Doppelhaushalt 2024/2025 - Berliner Koalition steckt deutlich mehr Geld in Katastrophenschutz

So 19.11.23 | 08:25 Uhr | Von Sabine Müller und Thorsten Gabriel
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Symbolbild: Im Lager vom Deutschen Roten Kreuz hängt eine Jacke mit dem DRK-Logo. (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.11.2023 | Sabine Müller | Bild: dpa/Christophe Gateau

Die schwarz-rote Koalition will an diesem Wochenende ihre Haushaltsberatungen abschließen. In einzelnen Bereichen soll es noch einmal deutlich mehr Geld geben. Überraschend viel legen CDU und SPD beim Katastrophenschutz nach. Von Sabine Müller und Thorsten Gabriel

  • sechs Mal so viel Geld wie ursprünglich geplant für den Katastrophenschutz
  • Freie Schulen sollen mehr Personalkosten erstattet bekommen
  • Kommission prüft sinnvolle Präventionsarbeit gegen Antisemitismus
  • Doppelhaushalt soll final am 14. Dezember beschlossen werden

Weitgehend geräuschlos haben die Regierungsfraktionen CDU und SPD im Berliner Abgeordnetenhaus am Doppelhaushalt für die kommenden beiden Jahre gearbeitet. Nachdem der Senat seinen Entwurf im Juli beschlossen hatte, war das Parlament nach der Sommerpause in die Beratungen eingestiegen. Nun stehen die Beratungen vor dem Abschluss.

Acht Millionen Euro für Katastrophenschutz

Deutlich mehr Geld soll es in den nächsten beiden Jahren für den Katastrophenschutz geben. Darauf hat sich die schwarz-rote Koalition laut CDU-Fraktionschef Dirk Stettner kurz vor Ende der Haushaltsverhandlungen verständigt. Die Berliner Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst sollen 2024 und 2025 jeweils vier Millionen Euro vom Land bekommen. Das ist fast sechs Mal so viel, wie im ersten Entwurf des Haushalts eingeplant war. Dort waren wie in den vergangenen Jahren zunächst 700.000 Euro angesetzt.

Die fünf Hilfsorganisationen hatten daraufhin vor einer massiven Unterfinanzierung gewarnt, die die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner im Katastrophenfall gefährden könne – etwa, wenn große Einsatzlagen wie extreme Unwetter, Stromausfälle oder Chemieunfälle zu bewältigen seien. Im vergangenen Jahr, so rechneten die Organisationen vor, habe die staatliche Unterstützung nicht mal ein Viertel der Ausgaben für den Katastrophenschutz abgedeckt, den Rest hätten sie aus Eigenmitteln finanziert.

CDU-Fraktionschef Stettner betonte, insgesamt acht Millionen Euro für die kommenden beiden Jahre sollten den Hilfsorganisationen die Möglichkeit geben, etwa veraltete Fahrzeuge zu ersetzen. Gleichzeitig ließ Stettner keinen Zweifel daran, dass Zuwendungen in dieser Größenordnung nicht dauerhaft finanzierbar seien. Ab 2026 dürfte die Summe für den Katastrophenschutz also wieder niedriger ausfallen. Bei Deutschem Roten Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst sind mehrere Tausend Menschen tätig, viele davon engagieren sich ehrenamtlich.

Mehr Geld für Freie Schulen

Auch die Schulen in freier Trägerschaft sollen nach den Worten Stettners im nächsten und übernächsten Jahr finanziell deutlich besser ausgestattet werden. Eine konkrete Summe nannte der CDU-Fraktionschef nicht. Die Freien Schulen, zu denen etwa konfessionelle Schulen oder auch private Montessori- oder Waldorfschulen gehören, klagen seit langem darüber, dass sie vom Staat finanziell schlechter gestellt würden als staatliche Einrichtungen, obwohl mehr als zehn Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Berlin eine solche Schule besuchten.

Freie Schulen bekommen 93 Prozent der Personalkosten einer vergleichbaren öffentlichen Schule vom Staat erstattet. Um ihre gesamten Kosten zu decken, zahlen Familien, die ihre Kinder auf Freie Schulen geben, Schulgeld. Zum Teil würden Finanzierungslücken auch durch deutlich niedrigere Gehälter kompensiert, heißt es von den Schulen.

In diesem Jahr bekamen die Freien Schulen deutlich geringere Zuschüsse als in den Jahren zuvor, weil die vergleichbaren Personalkosten an staatlichen Schulen gesunken waren. Dies hat vor allem damit zu tun, dass an den öffentlichen Schulen verstärkt Seiten- und Quereinstiegslehrkräfte tätig sind, die geringer bezahlt werden. Unterm Strich, sagt Stettner, bekämen die Freien Schulen so nur noch rund zwei Drittel ihrer Kosten erstattet. Diese Schlechterstellung solle im neuen Haushalt beseitigt werden.

Überfraktionelle Expertenkommission soll Projekte gegen Antisemitismus prüfen

Streit hatte es in der schwarz-roten Koalition in den vergangenen Wochen darüber gegeben, wie die Finanzierung von Projekten gegen Antisemitismus in Zukunft aussehen soll. Als Reaktion auf den Hamas-Angriff auf Israel hatte es in Berlin israelfeindliche Demonstrationen und Hassaktionen gegen Jüdinnen und Juden wie einen Brandanschlag auf eine Synagoge gegeben.

CDU-Vertreter wie der Innenexperte Burkard Dregger erklärten daraufhin, die bisherigen Programme hätten versagt, es brauche eine Kehrtwende in der Präventionspolitik. Dazu gab es deutlichen Widerspruch aus der SPD.

Nun haben sich die Koalitionspartner darauf verständigt, eine Kommission zu bilden, die untersucht, welche der bisherigen Präventions- und Bekämpfungsprogramme sinnvollerweise fortgesetzt werden sollten. Wie CDU-Fraktionschef Stettner gemeinsam mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh am Samstag mitteilten, soll es eine "Enquetekommission für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegen Antisemitismus, Rassismus, Islamfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung" werden. Dies wollten sie dem Abgeordnetenhaus vorschlagen. An dem Gremium wären alle Fraktionen des Abgeordnetenhauses, damit also auch die Opposition, sowie externe Expertinnen und Experten aus der Stadtgesellschaft vertreten.

Innerhalb von sechs bis zwölf Monaten, so laut Stettner der Plan, soll diese Kommission Empfehlungen erarbeiten, welche Projekte künftig förderwürdig seien und welche möglicherweise nicht mehr. Dann sollen auch Gelder aus einem neuen Fonds gegen Antisemitismus fließen, der mit 10 Millionen Euro ausgestattet wird. Weitere zehn Millionen sollen nach Angaben des CDU-Fraktionschefs für zusätzliche einzelne Projekte verwendet werden.

Doppelhaushalt soll Mitte Dezember beschlossen werden

Insgesamt hat der Doppelhaushaltsentwurf der schwarz-roten Koalition ein Volumen von jährlich fast 40 Milliarden Euro. Die großen Schwerpunkte sind dabei unter anderem Investitionen in die Verwaltungsmodernisierung und in die Infrastruktur, etwa bei Polizei und Feuerwehr, in die Wohnungsbauförderung, aber auch Ausgaben im Bildungsbereich. Im Bereich Klimaschutz will die Koalition ein milliardenschweres "Sondervermögen" auf den Weg bringen, das über Kredite finanziert werden soll.

Nachdem zunächst befürchtet worden war, dass es im neuen Haushalt zu größeren Kürzungen kommen könnte, entschied sich der Senat in seinem Entwurf dafür, stattdessen Rücklagen aufzubrauchen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es bei den nächsten Haushaltsberatungen zu harten Verteilungskämpfen kommen dürfte.

Wo sie im Einzelnen noch Akzente im Doppelhaushalt gesetzt haben, wollen die Regierungsfraktionen CDU und SPD am Montag offiziell vorstellen. Die abschließende Lesung im Plenum und der Beschluss des Haushalts für die Jahre 2024 und 2025 stehen dann für den 14. Dezember auf der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.11.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Sabine Müller und Thorsten Gabriel

16 Kommentare

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  1. 16.

    Wenn schon seit 2002 ua. soviel Geld zur Bekämpfung des Terrorismus ausgegeben wurde, was hat das denn bis heute gebracht ? Noch nie gab es soviel Gefährder wie heute, wenn man dem VS glauben kann.

  2. 15.

    „Das war erst letztes Jahr durch die drohende Stromknappheit in allen Medien.... “
    Und nicht Gas vergessen… da wurde auch gewarnt… und die Tigermücke… wurde auch gewarnt…
    Es muss erst einmal etwas bedrohlich wirken damit man die Unterstützung der Bevölkerung hat um für Gegenmaßnahmen Geld auszugeben
    „Das Bundeskabinett hat beschlossen, Mehrausgaben von 3 Mrd. DM zur Bekämpfung des Terrorismus und seiner Urheber durch eine Erhöhung der Tabak- sowie der Versicherungssteuer zu finanzieren.“
    Das war 2002.

  3. 14.

    Erst lesen,danach denken und dann schreiben ! Natürlich haben gesprengte Strommaste nichts mit abgeschalteten AKW's zu tun, ausser das beide Fälle katastrophal sind.

  4. 13.

    Was haben denn nun abgeschaltete AKWs mit gesprengten Masten zu tun? Wenn die Strippen perdü sind, kommt auch kein Strahlestrom mehr aus der Dose.

  5. 12.

    Soweit war und ist es schon mit der Stromknappheit ? So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich habe eher an einen Kurzschluss durch Sprengung von Überlandleitungen und Masten durch Terroristen gedacht. Dann hätte man doch die Atom-Kraftwerke gar nicht abschalten dürfen, wenn jetzt daraus eventuell eine Katastrophe erwächst. Da bin ich erstmal baff.

  6. 11.

    Antwort auf "Trübsal" vom Sonntag, 19.11.2023 | 17:41 Uhr
    "Wie schütze ich mich denn vor einem Stromausfall ?" Meinen Sie die Frage ernst? Das war erst letztes Jahr durch die drohende Stromknappheit in allen Medien.... DAVOR kann man sich nur bedingt schützen, aber für den Fall gab es Tipps, sich zu bevorraten mit Batterien, Kerzen, Lebensmitteln, usw. Die Bezirksämter haben sog. Leuchttürme eingerichtet, wo es Aggregate gab, um z. B. sein Handy zu laden.... Auch da ist es wichtig, gut funktionierende Hilfsorganisationen zu haben.

  7. 10.

    Wie schütze ich mich denn vor einem Stromausfall ? Wird der vorher angekündigt ? Generatoren sind laut Mietvertrag bei mir verboten. Luftschutz-und Atombunker sind auch nur wenige bei verschiedenen U-Bahnhöfen vorhanden. Bis man da einen gefunden hat, ist man schon vergiftet oder verstrahlt. Wahrscheinlich dann auch nur für Führungskräfte oder noch verschlossen. Im Ernstfall bleibe ich zu Hause und warte was da noch so schönes an Warnungen kommt.

  8. 9.

    Antwort auf "Trübsal" vom Sonntag, 19.11.2023 | 15:06 Uhr
    "Das steht ja im Text, z. B. "große Einsatzlagen wie extreme Unwetter, Stromausfälle oder Chemieunfälle", Situationen, vor denen man sich selbst nur bedingt schützen kann.

  9. 8.

    Vor welchen Katastrophen soll den eigentlich geschützt werden ? Ich habe bisher nur etwas von einem Warnton gehört, aber nicht, vor was und wie ich mich schützen soll.

  10. 7.

    ... man hätte ihn der Einfachheit halber auf den Haushaltsplan verweisen dürfen. Dort findet man sämtliche Positionen gegliedert in Einzelplaenen und Gesamtplan. Als Bettlektuere allerdings nicht unbedingt geeignet.

  11. 6.

    Selbstverständlich werden wir Sie über alle Entwicklungen informieren. Wir wünschen einen schönen Sonntag.

  12. 5.

    @rbb24: Ich hoffe dann nach Veröffentlichung auf eine Analyse, wo die immensen Mehraufwendungen hinfließen ... die im Artikel genannten Posten stellen ja Peanuts dar bspw. im Vergleich zu den nach letztem Stand mehrere 100 Millionen Mehraufwendungen im Verkehrsbereich.

  13. 4.

    Klingt nach nicht zweckgebundenen Millionen, "sollten" "die Möglichkeit geben" … Fahrzeuge anzuschaffen. Bin ja mal gespannt. Erst einmal ist es die Absicherung des kostenlosen Ehrenamts.

    "sechs Mal so viel Geld wie ursprünglich geplant für den Katastrophenschutz"/das Ehrenamt?

  14. 3.

    Aha, Unangenehmes also auf "nach der Wahl" verschoben: erst einmal "Rücklagen aufbrauchen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es bei den nächsten Haushaltsberatungen zu harten Verteilungskämpfen kommen dürfte".

  15. 2.

    Antwort auf "Santa Claus" vom Sonntag, 19.11.2023 | 10:51 Uhr
    "... ob sich der Berliner ernsthafte Sorgen um die seine Gesundheit machen sollte." Nicht nur DER BERLINER, wir alle sollten uns Sorgen um unsere Gesundheit machen und froh sein, wenn die Hilfsorganisationen im Notfall einsatzfähig sind.
    "Solch Präventivmassnahmen erwecken, für mich zumindest, einen faden Beigeschmack." Für mich nicht, jederzeit können uns, z. B. wetterbedingte Notsituationen treffen.

  16. 1.

    Alles soweit gut, plausibel und nachvollziehbar. Allerdings sollte doch in puncto "Katastrophenschutz" die Frage gestattet sein, ob hier nur nachgebessert wird, oder ob sich der Berliner ernsthafte Sorgen um die seine Gesundheit machen sollte. Solch Präventivmassnahmen erwecken, für mich zumindest, einen faden Beigeschmack.

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