Schnellere Exmatrikulationen - Czyborra verteidigt neues Hochschulgesetz in hitziger Debatte im Abgeordnetenhaus

Do 18.04.24 | 14:00 Uhr
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Ina Czyborra (SPD), Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, spricht während der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses.
Video: rbb24 Abendschau | 18.04.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Soeren Stache

Die Berliner Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) hat die geplanten Änderungen am Hochschulgesetz im Abgeordnetenhaus gegen Kritik verteidigt. In einer teils hitzigen Debatte warf Czyborra der Opposition am Donnerstag vor, Ängste zu schüren und Unwahrheiten zu verbreiten.

Grüne und Linke warnten vor Willkür beim neuen Ordnungsrecht, das Exmatrikulationen nach Straftaten ermöglichen soll. Weil zum Beispiel nicht klar definiert werde, was Extremismus sei, kritisierte die grüne Abgeordnete Laura Neugebauer, könne eine Exmatrikulation in Zukunft jede politisch aktive Person treffen. Und sogar Studenten, die eine kopierte Netflix-Folge über einen Uni-Server runterladen, warnte Tobias Schulze von der Linken. Das sei "kompletter Unfug", erwiderte Czyborra.

Auslöser war Angriff gegen jüdischen Studenten

Der CDU-Abgeordnete Adrian Grasse betonte, es werde keine Exmatrikulation aus Gesinnungsgründen geben, die studentische Meinungsfreiheit werde nicht eingeschränkt.

Anders als Grüne und Linke forderte die AfD sogar ein schärferes Ordnungsrecht, als bisher geplant ist. Der Abgeordnete Martin Trefzer warf Wissenschaftssenatorin Czyborra vor, ihrem Amt nicht gewachsen zu sein, sie regiere plan- und ziellos.

Mit dem geänderten Hochschulgesetz reagiert der schwarz-rote Senat auf einen brutalen Angriff gegen einen jüdischen Studenten nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Als Konsequenz will der Senat Strafen im Hochschulgesetz verschärfen - vor allem Exmatrikulationen.

Das Gesetz soll noch vor der Sommerpause im Parlament beschlossen werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.04.2024, 16:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Der Vorschlag zur Wiedereinführung des Ordnungsrechts geht auf den Antrag der AfD vom 13.2.2024 zurück. Grund ist im Gleichklang mit CDU und SPD, dass sich das Klima an den Universitäten zunehmend gegen Juden und Jüdinnen richtet
    Bei den Protesten an den Universitäten gegen den Krieg in Gaza, beteiligten sich aber genauso lautstark Juden und Jüdinnen. Es war also keine Frage von nationaler, ethnischer oder religiöser Identität, wer am Protest teilnahm, sondern eine der politischen Haltung. Nicht anders als in der Diskussion die überall stattfindet.
    Während ein faktisch-funktionell modernisierter Antisemitismus, -wie ich meine- den jüdischen Kulturkreis auf die Verteidigung und Relativierung der Praxis und Agenden einer rechtsnationalistischen Regierung Israels verpflichtet und damit einen pauschalen völkisch-ethnisch-religiösen Gegensatz zwischen Juden, Israelischen Staatsbürgern und Palästinensern konstruiert.

  2. 8.

    "Hier versuchen die Linken und die Grünen genau das zu verdecken, was sie selber angezettelt haben!"

    Und wie wollen sie die ungeheure Unterstellung belegen? Hier wurde auf Druck der Boulevardpresse etwas durchgepeitscht was jeder drittklassige Anwalt vor Gericht in der Luft zerfetzen wird.

  3. 7.

    Zustimmung ... mit Zusatz:
    Erst hat ein Gericht zu urteilen und dann könnte evtl. eine Rechtsabteilung der Uni über einen "Ausschluss" beraten.
    Jedoch auf keinen Fall ein "Gremium" von Kommilitonen, Dozenten, Professoren, Tutoren ect.

  4. 5.

    Wenn ich mal den rbb zitieren darf (Meldung vom 08.02.24 08:35h):
    Der 30-jährige jüdische Student Lahav Shapira war am Wochenende mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Ein 23-jähriger propalästinensischer Kommilitone soll ihn im Ausgehviertel in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben.

    Ich will mich nicht absichtlich dumm stellen, jedoch welcher Zusammenhang besteht zwischen einer offenbaren Straftat in einer Partygegend am Wochenende (und damit nicht auf dem Gelände der Hochschule) mit einer Exmatrikulation als Strafe? Geht dies nicht leicht am Ziel vorbei? Das Eine (Studium) der öffentliche-rechtliche Sachverhalt. Das Andere (offenbare Straftat) ein privat- bzw. strafrechtlicher Sachverhalt. Ich finde eine Vermischung von Sachverhalten und Konsequenzen falsch.

  5. 4.

    Schwachsinn, jeder Anwalt wird eine Exmatrulikation verhindern. Wir leben nicht in der DDR.

  6. 3.

    Das neue Hochschulgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es scheint aber erforderlich, Ordnungsmaßnahmen auch gegen Personen die schwere Straftaten ohne Hochschulbezug begangen haben, richten zu können, da von diesen eine latente Gefahr ausgeht. Hier wäre eine Orientierung am Beamtenrecht sinnvoll.

  7. 2.

    "linke und Grüne warnten vor Willkür", Entschuldigung, aber da lachen doch die berühmten Hühner. Hier wurden z.T. körperliche Angriffe auf Menschen jüdischen Glauben angezettelt und das aus ideologischen, ja teils rassistischen und antisemitischen Gründen. Schon zuvor gab es an den Berliner Hochschulen ein diskriminierendes Klima, sofern man gegen linke, als progessiv bezeichnete Themen war.
    Hier versuchen die Linken und die Grünen genau das zu verdecken, was sie selber angezettelt haben!

  8. 1.

    Natürlich linke und Grüne boykottieren. Hier geht es um Straftaten, nicht ums streicheln der Studenten. Unsere Studenten wollen friedlich studieren, und sich nicht propagandistisch berieseln lassen. Der Gesetzentwurf ist schon lange überfällig.

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