Bundesvergleich - Berlin und Brandenburg verlieren besonders viele Sozialwohnungen

Mi 22.05.24 | 15:55 Uhr
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Symbolbild:Sozialpalast in der Pallasstrafle in Berlin-Schöneberg.(Quelle:imago images/Lem)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.05.2024 | Nachrichten | Bild: imago images/Lem

Sozialwohnungen sind in Berlin Mangelware. Der Bedarf ist deutlich größer als der Bestand - und der geht derzeit immer weiter zurück. Der Mieterverein sieht kurzfristig keine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt in der Hauptstadt.

Die Zahl der Sozialwohnungen ist Brandenburg und Berlin im bundesweiten Vergleich besonders stark rückläufig. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch meldete.

Demnach lag der Rückgang in Berlin und Brandenburg jeweils im vierstelligen Bereich. Ähnlich groß war der Rückgang in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, und Niedersachsen. In Bayern und Baden-Württemberg dagegen nahm der Bestand um mehr als 1.000 Wohnungen zu.

Bundesweit gab es Ende vergangenen Jahres 1,072 Millionen Sozialwohungen. Das waren etwa 15.300 weniger als im Jahr davor.

Die meisten Sozialwohnungen insgesamt verzeichneten Nordrhein-Westfalen mit 426.755, Bayern mit 134.793 sowie Berlin (99.849). Im Jahr 2022 gab es in Berlin noch 104.757 Sozialwohnungen.

Besonders viele Neuförderungen gab es im vergangenen Jahr in den beiden bevölkerungsreichsten Bundesländern NRW und Bayern, gefolgt von Berlin und Hamburg. Insgesamt ist im vergangenen Jahr der Bau von bundesweit 49.430 Sozialwohnungen gefördert worden. Die Bundesregierung hat sich selbst das Ziel von 100.000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr gesteckt. Doch unter dem Strich geht ihre Zahl seit Jahren zurück, weil viele bisherige Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung herausfallen und danach teurer vermietet werden dürfen.

Mieterverein: "Sozialer Wohnungsbau läuft am Bedarf vorbei"

Mit Blick auf den sozialen Wohnungsbau in der Hauptstadt kritisierte die Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins (BMV), Ulrike Hamann-Onnertz, "die Förderung läuft am Bedarf vorbei". Es gebe angesichts des Bedarfs insgesamt viel zu wenige Sozialwohnungen. Gerade die neu gebauten Wohnungen seien außerdem oft immer noch zu teuer.

Vor allem aber werde schlicht zu wenig gebaut, jährlich rund 1.500 Wohnungen weniger als geplant. Der schwarz-rote Senat hat sich 5.000 pro Jahr als Ziel gesetzt. Weil deutlich mehr Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, als neu hinzukommen, hinkt der soziale Wohnungsbau dem Bedarf immer deutlicher hinterher. Erst Anfang der 2030er Jahre werde der Stand von 2022 wieder erreicht, sagte Hamann-Onnertz.

Die Mieten sind bei Sozialwohnungen staatlich reguliert. Wohnen dürfen dort nur Menschen, bei denen die Behörden einen besonderen Bedarf sehen. Nach einer bestimmten Zeit können die Wohnungen allerdings normal am Markt vermietet werden. Die Dauer dieser Bindung ist in den Ländern unterschiedlich geregelt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.05.2024, 10:02 Uhr

68 Kommentare

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  1. 68.

    Wohnen ist ein Grundrecht und kein Spekulationsobjekt PUNKT

  2. 67.

    "Ich werde die Wohnung also nicht weiter vermieten können, sondern muss sie an Selbstnutzer verkaufen."


    Ohhhh... mein Mitleid hält sich in Grenzen. Im Ernst.

    Wohnen ist ein Grundbedürfnis wie Atmen, Essen und Trinken. Und muß deshalb vor gierigen Spekulanten geschützt werden.

  3. 66.

    Was wir wirklich brauchen sind mehr Menschen, die in selbstgenutzten Wohneigentum wohnen. Das schützt vor Altersarmut und dann hört auch endlich mal dieses Geschimpfe auf die ach so bösen Vermieter auf. Dann kann sich jeder selbst um Handwerker bemühen und mal erleben, wie teuer und mühsam es tatsächlich ist eine Immobilie zu bewirtschaften. Ein groß angelegtes Förderungsprogramm für Menschen mit mittleren Einkommen günstige Kredite zu bekommen. Das wäre mal eine Maßnahme. Dann könnten die landeseigenen Wohnungen an die wirklich bedürftigen gehen.

  4. 65.

    Die Miete kann sich nicht nach dem Einkommen des Mieters richten, sondern muss sich an den Bewirtschaftungskosten der Immobilie richten. Und wenn die Handwerker und Materialkosten steigen, muss eben auch die Miete steigen. Ich sehe das an meiner Wohnung. Da sind die nötigen Instandhaltungen, die in den nächsten Jahren gemacht werden müssen so teuer, dass die Instandhaltungsrücklagen die Kosten nicht decken werden. Ergo die bisherige Miete war zu niedrig. Aber so erhöhen, wie es nötig wäre, geht wegen der gesetzlichen Bestimmungen nicht. Ich werde die Wohnung also nicht weiter vermieten können, sondern muss sie an Selbstnutzer verkaufen.

  5. 64.

    "Nachhaltiges Bauen ist kein Gequatsche, denn die Baufirmen haben wirklich Lust darauf. "

    Jede Firma, die nicht nur an die nächste Dividende, sondern langfristig denkt, handelt so.

  6. 63.

    "Auch den Grünen Zement gibt es bisher nicht"

    Den gibt es. Läuft unter "CO2-armer Zement". Wird auch ausgeschrieben und nachgefragt. Bietet jedoch noch nicht jeder an. Ist aber auch egal, da die gängigen Zementsorten für die Standardbetone eh kaum noch Zementklinker enthalten. Flugasche aus dem osteuropäischen Kraftwerk und Hüttensand aus der Stahlproduktion. Den Rest erledigt die Bauchemie. Die Branche ist sich ihrer Verantwortung voll bewusst und forscht daher auch völlig eigenständig und ohne politischen Druck an immer CO2-ärmeren Zementen. Nachhaltiges Bauen ist kein Gequatsche, denn die Baufirmen haben wirklich Lust darauf.

  7. 62.

    "Wenn der Staat sich weitgehend raushält, stellt sich immer ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage her. "

    Dieses neoliberale Märchen hat seit Bestehen der Bundesrepublik und auch schon vorher noch nie funktioniert, nirgendwo.

    Das neoliberale Mantra des "der Markt regelt alles" hat uns genau die Situation gebracht in der wir uns befinden seitdem der Staat, genauer FDP und cDU/cSU alles dereguliert hatte.

    Das Problem liegt definitiv im Privatbesitz, unrühmliche Beispiele dafür gibt zur Genüge. Da reichen 1.000 Zeichen nicht aus um alle aufzuzählen.

    Wir brauchen wieder (mehr) kommunale Wohnungsbestände, min. 70:30.

  8. 61.

    "Sie wollen „das Wohnen auf Kosten anderer“ und auch bei Mieten „Brötchenpreise nach Einkommen“. "

    Nein, ich will faire Mieten für alle. So lange Menschen mehr als 50 % ihres Einkommen für die Miete ausgeben müssen ist die Miete nicht fair.

    "Ich will das nicht und bewerbe die besseren Erfolgsaussichten." Fragt sich nur für wen. Sie machen aus ihrer sozialdarwinistischen Gesinnung keinen Hehl.

    "...ohne immer wenn es um liberale Ansichten geht das Wort „neo“ davor zu setzen, wenn Sie Antworten wollen?"

    Weil sie offensichtlich nicht liberal von neoliberal unterscheiden können oder wollen. Ihre Ansichten sind neoliberal, nicht liberal.

  9. 60.

    Das Problem liegt aber nicht im Privatbesitz, sondern in der staatlichen Überregulierung. Wenn der Staat sich weitgehend raushält, stellt sich immer ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage her. Besteht ein Bedarf, findet sich ein Anbieter, der bereit ist, diesen Bedarf gegen eine Rendite zu decken. Wird die Investition aber so teuer, dass die vom Interessenten zahlbaren Preise die Investition nicht decken, dann bleibt diese eben aus, denn der Anbieter will keinen Verlust machen. Investieren dagegen ausreichend Anbieter in der Aussicht auf eine ausreichende Rendite, dann ist das Angebot groß genug und es bildet sich automatisch ein fairer Preis. Das Problem ist aber, dass die Politik die Mietpreise immer stärker bestimmt, gleichzeitig aber die Kosten und die Ausfallrisiken für die Vermieter hoch treibt. Damit wird Neubau von Mietwohnungen unattraktiv, weil zu teuer und mit dem Risiko, auf Kosten sitzen zu bleiben. Das gilt übrigens auch für den Staat, wenn der Anbieter ist.

  10. 59.

    Diese Diskussionen höre ich nun schon seit Jahrzehnten.
    Solange es keinen gesunden Mix zwischen Privat (in geringem Umfang) und vergesellschaftet durch kommunale Unternehmen sowie Genossenschaften gibt , wird sich das Problem nicht lösen lassen. Staatliche Förderung muss den Bedürfnissen der Unternehmen angepasst werden. Offensichtlich ist die Lobby der Privateigentümer zu groß, deren Ziel nur in der Rendite besteht.

  11. 58.

    Macht der Staat kaum noch, weil es ihm zu teuer ist. Der verlässt sich auf die Privaten und macht da Quotenvorschriften.

  12. 57.

    "....Mindestlohn gehört abgeschafft". Genau. Lasst den Arbeitgeber entscheiden, welchen Lohn er zahlen möchte. Ernsthaft, Leute wie Sie würde ich dann für 3€/Stunde auf den Baustellen arbeiten lassen. Ohne Zuschläge!

  13. 56.

    und wie sieht es aus bei Staatlichen Wohnungen aus??? denke denke-

  14. 55.

    Man sollte bei den bestehenden Wohnungen einfach regelmäßig die Anspruchsgrundlage für eine WBS-Wohnung überprüfen. Es handelt sich schließlich um bezuschusstes Wohnen für Bedürftige, nicht um ein Mietzins-Sparmodell für Besserverdienende.

  15. 54.

    Vom Stahlindustriestandort Deutschland wird nicht viel übrig bleiben. Der Ruhrgigant Thyssenkrupp schreibt Milliardenverluste und hofft auf Staatsbeteiligung. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky steigt bei Thyssenkrupps Stahlgeschäft ein. Geplant ist nun ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem der Essener Konzern nur noch 50 Prozent hält. China und Indien werden die Welt mit Stahl versorgen. Aber das ist kein "Grüner Stahl".

  16. 53.

    Man muss aufpassen, dass nicht zu viel Sozialwohnungen in unseren guten Wohngegenden entstehen. Diese drohen sonst sozial vor die Hunde zu gehen. In den Stadtrandbezirken kann man derartige Sammelstellen in Form von Hochhäusern errichten, ist dann auch einfacher für die Arbeit von Sozialisten und Co.

  17. 52.

    Ja, ich stimme Ihnen zu. Wohnraumherstellung ist mit Kosten verbunden. Diese sollten durch sinkende Anforderungen grundsätzlich gesenkt werden. Müssen aber schlussendlich von irgendwem bezahlt werden. Entweder über die Zahlung für den in Anspruch genommenen Wohn-Konsum oder über die staatliche Alimentierung.

  18. 51.

    Ja, die Dokus habe ich auch gesehen. Sollte man sich anschauen bevor man hier Wien als Blaupause und Musterschüler benennt. Dann versteht man auch die Schattenseiten dabei. Danke für den Hinweis.

  19. 50.

    Ja, mehr Leitplanken, weniger DIN-Normen und andere Vorschriften im Bau. Könnte ein wichtiges Puzzle-Teil für geringere Baukosten sein.

  20. 49.

    Wir brauchen in allen Bereichen weniger Staat und politische Vorgaben. Dann klappt es viel besser. Der Staat versucht, immer mehr Bereiche einzuschränken und sollte langsam merken, dass das Wirtschaftswachstum gefährlich abgekürzt wird. Wie wäre es man damit, sich damit zu beschäftigen, wo alles der Staat sich weniger in das Leben der Menschen einmischen kann? Weniger Bürokratie und Gesetze, mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. Das wäre mal etwas.

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