordnungsbehörden."

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.10.2023, 06:40 Uhr

 

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52 Kommentare

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  1. 52.

    Es tut mir leid, wenn ich sie desillusioniere. Wenn Sie jahrelang als Wahlhelfer tätig sind, glauben Sie leider nicht mehr, dass alle Wähler*innen wissen, was sie tun. Allein die Landratswahlen zeigen, wie viele Menschen Lokal- und Bundespolitik nicht unterscheiden können.
    Das ist keine Auszeichnung für die politische Bildung in Deutschland, aber doch traurige Realität.
    Da wäre auch beim ÖRR noch Luft nach oben.

  2. 51.

    Wie wohlfeil, auf diejenigen einzuschlagen, die sich positionieren und sich im gleichen Atemzug "rauszuhalten"!
    Jede*r weiß, dass gewaltverherrlichende, tendenziöse Sender gemeint sind, die diese Bevölkerungsgruppe beeinflussen. Es braucht keine Al-Nur-Moschee, TV anschalten oder (un)soziale Medien reichen. Wer sich ausschließlich in seiner Familienssprache dort informiert, nur dort propagierte Werte akzeptiert etc. kommt nicht bei uns an, auch wenn er/sie hier lebt. Der Pass ist dabei egal.

  3. 50.

    Na klar, "die Schule muss einfach nur ..." und schon sind alle Probleme gelöst.
    Ich habe diese vielen Möchte-gern-Lehrer so satt. Gehen Sie an die Schulen und tun Sie, wozu die Lehrer ja zu unfähig sind! Vergessen Sie nicht, dass die Kinder nicht als unbeschriebene Blätter in die Schule kommen, dass sie in den Familien sozialisiert werden, dass sie z.T. ungenügende Sprachkenntnisse haben, sich kaum konzentrieren können etc.
    Wenn Gewalt in der Familie normal ist, wird das fast aussichtslos.

  4. 49.

    Die Geschichte zeigt leider, dass "schlau wählen" nicht die Kernkompetenz vieler Wähler ist.
    Protest, Verzweiflung, Verblendung haben es immer gut geschafft, Mehrheiten auf sich zu vereinen, um dann mit dem Ergebnis im Rücken nach eigenem Gutdünken zu schalten und zu walten.

  5. 48.

    Ob diese Leute als demokratisch durchgehen? Zumindest gibt es seit 2018 die Bubdesvereinigubg der Juden in der AfD. Und deren Vertreter sind nicht schüchtern, ganz im Gegenteil.

  6. 47.

    Und genau so eine kurzsichtige Meinung wie Ihre ermöglicht der AFD weiter Wähler zu gewinnen. Es werden erst einmal alle zu Nazis erklärt und so braucht man nicht nach Gründen zu fragen oder sich auf einen Diskurs einlassen. Mission erfüllt, wir sind die Guten und das sind die Bösen Wähler. Schlimm solche Überheblichkeit.

  7. 46.

    Ich gehe davon aus, dass Sie mit Herrn Hikel bis dato weder gesprochen haben noch eine Veranstaltung mit ihm besucht. Sonst wüssten Sie, dass er seinen Bezirk sehr gut kennt und es noch nie gescheut hat, die Probleme klar anzusprechen und nach Lösungen zu suchen.
    Zum Lösen braucht es aber alle Kräfte. Solange widerwillige, von jeglichem Integrationswillen freie Menschen und deren politische Sympathisanten am Tisch sitzen, sind einem die Hände gebunden.

  8. 45.

    TAGESSPIEGEL Update : Nach Schlägerei wegen Palästina-Flagge: Polizei zeigt Präsenz an Gymnasium in Berlin-Neukölln !
    Auch aufgebauscht ? Diese ganze Verniedlichung geht in die völlig falsche Richtung. Erkennen Sie endlich die Wirklichkeit an. Die miesen Umfragewerte Ihrer Partei sollten doch Mahnung genung sein.

  9. 44.

    Doch, wir hatten immer wieder Zeitfenster der Vernunft.
    Aber es gelang leider nie, daraus einen nachhaltigen Prozess zu initiieren.
    Es sind, und da haben sie vollkommen Recht, die radikalen Gotteskrieger beider Seiten, denen es gelingt, ihr Gift immer destabilisierend zu verspritzen.
    Trotzdem, auch dieser Versuch der Ausrottung von terroristischen Vereinigungen wird scheitern und scheitern müssen. Das ist dass die Dilemma des Westens nicht begreifen zu wollen, dass man Terrorismus nicht herausschneiden sondern nur austrocknen kann.
    Denken sie in ein paar Wochen an meine Worte, wenn tausende Israelis und Zehntausende Palästinenser abgeschlachtet wurden und die Terroristen längst Gaza verlassen haben.

  10. 43.

    Ursachen und Wirkungen bedingen einander. Extremisten „das Wasser abzugraben“ ist möglich, wenn man statt den Zeigefinger erhebt, besser die Ursachen angeht.

    #20 „Vroni“: Sie verlagern die Wertevermittlung wieder vom Elternhaus auf die neutralitätsverpflichtende Schule. So nicht. Man lässt nicht erziehen, man macht es selber.
    #37 „Lothi“: Das Wahlverhalten der nach rechts rückenden Israelis widerspricht Ihrer Aussage völlig. Wie kommen Sie dazu, den Willen der Wähler so umzudeuten?

  11. 42.

    Ursachen und Wirkungen bedingen einander. Extremisten „das Wasser abzugraben“ ist möglich, wenn man statt den Zeigefinger erhebt, besser die Ursachen angeht.

    #20 „Vroni“: Sie verlagern die Wertevermittlung wieder vom Elternhaus auf die neutralitätsverpflichtende Schule. So nicht. Man lässt nicht erziehen, man macht es selber.
    #37 „Lothi“: Das Wahlverhalten der nach rechts rückenden Israelis widerspricht Ihrer Aussage völlig. Wie kommen Sie dazu, den Willen der Wähler so umzudeuten?

  12. 41.

    "Die Masse der Wähler, die ihr Kreuz bei der AFD gemacht haben, sind sehr wohl demokratisch Denkende. Die haben das aus Frust und Protest gemacht. Und wie schon vorab erwähnt gibt es die Gruppierung "Juden in der AFD" tatsächlich. Leider sind es genau solche Kommentare wie die Ihre und diese Art zu denken, die die Menschen in die Fänge der AFD treiben."

    Also Frust-, Protestwähler und demokratisch Denkende schließen sich schon mal aus. Das Splittergrüppchen JAfD ist zu 100 & ein Fake, deren Vorsitzende geben nur vor jüdischen Glaubens zu sein, sind es aber nachweislich nicht, im Gegenteil. Nicht umsonst reagiert der Zentralrat der Juden auf die Gründung mit scharfer Kritik!

    Und das in die Arme treiben, das ist so ausgelutscht, das ergibt erneut 5 € ins Phrasenschwein. Die Wähler der AfD wissen was sie tun und es ihnen egal ob die AfD rechtsextrem ist oder sie sind es gar selbst.

  13. 40.

    Zu Recht umstritten. Deren Vorsitzende geben nämlich nur vor jüdischen Glaubens zu sein, authentisch ist das nicht.

    "Anlässlich der Gründung der JAfD schrieb Ricarda Breyton in der Welt, Schulz habe sich auf seiner Facebook-Seite als „bibeltreu“ und „Follower of Jesus Christ“ bezeichnet und in seiner Bewerbungsrede für die Landesliste der Hessischen Landtagswahl 2018 die Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg relativiert, indem er eine „Erinnerung an Gräueltaten am deutschen Volk“ gefordert habe."

    "Der Zentralrat der Juden sowie 46 weitere Organisationen reagierten auf die Gründung der JAfD mit scharfer Kritik und verfassten unter dem Titel „Keine Alternative für Juden“ eine gemeinsame Erklärung. "

  14. 39.

    Das Willkommen für Ausländer oder die Nichtakzeptanz der Ausländer stehen NICHT im Vordergrund, sondern die friedliche Koexistenz und Akzeptanz von Menschen aus vielerlei Nationen auf dem Boden von https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_1.html

  15. 38.

    Ein bißchen Recherche und schon ist die Lüge widerlegt.

    "Nicht nur der SPD-Staatssekretär, sondern auch die Vertreter der anderen demokratischen Parteien zeigten sich im Ausschuss entsetzt über die Ereignisse von Samstag in Neukölln. Es sei „beschämend, was wir gesehen haben“, bekundete der Grünen-Abgeordnete Ario Mirzaie. Sein Kollege Niklas Schrader (Linke) nannte es „erschreckend, wenn Menschen in Berlin das feiern oder als legitimen Widerstand betrachten“.

    Schrader ist in der Basisorganisation 44 im Bezirksverband Neukölln der Partei Die Linke aktiv.

  16. 37.

    Die von Ausland unterstützten Hamas-Terroristen zeigen aber null Bereitschaft, der Vernichtung des Staates Israel abzuschwören. Deren jüngste Terroranschläge zeigen das sehr deutlich.

  17. 36.

    >"Die Jungen Menschen in Israel sind längst zu einer 2 Staaten Lösung bereit, nur in der Regierung besteht auch weiterhin leider wenig Hoffnung."
    Das wir auf lange Zeit auch nix. Wo die Staatspolitik durch Relegion beieinflusst wird, gibt es nie Ruhe.

  18. 35.

    Wie wahr.
    Die Jungen Menschen in Israel sind längst zu einer 2 Staaten Lösung bereit, nur in der Regierung besteht auch weiterhin leider wenig Hoffnung.

  19. 34.

    Sie bauschen den Vorfall massiv auf. Der tatsächliche Sachverhalt wurde aber dokumentiert und auf RBB korrekt wiedergegeben. Es gab keine "Schlägerei".

    Ich will den Vorfall nicht herunterspielen aber auch der Lehrer har sich nicht korrekt verhalten und zur Eskalation beigetragen.

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/10/berlin-neukoelln-schule-auseinandersetzung-lehrer-schueler-palaestina-flagge.html

  20. 33.

    Es geht nur über eine funktionierende Integration aller Beteiligten. Beide Seiten sollten (nicht nur verbal) abrüsten und Friedensgespräche aufnehmen. Das sage ich nicht erst seit dem Tod Arafats.

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