Kommunalwahlen in Brandenburg - Warum diese fünf jungen Menschen unbedingt in die Kommunalpolitik wollen

So 26.05.24 | 11:50 Uhr
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Eine Frau wirft einen Stimmzettel für die Europawahl in eine Wahlurne. (Quelle: dpa/Jan Woitas)
Bild: dpa/Jan Woitas

Wer in die Politik will braucht ein dickes Fell, muss Erfahrung haben und sich durchsetzen können. Fünf jungen Menschen aus Südbrandenburg bringen vielleicht nicht alle diese Eigenschaften mit - dennoch stellen sich zur Wahl.

Politiker haben häufig nicht leicht. Insbesonders im Wahlkampf: Viele Termine und Gespräche, Unmengen von Plakaten, die aufgehängt werden müssen - der Aufwand neben dem eigentlichen Beruf ist groß. Hinzu kommen mögliche Gefahren, wie der Angriff auf den Europapolitiker Matthias Ecke in Dresden gezeigt hat [tagesschau.de].

Die Einstiegshürden in die Politik sind zudem ziemlich hoch. Der Parlamentarismus hat eigene Regeln. Dennoch schrecken vor der Kommunalwahl am 9. Juni auch junge Menschen nicht davor zurück. Hier stellen wir fünf junge Kandidaten aus Südbrandenburg vor. Sie engagieren sich für verschiedene Parteien oder Bündnisse - sie alle haben die gleichen Fragen bekommen.

Justus Gutsche - Kandidat für die FDP in Cottbus

Justus Gutsche will für die FDP in das Cottbuser Stadtparlament einziehen. Der 21-Jährige macht eine Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger am Cottbuser Thiem-Klinikum und kandidiert, weil er Lokalpatriot ist, wie er sagt. "Wer seine Heimat liebt, der versucht auch, sie besser zu machen", so Gutsche.

Das größte Problem sieht Gutsche im Image von Cottbus. Die Stadt sei besser, als sie wahrgenommen werde. "Wir müssen das nach außen transportieren, was hier möglich ist", sagt er. Die größte Chance sieht er im Strukturwandel nach dem Braunkohleausstieg. Es werde viel investiert, es gebe viele Projekte, in denen man sich ausprobieren könne.

Gutsches Herzensprojekt ist die Gesundheitsregion Lausitz, die im Zuge der Gründung der Universitätsmedizin in Cottbus mit entstehen soll. Das Uniklinikum, Medizintechniker und der Bereich Künstliche Intelligenz sollten, so Gutsche, sinnvoll kombiniert werden.

Gutsche gibt zu, dass es ihm mit 21 Jahren an Lebenserfahrung fehlt. "Ich habe keine Familie, ich bin noch nicht so lange im Joballtag", sagt er. Andererseits habe er noch viel Zeit, die er in Cottbus verbingen werde, so Gutsche. "Dadurch ist man natürlich daran interessiert, dass man langfristig denkt".

Stefan Tarnow - Kandidat für "Pro Lübben" und die Unabhängige Bürgerliste

Stefan Tarnow will vor allem jungen Menschen Gehör verleihen, wie er sagt. Der 18-Jährige ist noch Abiturient, ist Landesschülersprecher und kandidiert gleich doppelt. Für die Fraktion "Pro Lübben" will er ins Stadtparlament, für die "Unabhängige Bürgerliste" außerdem in den Kreistag von Dahme-Spreewald. Er wolle damit auch Rechten Strömungen etwas entgegensetzen, sagt er.

Das größte Problem sieht Tarnow in der Spannung in seiner Stadt. In Lübben wird eine Containerunterkunft für etwa 80 Geflüchtete errichtet. Insbesondere rechte Parteien und Gruppen schüren deshalb derzeit Unsicherheiten in Lübben. "Mir ist wichtig, dass wir als Gesellschaft weiter im Gespräch bleiben und dort auch zusammenarbeiten", so Tarnow.

Der Abiturient will das Thema Jugendbeteiligung auf die Tagesordnung setzen, wie er sagt. Damit soll der Landkreis auch für Jugendliche attraktiv gemacht und junge Leute von einem Weggang abgehalten werden.

Sein Alter habe Vor- und Nachteile, sagt Tarnow. Auch er sagt, ihm fehle Lebenserfahrung, "aber ich habe andere Perspektiven und Perspektiven, die auch notwendig sind, um Jugendliche für unsere Region zu begeistern".

Robin Brand - AfD-Kandidat in Herzberg

Robin Brand studiert Jura, ist 22 Jahre alt und kandidiert ebenfalls doppelt: Für die AfD will er in die Stadtverordnetenversammlung von Herzberg und in den Kreistag Elbe-Elster. Schon seit 2019 ist er Parteimitglied, die Flüchtlingskrise sei dafür ausschlaggebend gewesen, wie er im rbb-Interview sagt. Dabei ist der Ausländeranteil im Elbe-Elster-Kreis gering, laut Kreisverwaltung liegt er bei 1,5 Prozent.

Während des Studiums habe er für einen Abgeordneten im Bundestag gearbeitet - dabei sei ihm die "desaströse Politik der Ampel", also der Bundesregierung, aufgefallen. Das sei der wichtigste Grund, aus dem er nun für die Stadtverordnetenversammlung und den Kreistag kandidiere.

Als größtes Problem im Elbe-Elster-Kreis sieht Brand die Urbanisierung. "Die alte Generation stirbt weg und die junge Generation zieht in die Großstädte und kommt nicht wieder", sagt er. Stattdessen würden "immer und immer mehr" Geflüchtete aufs Land geholt, so Brand. Ein weiteres Problem im Landkreis seien Drogen an Schulen, mittlerweile auch an den Gymnasien.

Brand gibt zu, es sei Wunschdenken, die genannten Probleme sofort zu lösen. Sein Alter stehe ihm aber bei seinem Engagement nicht im Weg. "Natürlich gibt es einige wenige, die mich als jungen Schnösel wahrnehmen, aber überwiegend treffe ich bei allen Generationen auf große Zustimmung und Unterstützung".

Jack Mateit - Kandidat für die Linke in Cottbus

Für die Linke will Jack Mateit in die Cottbuser Stadtverordnetenversammlung einziehen. Er macht eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und ist 21 Jahre alt. Er ist der Meinung, dass es in der SVV auch eine junge Stimme geben muss, "um alle Menschen in der Stadt mitzunehmen". Er wolle sich aber auch den erstarkenden konservativen und rechten Kräften in Cottbus entgegenstellen.

Der Strukturwandel sei zugleich das größte Problem, aber auch die größte Chance für Cottbus. Als Beispiel nennt Mateit das kommende Uniklinikum. "Das ist ganz toll, aber wo sollen die Studierenden wohnen?" fragt Mateit. Er will sich für die Förderung des sozialen und kommunalen Wohnungsbaus einsetzen.

"Ich glaube die Stadt und die Verwaltung haben sich zum Teil distanziert von den ganz normalen Menschen", sagt Mateit. Er will deshalb die Bürger mehr in die Stadtpolitik einbinden.

Auch Mateit sieht sein Alter als Vor- und Nachteil. Er bringe eine neue Perspektive - die, seiner Generation ein - habe aber noch nicht viel Erfahrung. "Aber ich glaube, wir können eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Generationen erreichen, um die besten Ergebnisse für alle zu bekommen."

Maximilian Schöne - parteiloser Bürgermeisterkandidat in Mühlberg

Maximilian Schöne ist parteilos, 23 Jahre alt und will ehrenamtlicher Bürgermeister von Mühlberg (Elbe-Elster) werden. Er studiert dual Wirtschaftsingenieurwesen und macht gleichzeitig eine Ausbildung zum Industriemechaniker.

Schon sein ganzes Leben sei er politisch interessiert, erzählt Schöne. Mit seiner Kandidatur will er in die Praxis gehen und sieht in der Kommunalpolitik den besten Weg, wirklich etwas zu erreichen.

Das größte Problem in Mühlberg seien die geringen finanziellen Mittel, die Investitionen nur sehr schwer möglich machen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sei die Fläche der Gemeinde sehr groß - die Instandhaltungskosten für verschiedene kommunale Gebäude entsprechend hoch.

Schöne will seine Region nach außen interessanter darstellen. Vor Ort will er die Lebensqualität steigern, sagt er. Ob sein Alter eher Vor- oder Nachteil ist, will Schöne hingegen nicht beantworten. Wichtiger seien das Engagement und die getroffenen Entscheidungen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.05.2024, 15:12 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Mir ist auch was aufgefallen. Der Brand trägt einen schönen Seitenscheitel, ganz wie sein Vorbild?

    Außerdem spielt er beim SV Herzberg auf der falschen Position, müßte der nicht Rechtsaußen spielen? :-D

  2. 1.

    Einiges fällt auf:
    1. Es wird nur über junge männliche Kandidierende berichtet, keine einzige Frau dabei
    2. Die Doppelkandidaturen von Stefan Tarnow und Robin Brand für Kreistag und Stadtverordnetenvesammlung Der eine ist noch Abiturient, der andere Jurastudent. Wenn sie nun in zwei kommunalpolitischen Gremien sitzen, kommt zwangsläufig irgendetwas zu kurz. Besser wäre es gewesen, die beiden nur für jeweils ein Gremium aufzustellen.
    3. Maximilian Schöne sollte ersteinmal sein duales Studium abschließen, bevor er das zeitaufwändige Amt eines Bürgermeisters anstrebt.

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