Lange Wartelisten - Berliner Senat will hunderte Schulplätze in Flüchtlingsunterkünften einrichten

Di 21.11.23 | 22:23 Uhr
Archivbild: Kinder und Jugendliche spielen auf der Sportfläche im Aussenbereich der Unterkunft für Geflüchtete im Ankunftszentrum Tegel. (Quelle: dpa/C. Koall)
Audio: rbb24 Inforadio | 21.11.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/C. Koall

Hunderte junge Flüchtlinge sollen in Berlin in den Großunterkünften Tegel und Tempelhof unterrichtet werden. Dort würden für sie Willkommensklassen eingerichtet, teilte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nach einer Senatssitzung am Dienstag mit. Hintergrund ist der Platzmangel an regulären Schulen.

"Derzeit erfüllen wir unsere verfassungsmäßige Verpflichtung nicht, geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Recht auf Bildung zu gewähren", sagte die CDU-Politikerin. Nach Angaben der Senatorin sind in der weitgehend aus Leichtbauhallen bestehenden Unterkunft am früheren Flughafen Tegel derzeit rund 560 Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter untergebracht, im früheren Airport Tempelhof sind es mit 20 bis 30 aktuell noch deutlich weniger.

900 Schulpflichtige auf Wartelisten

Geplant sei, in Tegel zunächst 288 Schulplätze einzurichten und mit dem Unterricht noch in diesem Jahr zu beginnen, so Günther-Wünsch. Bis Mitte nächsten Jahres sei geplant, die Zahl der Plätze auf gut 430 aufzustocken. Im Blick hat die Bildungsverwaltung dabei auch Räume im früheren Air-Berlin-Gebäude am Saatwinkler Damm. Dort hat derzeit die Anna-Lindh-Schule ihr Übergangsquartier, weil sie ihr eigenes Schulgebäude wegen Schimmelbefalls verlassen musste. Die Anna-Lindh-Schule soll aber voraussichtlich 2025 in einen Neubau im Bezirk Mitte umziehen, dann wäre das Gebäude am Saatwinkler Damm wieder frei.

Nach Angaben der Bildungssenatorin stehen in Berlin aktuell etwa 900 schulpflichtige Geflüchtete auf Wartelisten, weil ihnen die Bezirke keinen Schulplatz bieten können. Die geplanten Angebote in den Flüchtlingsunterkünften seien aber keine langfristige Lösung, sondern "notwendige Maßnahmen, um minderjährige Geflüchtete vorübergehend zu betreuen, zu beschulen und zu integrieren", so Günther-Wünsch.

Koalitionspartner hat Bedenken

Die Ankündigung der Bildungssenatorin stößt in der Koalition allerdings auf Bedenken. "Das ist überfällig, aber maximal erster Schritt", sagte die bildungspolitische Sprecher der SPD Maja Lasic dem rbb.

Kritisch sieht die Abgeordnete, dass damit bis auf Weiteres die Beschulung der Kinder und Jugendlichen in separaten Klassen fernab regulärer Schulen organsiert werden soll. "Für diese Generation wird die Integration extrem schwer werden", so Lasic.

Sendung: rbb24 Abendschau, 21.11.2023, 19:30 Uhr

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