Extremismus und Gewalt - Beratungsstelle verzeichnet Höchststand an rechten Vorfällen in Märkisch-Oderland

Do 11.04.24 | 15:59 Uhr
Protestkundgebung gegen Rechts mit einem Protestschild am 27.01.2024 in Brandenburg. (Quell: picture alliance/Sascha Steinach)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.04.2024 | O-Ton: Tom Kurz | Bild: picture alliance/Sascha Steinach

Die Zahl der dokumentierten Vorfälle mit rechtem Hintergrund ist in Märkisch-Oderland stark gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt (BOrG) im Landkreis. Die Beratungsstelle verzeichnete mit 301 aufgenommenen rechten Vorfällen im Jahr 2023 einen neuen Höchststand. Die Daten wurden am Mittwoch vorgestellt.

Im Jahr 2022 wurden 193 Vorfälle aufgenommen. Im Vorjahresvergleich bedeutet das einen Zuwachs von mehr als 50 Prozent. Im Jahr 2021 waren es 230 Vorfälle.

Mehr "rechte Propaganda" und Bedrohungen

"Wir haben eine eklatante Steigerung bei Vorfallsarten wie Pöbeleien und Bedrohung, aber auch bei sogenannten Propaganda-Vorfällen", sagte Tom Kurz von der BOrG dem rbb. Die BOrG registrierte im vergangenen Jahr 134 Vorfälle von "rechter Propaganda", ein Jahr davor waren es nur 81. Dabei geht es vor allem um Aufkleber, Plakate und Flyer unter anderem mit rassistischem, antisemitischem oder homophobem Inhalt. Auch mehrere Vorfälle von Verharmlosung und Verherrlichung des NS-Regimes seien dokumentiert worden.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Beratungsstelle 60 Vorfälle von Pöbeleien, Bedrohungen und Beleidigungen, 22 mehr als im Jahr zuvor. Außerdem habe es elf Angriffe gegeben, sieben davon rassistisch motiviert. Vier der elf Angriffe hätten sich gegen Minderjährige gerichtet, so die Beratungsstelle.

Rechte und Hooliganszene treffen aufeinander

Für den Anstieg der aufgezeichneten Vorfälle findet Kurz mehrere Erklärungen. Zu einem gebe es eine Annährung zwischen der rechten Szene und den sogenannten Hooligans im Fußballmilieu. "Da treffen eine rechtsextreme Ideologie und eine Gewaltbereitschaft aufeinander. Das führt dazu, dass diese Gewalt ausgelebt wird, beispielsweise in Form von Bedrohung", so Kurz.

Zu anderem würden Rechte immer selbstbewusster auftreten. Außerdem werden laut Kurz immer häufiger Menschen Opfer von Feindmarkierung, was zu rechten Vorfällen führt. Ziel seien unter anderem Menschen, die von Rassismus betroffen sind, politische Gegner und queere Menschen.

Bei den meisten dokumentierten Vorfällen handelt es sich laut Angaben der BOrG um Meldungen durch Einzelpersonen. Dazu kommen noch Daten von Polizeimeldungen, Landtags- und Bundestagsanfragen sowie Medienrecherchen. Die Beratungsstelle ist eine ehrenamtliche Arbeitsgruppe des Jugendprojektes 1260 e.V. Sie dokumentiert rechte Vorfälle und berät potenziell Betroffene von rechter Gewalt und Fachkräfte.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.04.2024, 7:30 Uhr

Mit Material von Juan F. Álvarez Moreno

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