Debatte über Wohnungsbau - Grüne wollen lieber Golfplätze statt Tempelhofer Feld bebauen

So 08.10.23 | 10:14 Uhr
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Ein Golfspieler in Aktion. (Foto: dpa)
Audio: rbb 88.8 | 08.12.2023 | 10 Uhr | Bild: dpa

In Berlin werden dringend Flächen für den Bau neuer Wohnungen gesucht. Im Gespräch ist deshalb auch eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes. Eine Berliner Grünen-Abgeordnete sagt: Drei Golfplätze in der Stadt umzuwandeln, brächte genausoviel Fläche.

Nach Ansicht von Vertretern der Berliner Grünen sollten statt des Tempelhofer Feldes lieber Golfplätze in der Stadt für den Wohnungsbau in den Blick genommen werden. "Allein die Flächen für Golfplätze, die sich im Eigentum des Landes Berlin befinden, umfassen 72 Hektar", sagte die Grünen-Abgeordnete June Tomiak der Deutschen Presse-Agentur. Das sei nahezu die gleiche Fläche, über die im Zusammenhang mit einer möglichen Randbebauung des Tempelhofer Feldes geredet werde. "Rechnet man dazu Golfplätze im Privatbesitz im Land Berlin, ergeben sich insgesamt 186 Hektar", rechnete Tomiak vor.

Pankower Golfplatz in berlineigenem Besitz

Eine parlamentarische Anfrage der Politikerin an den Senat ergab, dass es in Berlin immerhin drei Golfplätze gibt. Das Golf Resort Berlin Pankow befindet sich demnach auf landeseigenen Flächen und wird vom Straßen- und Grünflächenamt des Bezirkes verwaltet. Die Golfclubs Gatow und Wannsee nutzen Flächen, die sich laut Senat "nicht im Eigentum des Landes Berlin" befinden. Nach früheren Angaben hat der Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee einen Erbpachtvertrag mit dem Land.

"Das Beispiel der Golfplätze zeigt exemplarisch: Die Berliner Flächenproblematik ist eine Verteilungsfrage", sagte der Sprecher der Grünen Jugend Berlin, Kasimir Heldmann. Berliner Flächen müssten wieder in der Hand aller Berlinerinnen und Berliner kommen.

"Golfplätze sind in Zeiten von Wasserknappheit und Artensterben ein Luxus, der den Spaß Weniger über die Zukunftsfähigkeit der gesamten Stadt stellt", sagte Heldmann. "Wir müssen uns fragen, ob wir uns diesen Luxus noch leisten können." Statt der Randbebauung des Tempelhofer Feldes fordere er die Rückgewinnung und Revitalisierung von Flächen, die den Berlinerinnen und Berlinern bisher vorenthalten würden.

Grüne wollen nicht am Volksentscheid rütteln

Bei einem Volksentscheid 2014 hatte die Mehrheit der abstimmenden Berliner gegen eine Bebauung des früheren Flughafengeländes auf dem Tempelhofer Feld votiert. Weil damit ein Gesetzesentwurf verbunden war, war diese Abstimmung anders als beispielsweise der Entscheid über einen Weiterbetrieb des Flughafens Tegel, bindend. Angesichts des Wohnungsmangels will die schwarz-rote Koalition nun erneut eine "behutsame Randbebauung" prüfen und plant dazu unter anderem einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb. Die Grünen lehnen es ab, den Volksentscheid von 2014 durch ein neues Gesetz ad acta zu legen.

Sendung: rbb 88.8, 08.10.2023, 10 Uhr

143 Kommentare

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  1. 142.

    Sie sind nicht in der Lage meinen Kommentar richtig zu deuten, also warum sollte ich meine Aussage korrigieren?

    Aber vielen Dank für den Beweis für die Richtigkeit meiner Aussage.

  2. 141.

    Lesen Sie genau:
    Erst die Überschrift und dann im Text:
    "Rechnet man dazu Golfplätze im Privatbesitz im Land Berlin, ergeben sich insgesamt 186 Hektar"
    Dann müssten Sie Ihre Aussage korrigieren.

  3. 140.

    Das kommt davon, dass immer Menschen Nachrichten wie ein Coffee-to-go konsumieren. Da wird überhaupt nicht mehr nachgedacht, geschweige denn ein bißchen recherchiert.

    Überschrift gelesen, passt die zu meiner vorgefertigten Meinung? Und schon brodelt die Gerüchteküche. Es gibt kaum noch Menschen mit Medienkompetenz, dafür aber mit viel Meinung. Man liest nur noch was man lesen möchte.

  4. 139.

    Ich danke Ihnen, denn jetzt habe ich zum ersten Mal verstanden, warum einige das nicht verstanden haben. Aber eigentlich liest man ja nicht nur die Überschrift oder? Und ich dachte gestern, hier will mich wirklich jemand auf den Arm nehmen ;)

  5. 138.

    Sie sollten sich den Artikel auch durchlesen, die Rede ist von einem einzigen Golfclub, der eine Ausnahme ist.

  6. 137.

    Grammatisch betrachtet ist die Überschrift zweideutig und kann durchaus Verwirrung stiften. Das erklärt einige Kommentare.

  7. 136.

    Der Golfclub Wannsee ist tatsächlich einer der ganz wenigen Golfclubs, die dem Klischee entsprechen. Beim GC Pankow sieht das ganz anders aus. Dort gibt es keine Kleiderordnung und keinen Zwang zur Clubmitgliedschaft. Jeder ist dort willkommen. Sie können dort für 11€ pro Person mit Ihren Kindern den ganzen Tag den Übungsplatz umpflügen. Das ist billiger als ins Kino gehen und sie sind an der frischen Luft.

  8. 135.

    Ob Sie das richtig verstehen (wollen)? Im Artikel wurden private Golfplätze miteingeschlossen. Darauf zielt „Wossi“ ab. Vermutlich wissen Sie das auch, nur haben Sie eine anderes Problem...was die persönlichen Formulierungen erklären. Ich würde das lassen, wenn man eine Antwort will.

  9. 134.

    "Welche Brutvögel haben Sie denn beobachtet?"

    Ich gebe gerne zu, dass Ornithologie nicht meine größte Stärke ist. Auf einem Platz, den ich regelmäßig spiele ist ein größerer Bereich als Brutgebiet für Heidelerchen ausgewiesen und darf nicht betreten werden. In BB sieht man über Golfplätzen regelmäßig Rotmilane kreuzen. Grundsätzlich sind Golfplätze was Biodiversität angeht deutlich besser, als z.B. Rapsfelder. Und das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern das sieht u.a. auch der NABU so.

    https://nrw.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/sport/



  10. 133.

    Da entscheidende ist ja gerade die große unbebaute Fläche. Aber wie schon geschrieben, gäbe es im ohnehin versiegelten Norden des ehemaligen Flughafens genügend Möglichkeiten für Wohnbebauung.

  11. 131.

    „ Ein Golplatz unterscheidet sich ökologisch nicht von einem Stadtpark“
    Aufgabe der in der Regel kleinen Stadtparks ist die Naherholung. Das viel größere Tempelhofer Feld hat hingegen auch erhebliche Bedeutung für den Schutz von Offenlandarten.
    „ Dazwischen gibt es jede Art von Vegetation, oft gekennzeichent als nicht zu betretende Biotope, die Nistplätze für Vögel und Lebensraum für seltene Amphibien und Reptilien sind. Die einzigen Ringelnattern, die ich in BB jemals gesehen habe, waren auf einem Golfplatz. “
    Nistplätze für Vögel gibt es viele in der Stadt, nicht alle haben hohe Ansprüche und brüten auch auf begrünten Höfen in dicht bebauten Gebieten. Welche Brutvögel haben Sie denn beobachtet? Ähnliches gilt für Amphibien. Nicht alle Arten sind selten. Welche Arten konnten Sie nachweisen? Die Ringelnatter ist jedenfalls unsere häufigste Schlange, in Brandenburg nahezu flächendeckend verbreitet. Erstaunlich, dass sie bislang nur auf einem Golfplatz ein Exemplar gesehen haben.

  12. 130.

    Das Tempelhofer Feld ist dermaßen groß, da könnten theoretisch so viele Wohnungen entstehen und trotzdem könnte man noch genügend Grünanlagen belassen.

  13. 129.

    Wo in Berlin gibt es Golfplätze?
    Oder meinen die: Minigolf?
    Ich muss echt lachen.

  14. 128.

    > Gerade deshalb würden sich ja die ökologisch wertlosen Golfplätze anbieten.

    Ein Golplatz unterscheidet sich ökologisch nicht von einem Stadtpark. Die Bahnen sind ungefähr wie Liegewiesen und nehmen nur einen kleinen Teil der Fläche ein. Dazwischen gibt es jede Art von Vegetation, oft gekennzeichent als nicht zu betretende Biotope, die Nistplätze für Vögel und Lebensraum für seltene Amphibien und Reptilien sind. Die einzigen Ringelnattern, die ich in BB jemals gesehen habe, waren auf einem Golfplatz.

    Vielleicht sich einfach mal einen Golfplatz angucken? Der in Pankow ist im übrigen sehr günstig und alle sind dort herzlich willkommen. Deshalb ist er auch am Wochenende brechend voll mit Leuten, die auch aus Friedrichshain-Kreuzberg dorthin fahren. Er ist zudem mit den Öffentlichen zu erreichen, was bei Golfplätzen nicht häufig der Fall ist.

  15. 127.

    Doch doch, das war in den letzten Diskussionen und nach dem Wohnungsgipfel beim Kanzler ein Punkt der allgemeiner Konsens war. Zu wenig Bauland auch weil es zu lange dauert Bebauungspläne durchzubringen. Deshalb sind ja die Preise für Baugrundstücke so hoch. Und das streut dann bis weit nach Brandenburg wo man selbst in Dörfern schon bei >100EUR/qm liegt.
    Da sind ökologisch minderwertige Grundstücke wie Golfplätze oder Konversionsflächen in den Großstädten eben deutlich einfacher umzuwandlen als die bereits von der Natur zurück eroberten Gebiete.

  16. 126.

    Na, wie wäre es, statt dem Südrand des Tempelhofer Feldes den ohnehin versiegelten Norden zu bebauen? Auch die Bestandsgebäude, sofern nicht anderweitig genutzt, könnten einbezogen bzw. durch Wohnbebauung ersetzt werden. Der Denkmalschutz wäre bei entsprechendem politischen Willen kein Problem, er könnte einfach aufgehoben werden.

  17. 125.

    Ja, in der Tat sollten in keinem Teil der Stadt die wenigen verbliebenen Freiflächen zugebaut werden. Gerade deshalb würden sich ja die ökologisch wertlosen Golfplätze anbieten.

  18. 124.

    Wie soll man Wohnungen bauen, wenn das Heizungskonzept für selbige erst in ein par Jahren konkret festgelegt wird?
    Da würde ich als Investor erst mal abwarten, bevor ich wieder was Falsches einbaue. "Das Heizungsgesetz" hat ja irgendwie die Verantwortung auf die Kommunen abgeschoben - die haben ja auch sonst nix zu tun. Wer weiß schon genau, wer dann regiert und was dann dabei rauskommt?

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