Zweitägiger Warnstreik - Tausende Berliner Lehrkräfte und Kita-Erzieher legen Arbeit nieder

Mi 06.12.23 | 14:04 Uhr
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Mitglieder verschiedener Gewerkschaften demonstrieren vor dem Hintergrund der laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder. (Quelle: dpa/C. Koall)
Video: rbb24 Abendschau | 06.12.2023 | Phil Beng | Bild: dpa/C. Koall

Viele Berliner Kinder mussten am Mittwoch auf Nikolausfeiern in ihren Kitas verzichten: Die Erzieher sind erneut zum Warnstreik aufgerufen, diesmal für zwei Tage. Auch Tausende Lehrer beteiligten sich am ersten Tag.

An Berliner Schulen fiel Unterricht aus, in einigen kommunalen Kitas die Betreuung der Kleinkinder: Tausende Lehrer und Lehrerinnen, Schulbeschäftigte und Erzieher folgten am Mittwoch einem Warnstreikaufruf mehrerer Gewerkschaften und legten die Arbeit nieder.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teilte am Vormittag mitteilte, etwa 13.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes hätten sich in Berlin an dem Warnstreik beteiligt. Am frühen Morgen versammelten sich Streikende am Ernst-Reuter-Platz und zogen in Richtung Kurfürstendamm, wo zeitgleich die Arbeits- und Sozialministerkonferenz stattfand. Vor Ort gab es eine Kundgebung.

Die Gewerkschaften Verdi und GEW haben alle Beschäftigten, die unter den Tarifvertrag der Länder fallen, zum zweitägigen Arbeitskampf aufgerufen. Dazu gehören unter anderem Erzieher, Lehrkräfte, Hochschulbeschäftigte sowie Sozialarbeiter in Jugend-, Gesundheits-, und Sozialämtern. Die Gewerkschaft Verdi sowie die Polizeigewerkschaft GdP beteiligten sich ebenfalls an dem Warnstreik. Die Eltern von Kindern, die kommunale Kitas besuchen, mussten und müssen sich für Mittwoch und Donnerstag andere Betreuungsmöglichkeiten suchen, wenn sie konnten: Rund jedes fünfte Berliner Kita-Kind ist potentiell von dem erneuten Warnstreik betroffen.

Nächste Verhandlungsrunde ab Donnerstag

Hintergrund ist der aktuelle Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst der Länder. In den bisherigen Verhandlungsrunden gab es keine Einigung. Verhandelt wird bundesweit, die nächste und inzwischen dritte Verhandlungsrunde ist für Donnerstag und Freitag in Potsdam geplant. In dem Zusammenhang machten die Gewerkschaften in den vergangenen Wochen auch in Berlin mehrfach mit Warnstreiks auf ihre Forderungen aufmerksam. Auch an diesen hatten sich bereits mehrere Tausend Beschäftigte beteiligt.

Die Gewerkschaften fordern unter anderem 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 500 Euro pro Monat bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Für Auszubildende soll die Erhöhung 200 Euro betragen. Für Berlin, Hamburg und Bremen verlangen die Gewerkschaften zudem eine Stadtstaatenzulage von 300 Euro.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2023, 6 Uhr

117 Kommentare

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  1. 117.

    Solche Leute wie "114. Hans" sind ein großer Teil des Problems.
    Man googelt kurz, was ein Erzieher verdient, tippt blind das erstbeste ab und behauptet dann so einen Schwachsinn.
    Komischerweise komm ich nämlich mit dem 1. Google-Artikel genau auf die beschriebenen 2500 netto. Man muss aber auch mal die Quelle GENAU und halt WEITER lesen als nur die Überschrift.
    Hauptsache mal irgendeinen Quatsch herausposaunt.
    Hey, ich hab in meinem Freundeskreis 2 Kellnerinnen und die verdienen im Monat 5000€ netto. Quelle: Vertrau mir.

    Wenn der Beruf so "super bezahlt ist", warum gibt es dann so einen krassen Mangel? Wie viele Tausende Kita-Plätze fehlen? Wie viele Stellen sind unbesetzt? Komisch, wenn der Beruf doch so attraktiv und gut bezahlt ist....

  2. 116.

    Saskia,
    Sie haben die Demos zu Schule muss anders, in den letzten Monaten und Jahren offenbar nicht mitbekommen. Schade.
    Viele Tausende ErzieherInnen, Lehrkräfte und Unterstützer sind immer wieder demonstrieren gegangen für die Forderungen von Schule muss anders. Ganz unabhängig von Warnstreiks bei Tarifverhandlungen.

  3. 115.

    Bei 2500 ist man aber auch schon lange Jahre dabei und hat sich wahrscheinlich mehrere Zusatzqualifikationen erarbeitet. Bitte in die entsprechenden Tabellen gucken! Und was heißt hier unverhältnismäßig? Erzieher übernehmen Verantwortung für körperliche Unversehrtheit von Menschen, arbeiten mit sensiblen Daten, erleben psychischen, sozialen und emotionalen Druck, arbeiten oft bis in den Abend hinein (all die schönen Laternenumzüge, Elternabende, Bastelnachmittage), führen Konfliktgespräche, beraten Eltern, führen Korrespondenz mit Behörden, konzipieren Angebote, führen sie durch, werten sie aus - während sie "mal eben" trösten, Windeln wechseln und etwas aus ihrem umfangreichen Fundus aus Liedern, Finger- und Kooperationsspielen situationsgerecht zur Förderung der gerade benötigten Kompetenzen zum Besten geben, die Sprache gezielt fördern und verhaltensauffällige Kinder genau so behandeln wie das süße Mädchen von nebenan.

  4. 114.

    Ich habe 2 Leute im Bekanntenkreis, die gehen als Erzieher mit rund 2500 Euro auf die Hand nach Hause. Das sprengt jede Verhältnismäßigkeit. Aber mann kann es ihnen nicht ins Gesicht sagen, dann flippen sie aus. Deswegen hoffe ich, dass der Arbeitgeber stark bleibt, denn die bekommen schon für die nächsten 20 Jahre mehr als angemessen. Wenn ich da aktuell die Lokführer anschaue, sind die Forderungen von Verdi schon an der Realität vorbei.

  5. 113.

    Was erwarten eigentlich Absolventen, die ihr ganzes Leben lang nicht einen Tag gearbeitet haben? 6000€ Monatsbrutto plus E-Klasse als Dienstwagen? Wer setzt den Absolventen solche Flöhe ins Ohr?

  6. 111.

    Der Bildungsbereich ist in Deutschland völlig unterfinanziert und schlecht strukturiert. Dies hat zur Folge, dass die Arbeitsbedingungen von Erziehern und Lehrkräften immer weiter zunehmen. Dies sorgt zum einen für hohe Krankenstände und schreckt zudem Menschen davon ab, im Bildungsbereich zu arbeiten, was zu noch höheren Arbeitsbelastungen der bestehenden Mitarbeiter führt. Und anstatt zu versuchen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Berufe attraktiver zu gestalten, wird genau das Gegenteil getan. Kein Angebot eines Inflationsausgleichs, höhere Stundenverpflichtungen, zumehmende Verwaltungsaufgagen, größere Klassen, Dienstreisen auf eigene Kosten, etc.
    Genau deshalb ist der Streik wichtig, um jetzt endlich Veränderungen anzustoßen und ein noch weiteres Abrutschen der Schülerleidtungen zu verhindern. Wer mit dem Streik ein Problem hat, darf sich gerne an die Kultusministerien wenden und seinen Unmut kundtun.

  7. 110.

    Mann ey, "Potsdamer", worauf soll ick denn neidisch sein? Ick bin Pensionistin, nur dass bei mir im Ggs. zu Ihnen das Kurzzeitgedächtnis funktioniert.
    Pflegepersonal, in der Pandemie hoch gelobt, aber immer noch unterbezahlt, hat mit Sicherheit die schwerere Arbeit zu verrichten, als Erzieherinnen, und noch dazu im Schichtdienst!

  8. 109.

    Machen die Lehrkräfte das eigentlich nicht immer?

  9. 108.

    Das ist Berlin. Durch PISA erwiesenermaßen schlechte Leistung erbracht und jetzt noch streiken. Ein Vorbild für die ganze Republik, fürwahr.

  10. 107.

    Ja, ich verstehe Sie, aber wir Erzieher:innen an den Schulen streiken für unsere Belange, wir treten hier für unsere Arbeitsbedingungen ein und für unsere Bezahlung.
    Die Belange der Kinder und Familien spielen in diesem Zusammenhang eine nachrangige Rolle, auch wenn das sonst im Arbeitsalltag stets der Focus ist.
    Für mich ist das auch ein schwieriger Spagat als Erzieher, aber es geht in diesen Verhandlungen nicht um Kinder und Familien, sondern um die Interessen der Beschäftigten. Streiks nerven, ja, aber sie sind zulässig und beim Verhalten der Arbeitgeberseite sogar notwendig.

  11. 106.

    wie immer haben wir auf alles und jedes Problem eine Ausrede jeder ist und füllt sich als benachteiligt aber sinnvolle Lösungen sind in weiter Ferne gerückt oder liegen nicht vor schuldige sind immer schnell auswendig gemacht worden Eins steht jedoch fest jeder hat mehr oder weniger seinen Beruf ausgewählt jedoch scheinbar ohne jegliche Erfahrungswerte vorher gesammelt zu haben. In der DDR nannte man dies PA Unterricht heute sind dies die Auspacker im Handel keinerlei Grundwissen was oder wie ihr späterer Beruf aussieht. und das Hauptargument aller sind die Kosten Löhne Gehalt Kita/ Schulgebühren und um wie viel die Gewerkschaft ihre Mitgliedsbeiträge erhöhen Kann.

  12. 105.

    Wie sehen denn die neuen Vorstellungen aus? In einer Welt, wo es in Ordnung geht, dass ich mir den heißen Kaffee über die Hose kippe , möchte ich nicht leben.Wenn man Kindern, die sich ständig in die Hose machen, nicht einmal mehr mit Windel rumlaufen lassen kann ?Klingt beim Lesen so, als wenn Sie sogar eine 2. Betreuungskraft bräuchten zum Betreuen der Kinder. Um den Kindern gerecht zu werden.

  13. 104.

    Sehr interressant, die Neuigkeit, dass es in Berlin Lehrkräfte gibt. :-)

  14. 103.

    Ich habe vollstes Verständnis für alle streikenden , jedoch komme ich als Mama solangsam auch an meine Grenzen meiner Chefin immer häufiger zu erklären das mein Aline (6) Jahre alt nicht betreut werden kann . Entweder durch Streik oder durch Krankheit . Das sich etwas ändern muss steht fest, nur bitte nicht weiter auf dem Nacken der Eltern und Kinder ! Durch diese ständigen Ausfälle möchte mein Kind schon garnicht mehr in den Hort ! Bietet doch wenigstens wie in Corona Zeiten eine Notbetreuung , dann wäre der Frust der Eltern auch deutlich kleiner ! Es nervt nur noch ….verständnis hin oder her , aber auch ich muss Geld verdienen und das kann ich nicht wenn mein Kind nicht betreut ist !

  15. 102.

    Es fehlen noch unsere Zauberschlagworte aus dem Berliner Bildungsprogramm: inklusiv, partizipativ, kindzentriert und ressourcenorientiert sollen doch bitte die Angebote sein. Wir wollen doch keinen Anspruch unter den Tisch fallen lassen.

  16. 101.

    Der Text bringt wieder nur einen Teil der Forderungen. Es geht nicht nur um mehr Geld, im Übrigen handelt es sich hier auch nicht mal den Inflationsausgleich der vergangenen zwei Jahre, von Lohnerhöhung kann hier also nicht gesprochen werden. Es geht vor allem darum, dass die Erzieher*innen zwei weitere Regenerationstage bekommen und eine eine monatliche Zulage, welche bei Bedarf mit zwei weiteren Regenerationstagen im Jahr verrechnet werden kann.

    Und für all die Klugsch..., welche immer noch meinen, dass wir uns im Job nur die Eier (-stöcke) schaukeln... Erzieher*innen sind nach den Pflegeberufen die Berufsgruppe mit der höchsten Rate an psychischen Erkrankungen. Das ist keine Modeerscheinung, sondern liegt an den immer widriger werdenden Arbeits- und Rahmenbedingungen im Job.

    Die Forderungen der Gewerkschaften sind auch gar nicht utopisch, der TVöD hat diese Punkte 2022 für sich verhandelt!

  17. 100.

    Der größte Teil des Fachpersonals macht seinen Job kompetent und trotz aller Widrigkeiten, mit Freude. Dafür haben alle Respekt verdient, im Gegensatz zu manchen Eltern.
    Vom Sessel aus und mit veralteten Vorstellungen, oft ohne eigene Erfahrungswerte, diktiert und bestimmt die Politik die Aufgaben der Kitas, wobei die Realität ausgeblendet wird. Das ist kontraproduktiv.

  18. 99.

    Krank sind die Kollegen meist, weil Kinder Krank in die Einrichtung geschickt werden ;)

  19. 98.

    Ooooh da ist aber einer Neidisch. Sie sollten sich was schämen. Übrigens sucht der öffentliche Dienst permanent neue Mitarbeiter.

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