Altglienickes Stadionsprecher Ronny Rothé ist zurück - Das singende Comeback

Mo 31.08.20 | 21:38 Uhr
Ronny Rothé ist der singende Stadionsprecher der VSG Altglienicke (Quelle: rbb)
Video: rbb UM6 | 31.08.2020 | Torsten Michels | Bild: rbb

Er ist Berlins einziger singender Stadionsprecher: Ronny Rothé konnte nach fast sechsmonatiger Corona-Pause am Samstag endlich sein Comeback geben. Der 65-Jährige genießt bei den Fans längst Kultstatus - und träumt mit Altglienicke vom Aufstieg.

Ronny Rothé überlässt nichts dem Zufall. Wenn er in seiner kleinen Kabine auf der Tribüne des Jahn-Sportparks sitzt und noch ein letztes Mal vor dem großen Auftritt den Sound überprüft, sitzt jeder Handgriff. Jeder Regler, jedes Mikrofon wird liebevoll ausgerichtet.

Aus einem kleinen roten Mäppchen kramt er die CD für das erste Lied und legt sie ein. Dann ist es soweit: Ronny Rothé ist zurück. "Sieh nach vorn VSG - und niemals zurück. Spiel mit Herz und stolz - und mache dein Glück…", schmettert der 65-Jährige zu Schlagerklängen leidenschaftlich in sein blaues Mikrofon.

Comeback nach einem halben Jahr

Fast ein halbes Jahr lang konnte er wegen der Corona-Krise nicht auftreten und war bei seinem Comeback beim Heimspiel gegen Meuselwitz sogar ein bisschen nervös. "Ich war sehr unsicher, wie die Zuschauer, die wieder im Stadion sind, das annehmen", sagt er. "Ich habe es mir ziemlich schwer vorgestellt, aber es ist ganz gut gegangen."

Der Rentner besitzt längst Kultstatus im Amateurfußballbereich. Seine Heimat sind eigentlich die Sportfreunde Johannistal aus der Berliner Landesliga. Dort begeistert er die Fans schon seit Jahren. "Es ist am Anfang ein Hobby von mir gewesen. Schon als kleines Kind waren für mich bei Aufführungen Entertainment und Show das A und O", erklärt er seine Leidenschaft.

Die Musik liegt ihm im Blut

Denn die Musik liegt ihm gewissermaßen im Blut. Sein Vater Eddie ist Mitgründer von den "Drei Travellers", von denen auch die Hertha-Hymne "Blau-Weiße Hertha" stammt. In die Fußstapfen seines Vaters wollte er aber nicht treten. "Ich wollte einen ehrlichen Beruf lernen", sagt er mit einem Augenzwinkern und grinst dabei.

Doch im Herzen war und ist der gelernte Elektriker noch immer Alleinunterhalter. Und begeisterte mit seinem Programm schnell auch über Johannisthal hinaus. "Von den Gastmannschaften kamen immer wieder Anfragen: 'Könntest du nicht auch mal bei uns auftreten?'"

Ronny Rothé singt für die Fans (Quelle: rbb)Showtime für Ronny Rothe beim Heimspiel der VSG Altglienicke.

Ronny Rothé steigt auf

2016 hatte er dann einen Gastauftritt bei der VSG Altglienicke. "Ich hatte so ein Gefühl, dass diese Mannschaft irgendwann mal Schlagzeilen machen wird", erklärt er. "Und die Voraussetzungen waren für mich sehr gut, in eine Mannschaft einzusteigen, die entertainmäßig noch nichts hatte. Weder eine große Fangemeinde noch irgendwelche Lieder. Da war für mich der Einstieg ideal."

Ronny Rothé steigt auf - von der Berlin- in die Regionalliga. Und träumt gemeinsam mit der VSG auch vom nächsten Schritt. In der vergangenen Saison blieb dem Tabellenersten wegen der Quotientenregel die Chance auf die Aufstiegsspiele verwehrt. In dieser Saison steigt der Meister direkt auf - und Altglienicke ist mit drei Siegen aus drei Spielen gut gestartet. "Ich bin guten Mutes, das wird", meint er.

"Wann könnte ich schon mal im DFB-Pokal hier vor Leuten singen?"

Ein anderer Traum ist dagegen gerade erst geplatzt. Nach dem furiosen 6:0-Sieg im Landespokalfinale hat sich die VSG erstmals für die 1. Runde im DFB-Pokal qualifiziert. Doch Altglienicke gab sein Heimrecht ab. Die Corona-Auflagen seien nicht zu bewältigen. "Es wäre eine einmalige Sache gewesen - auch für mich. Wann könnte ich schon mal im DFB-Pokal hier vor Leuten singen?", sagt der 65-Jährige traurig.

Kurz danach sorgt das "One-Man-Institut" aber schon wieder für gute Laune mit seiner Show. Und das soll auch noch lange so bleiben. "Solange es mir gut geht, ich gesundheitlich in Form bin und vor allem das Publikum das will, werde ich immer wieder hier auf dem Platz stehen."

Sendung: rbb UM6, 31.08.2020, 18 Uhr

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