Ehemaliger Berliner Justizsenator - Grünen-Politiker Wolfgang Wieland gestorben
Er war Gründungsmitglied der Berliner Grünen, langjähriger Fraktionschef im Abgeordnetenhaus und für kurze Zeit auch Justizsenator: Nun ist Wolfgang Wieland im Alter von 75 Jahren gestorben. Getrauert wird über Parteigrenzen hinweg.
Der frühere Berliner Justizsenator Wolfgang Wieland ist tot. Nach rbb-Informationen starb der Grünen-Politiker am Dienstag nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren.
Wieland galt als Urgestein der Grünen im alten West-Berlin. Nach seinem Jura-Studium in den 1970er-Jahren gehörte er zu den Mitgründern der Alternativen Liste. Mit ihr zog er 1987 ins Abgeordnetenhaus ein, dem er bis 2004 angehörte - viele Jahre davon als Fraktionschef, gemeinsam mit seiner Parteikollegin Renate Künast.
Die Innenpolitik war sein politisches Spielfeld. Nach dem Bruch der Großen Koalition 2001 wurde Wieland in einem rot-grünen Übergangssenat für sieben Monate Justizsenator unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit.
2005 zog Wieland in den Bundestag ein und engagierte sich auch dort bis zu seinem Ausscheiden 2013 innenpolitisch. Zuletzt berief ihn der Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags im Jahr 2020 zum Sonderermittler.
Wolfgang Wieland hinterlässt seine Frau und zwei Töchter.
Grüne: "Verlieren einen der ganz Großen"
Die Fraktionsvorsitzenden der Berliner Grünen, Bettina Jarasch und Werner Graf, würdigten den Verstorbenen als "Mann des Rechts und der Gerechtigkeit". "Wir verlieren mit Wolfgang einen der ganz Großen unserer Partei und Berlin verliert einen der Menschen, die in der Lage waren, Orientierung zu geben", heißt es in einer Presseerklärung.
Diepgen: "Man konnte mit ihm streiten - und trotzdem zusammenbleiben"
"Ein großartiger Mensch ist von uns gegangen, humorvoll und klug", sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Bundestagsabgeordnete Renate Künast (Grüne), eine der engsten politischen Wegbegleiterinnen von Wieland, nannte ihn im rbb "einen Stern", der für Orientierung gesorgt habe. Er habe Standfestigkeit bewiesen, sei wie eine Eiche gewesen, "die sich nicht beim ersten Wind hat wegtreiben lassen."
Auch der frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) blickt auf eine seinen Angaben nach enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Wolfgang Wieland zurück. "Man konnte mit ihm diskutieren, auch streiten", sagte Diepgen dem rbb. "Was heute häufig fehlt, auch über Parteigrenzen hinweg zu streiten und trotzdem zusammenzubleiben - das war mit ihm möglich."
Der ehemalige SPD-Innensenator Erhart Körting würdigte Wieland im rbb als "pragmatischen Grünen", der auf andere zugegangen sei, und "nicht bissig wurde". Er sei ein Vorreiter beim Klimaschutz und beim Kampf gegen rechts gewesen. Körting und Wieland haben im rot-grünen Übergangssenat 2001/2002 unter Klaus Wowereit zusammengearbeitet - Wieland war damals Justizsenator.
Sendung: rbb24 Abendschau, 06.12.23, 19:30 Uhr