Proteste gegen AfD auch in Brandenburg - Rund 100.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen Rechtsextremismus

Mo 22.01.24 | 15:56 Uhr
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Demonstration gegen Rechts vor dem Reichstagsgebäude. (Quelle: rbb)
Video: rbb|24 | 21.01.2024 | Material: rbb|24, rbb24 Abendschau, ARD aktuell | Bild: rbb

Etwa 100.000 Menschen haben sich am Sonntag vor dem Bundestag in Berlin zum Protest gegen die AfD und gegen Rechtsextremismus eingefunden. Auch in Brandenburg gingen in zahlreichen Städten Menschen auf die Straße.

  • 100.000 Teilnehmer bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin am Sonntag
  • Brandenburgs Ministerpräsident Woidke besuchte eine Demonstration mit 3.500 Teilnehmern in Cottbus
  • auch in zahlreichen weiteren Städten in Brandenburg gingen Menschen auf die Straße, etwa in Fürstenwalde, Strausberg und Templin

Rund 100.000 Menschen haben am Sonntag vor dem Bundestag in Berlin gegen Rechtsextremismus und die AfD demonstriert. Zu Beginn der Veranstaltung um 16 Uhr seien 30.000 Teilnehmende vor Ort gewesen, wie die Polizei meldete, innerhalb einer Stunde sei die Teilnehmerzahl auf bis zu 100.000 gestiegen. Die Polizei versuche, die Anzahl der Menschen noch konkreter zu erfassen, hieß es. Die Veranstalter sprachen von 350.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das hielt die Polizei für zu hoch.

Gegen 18 Uhr sei die Veranstaltung von den Veranstaltern planmäßig beendet worden, Zwischenfälle hat es keine gegeben, wie eine Sprecherin der Polizei rbb|24 sagte.

Ein breites Bündnis aus Parteien, Fridays for Future und Gewerkschaften hatte zu einem Protest am Brandenburger Tor unter dem Motto "Demokratie verteidigen: Zusammen gegen Rechts" aufgerufen. Von den Veranstaltern angekündigt wurden 1.000 Teilnehmer. Gegendemosntrationen hat es nach Polizeiangaben in Berlin keine gegeben.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) begrüße es sehr, "wenn möglichst viele Menschen zeigen, dass es in Berlin keinen Platz für rechte Hetze oder Hass gibt", erklärte Senatssprecherin Christine Richter. Wegner selbst könne leider wegen anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen: Am Sonntagnachmittag wird im Olympiastadion in Berlin vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf des verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein gedacht.

Karte zu Teilnehmern der Demos gegen rechts (Quelle: rbb)

Woidke auf Demonstration in Cottbus

Tausende Menschen hatten sich bereits am Sonntagvormittag in Cottbus versammelt, um gegen Rechtsextremismus und für Demokratie zu demonstrieren. Veranstalter schätzten die Zahl der Teilnehmer auf 5.000 Menschen, laut Polizei waren es 3.500.

Bei der Kundgebung sprach auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Er habe Tränen in den Augen, sagte Woidke. Es sei "unglaublich, was hier heute passiert". Die Lausitz stehe auf für Demokratie und gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Keiner könne heute mehr sagen, er hätte nicht gewusst, was Extremisten mit Menschen vorhaben, die eine andere Herkunft, ein andere Religion oder eine andere Meinung haben, sagte Woidke - offenbar mit Blick auf das vergangene Woche vom Medienhaus correctiv aufgedeckte Treffen von Rechtsextremisten im November 2023 in einer Potsdamer Villa.

Demnach sollen nach dem Willen der Rechtsradikalen nicht nur Menschen ohne deutschen Pass das Land verlassen müssen, sondern auch deutsche Staatsbürger mit internationalen Wurzeln, die ihnen nicht passen. "Wehret den Anfangen - Nie wieder ist jetzt" sagte Woidke weiter.

Demos auch in weiteren Städten in Brandenburg

Die Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), Gesine Grande, rief zu Vielfalt und Offenheit auf. "Wir haben fast 3.000 Studierende bei uns, die aus aller Welt kommen, weil sie sich eine Zukunft erhoffen", sagte Grande. "Sie sind unsere Zukunft - und dafür müssen wir alles tun." Auf Plakaten stand: "Keine Toleranz für Intolerante" und "Herz statt Hass". Cottbus gilt als eine Hochburg des Rechtsextremismus in Brandenburg, eine Gegendemonstration hatte es genau wie in Berlin auch hier laut Polizeiangaben nicht gegeben.

In Strausberg gingen laut Polizei 2.500 Menschen auf die Straße, in Templin waren es nach Angaben der Polizei bis zu 500 Menschen, die dem Aufruf des Bündnisses "Zusammen gegen Rechts" gefolgt sind.

Auch in Beeskow (Oder-Spree) hatten sich am Nachmittag nach Einschätzung eines rbb-Reporters vor Ort rund 200 Menschen zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus zusammengefunden.

In Fürstenwalde versammelten sich den Angaben zufolge etwa 500 Menschen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen, in Perleberg waren es 350. In Luckenwalde demonstrierten laut der Polizei bereits am Samstag 600 Menschen, in Spremberg waren es demnach etwa 300.

Demonstration vor dem Reichstagsgebäude gegen Rechts. (Quelle: rbb)

Aktionen im gesamten Bundesgebiet auch am Sonntag

In ganz Deutschland kam es am vergangenen Wochenende zu Demonstrationen. Laut Polizei gingen bundesweit etwa 910.600 Menschen auf die Straßen. In München kamen so viele Menschen zusammen, dass die Demonstration wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen werden musste [br24.de]. Die Polizei sprach von 100.000 Teilnehmenden, Veranstalter von 250.000 Menschen. Rund 40.000 Menschen versammelten sich am Sonntagmittag in Bremen, mehrere Zehntausend kamen zur gleichen Zeit in Köln zusammen. Vielerorts war der Andrang zu den Demonstrationen deutlich größer als von den Veranstaltern erwartet. In Frankfurt am Main etwa, wo die Polizei am Samstag rund 35.000 Menschen zählte, musste der Bereich der Kundgebung vom Marktplatz Römer auf die umliegenden Straßen und Plätze ausgeweitet werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.01.24, 7 Uhr

155 Kommentare

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  1. 155.

    Hoffentlich ist das nicht nur so eine Eintagsfliege gegen Rechts gewesen.
    Sondern hält für immer an und nicht so woe die Solidaritätsdemonstrationen für die Ukraine.
    Die sind ja auch eingeschlafen.
    Mal sehen wie es in 3 Wochen aussieht

  2. 154.

    Es gibt immer mal wieder Demonstrationen für den Frieden. Einfach mal drauf achten oder selbst eine organisieren.

  3. 153.

    Ob einem das jetzt passt oder nicht: aber rein rechnerisch sind bei 3,9Mio. Einwohner von Berlin, 100.000 nicht die Mehrheit!
    Es sind viele, ja - aber für eine wirkliche Mehrheit reicht es (leider) nicht!

  4. 152.

    Schau dir mal die aktuellen Hochrechnungen an dann siehst du wer die Mehrheit ist. Bestimmt nicht die Ampel

  5. 151.

    Schau dir mal die aktuellen Hochrechnungen an dann siehst du wer die Mehrheit ist. Bestimmt nicht die Ampel

  6. 150.

    @ Hm, es ist nichts ehrenrühriges daran, auf eine Demo zu gehen in dem Wissen, das auch die Regierung hinter dieser Demo steht. Aber Ihre Äußerung zeigt, das es Ihnen an Ehrgefühl mangelt.
    Aber danke für Ihre Klugscheißerei in punkto Grundgesetz.

  7. 149.

    "Das Problem ist nicht die AFD - das Problem ist die Politik der Ampel."

    Behaupten Rechtsextreme, ja.

  8. 148.

    Den Willen der Mehrheit der Bürger sehen sie auf den Demonstationen. Gegen euch Rechtsextreme.

  9. 147.

    Ich bin überrascht, dass die Überschrift des Textes nicht zur Berichterstattung passt. Warum steht in der Überschrift „bis zu 100.000“. Der Text zeigt ja deutlich, dass wir mindestens so viele waren, sehr wahrscheinlich aber deutlich mehr.

  10. 146.

    Genau andersrum wird ein Schuh draus. Das ist kein „zündeln“ dieser demokratischen Politiker, sondern ein Benennen von Problemen. Geht man bestimmte Probleme im Bereich Migration nicht an, überlässt man dieses Feld der AfD, die dann davon profitiert.

  11. 145.

    Wer schon so ein Blödsinn erzählt, wir hätten keine Verfassung. Kenne ich nur aus rechten Verschwörungserzählungen...defacto ist unser GG unsere Verfassung, egal ob es anders heißt.

  12. 144.

    Wie kommen Sie darauf, dass die deutsche Staatsbürgerschaft verramscht wird? Sie ist weiterhin an eine ganze Reihe von Bedingungen geknüpft, unter anderem Unabhängigkeit von staatlichen Leistungen und Sprachkenntnisse. Die Wartezeit ist von 8 auf 5 Jahre verkürzt worden. Das ist immer noch lange, wenn man seinen Lebensmittelpunkt hier haben möchte. Integrieren, wie es viele fordern, kann sich nur derjenige, der sich auch integrieren darf.

  13. 143.

    Es geht nicht um die Politik der Ampel. Es geht in den Demonstrationen eindeutig gegen die Politik der AfD.
    Unterstützer als auch Gegner der Ampelpolitik und Leute denen die Ampel egal ist, stehen dort geeint für Demokratie auf der Straße. Pro oder Contra Ampelpolitik wird zu anderer Zeit diskutiert. Hier geht es gemeinsam um das Pro eines freiheitlichen demokratischen Deutschlands.
    Warum sollte man eine Partei wie die AfD wählen, die offensichtlich schlecht und bürgerfern sogar in der Opposition agiert?
    Die Bürger wollen ja offensichtlich keine Nazis, Rechtsextremisten und deren Gedankengut.

  14. 140.

    Die sogenannte "Alternative" ist rechtsextrem und das wissen Sie auch, Markus. Glücklicherweise gelingt es den Rechtsradikalen nicht mehr ihre wahre Gesinnung zu verschleiern, weil täglich neue Widerlichkeiten über die Vertreter dieser Partei bekannt werden. Bei einigen Demokratiemüden mag die üble Ideologie der Rechtsnationalisten noch verfangen, aber die große Mehrheit der Menschen hat genug von deren Versuchen unsere Verfassung zu sabotieren und die Menschenrechte außer Kraft zu setzen. Lassen Sie sich dabei nicht von der hohen Zustimmung blenden, die die Rechten bei Umfragen in manchen bevölkerungsarmen Gebieten erfahren. Diese ist in keiner Weise repräsentativ für das ganze Land.

  15. 139.

    Einfach mal informieren über den Demokratische Frieden, gehört zur Allgemeinbildung. Da erübrigt sich die Frage, denn wer für die Demokratie auf der Straße ist ist tatsächlich für den Frieden unterwegs. Warum Sie bewusst Halbwissen verbreiten, Ihr Problem, aber vielleicht erstmal Fakten checken.

  16. 138.

    „ Demokratisch gewählte Parteien müssen akzeptiert werden, das ist Demokratie!“
    Nicht wenn sie die Demokratie abschaffen wollen. Hatten wir ja alles schon einmal.

  17. 137.

    Mir macht das Angst. Jeder Krieg hat mit solchen Aufmärschen begonnen.

    Das Problem ist nicht die AFD - das Problem ist die Politik der Ampel.

  18. 136.

    MP Woidke sitzt wohl die Angst im Nacken. Kein Wunder, mit der SPD in Brandenburg einst unumstritene Nr. 1 nun bei Umfragen auf dem dritten Platz gelandet. Könnte eventuell an Ihrer zögerlichen Politik in vielen Bereichen liegen. Versuchen Sie mal, die Ursachen zu ergründen.

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