Optik Rathenow im Abstiegskampf - Saisonfinale voller Ungewissheit

Mo 09.05.22 | 20:35 Uhr | Von Lukas Witte
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Der ewige Trainer von Optik Rathenow Ingo Kahlisch ist nachdenklich (imago images/Jan Huebner)
Bild: imago images/Jan Huebner

Vor dem letzten Spieltag der Regionalliga Nordost hat Optik Rathenow immer noch eine Chance auf den Klassenerhalt. Allerdings liegt das Gelingen nicht nur in der eigenen Hand, sondern sie sind vor allem auf die Hilfe zweier Berliner Teams angewiesen.

Optik-Trainer Ingo Kahlisch ist sauer. Seit 1989 ist der 65-Jährige im Amt und hat mit den Brandenburgern schon so einiges durchgemacht - auch ein paar Abstiege. Doch die Situation in diesem Jahr ist nach einer Reform des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) anders als sonst. "Das der Vorstand im NOFV einfach entschieden hat, möglicherweise fünf Mannschaften absteigen zu lassen, ist in Pandemiezeiten eine absolute Katastrophe und vollkommen unnötig", schimpft Kahlisch. Denn von der neuen Reglung könnten seine Rathenower direkt betroffen sein.

BFC und Viktoria entscheiden über den Klassenerhalt

Im März 2022 hat der Verband seine Pläne zur Reduzierung der Regionalliga Nordost von 20 auf 18 Mannschaften zur kommenden Saison bestätigt. Dadurch könnte es in dieser Spielzeit bis zu fünf Absteiger geben. Die Zahl der möglichen Liga-Abgänge hängt von zwei Faktoren ab: Schafft der Meister in der Aufstiegsrelegation den Sprung in die höhere Spielklasse und in welche Staffel der Regionalligen werden die Drittliga-Absteiger eingeordnet.

Wenn also Viktoria Berlin aus der 3. Liga absteigen sollte oder der Tabellenerste BFC Dynamo in den Aufstiegsspielen scheitert, steigt neben den letzten drei Mannschaften auch das Team auf Rang 17 ab. Und das wäre derzeit Rathenow. Sollten sogar beide Berliner Vereine scheitern, so würde zusätzlich auch der 16. absteigen. Für Optik ist es also noch nicht einmal sicher, welche Platzierung sie am Ende erreichen müssen, um die Klasse halten zu können.

Bei Ingo Kahlisch stößt diese Reduzierung der Teams auf Unverständnis. Schließlich seien die kleinen Vereine in der unteren Tabellenhälfte das Salz in der Suppe der Regionalliga, erzählt er. "Wir fangen ja auch viele Spieler aus den Jugendleistungszentren auf und wenn solche Vereine wie wir wegbrechen, ist das natürlich sehr schlecht und kann auch nicht im Sinne des Fußballs sein", erklärt er.

Klassenerhalt aus eigener Kraft nicht mehr möglich

Trotz der Abhängigkeit vom Erfolg der beiden Berliner Vereine will Kahlisch weiterhin erstmal auf die eigene Leistung schauen. "Wir haben noch ein Spiel und wir müssen gucken, diese Möglichkeit zu nutzen und zu punkten. Was anderes bringt gar nichts", erklärt er. Für seine Mannschaft geht es am letzten Spieltag der Saison zum Tabellenachten Berliner AK. Dort würde sie eine der spielstärksten Mannschaften der Liga erwarten, erklärt der Trainer. "Da muss man schlau spielen." Optik kommt in guter Form. Sieben Punkte holten sie aus den letzten drei Spielen. "Die Jungs haben das hinten raus sehr ordentlich gemacht und werden auch jetzt alles geben", sagt Kahlisch.

Am Sonntag entscheidet sich dann zumindest auf welchem Platz sie die Saison beenden werden. Mit einem Sieg in der Hauptstadt würden die Rathenower den 17. Rang so gut wie sicher haben. Zwar sind sie punktgleich mit dem direkten Verfolger Union Fürstenwalde, die aber ein deutlich schlechteres Torverhältnis haben, das kaum noch aufzuholen sein dürfte. Bei einem Blick nach oben zeigt sich ein ähnliches Bild. Sollte der FC Eilenburg verlieren und Optik gewinnen, wären die beiden Teams zwar punktgleich, doch die Mannschaft von Trainer Ingo Kahlisch müsste einen Rückstand von sechs Treffern auf den direkten Konkurrenten aufholen, um ihnen den Rang abzunehmen und die Chancen auf den Klassenerhalt verbessern zu können.

Sollten sie gegen den BAK allerdings verlieren, würde genauso auch noch der sichere Abstieg drohen, wenn Fürstenwalde gegen Jena gewinnt. Ein Verbleib in der Liga ohne fremde Schützenhilfe von anderen Mannschaften ist für Rathenow also nicht mehr möglich.

Entscheidung könnte erst im Juni fallen

Die Ausgangslage vor dem Saisonfinale ist kompliziert und der Klassenerhalt von vielen Faktoren abhängig. "Ich werde aber nicht über das Abschneiden anderer Teams spekulieren", stellt Kahlisch klar. Er wolle mit seiner Mannschaft noch einmal drei Punkte holen und dann müsse man eben einfach abwarten. Zumindest die Entscheidung, ob der 16. Platz zum Klassenerhalt reichen wird, könnte am Samstag schon vorzeitig fallen. Dann wird sich in der 3. Liga entscheiden, in welcher Klasse Viktoria Berlin künftig antreten wird.

Vermutlich wird man in Rathenow aber noch etwas länger zittern müssen. Endgültig Klarheit über den Ligaverbleib gibt es wohl erst nach der Aufstiegsrelegation zwischen den Meistern der Regionalligen Nordost und Nord. Aktuell würde hier der BFC Dynamo auf den VfB Oldenburg treffen. Das entscheidende Rückspiel findet dann erst am 4. Juni statt.

Doch eine Sache ist hingegen jetzt schon völlig klar. Ingo Kahlisch wird dem Verein egal was kommt erhalten bleiben. "Da gibt es gar keine Diskussion. Ich werde doch beim Abstieg nicht wegrennen. Ich werde meinen Verein in so einer Situation nie im Stich lassen", macht die Trainerlegende deutlich. "So wie es jetzt ist, macht es mir immer noch Spaß, trotz des vielen Ärgers", sagt Kahlisch.

Sendung: rbb24, 09.05.2022, 21.45 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

2 Kommentare

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  1. 2.

    Kleine Ergänzung: Es gab 2020 keine sportlichen Absteiger. Neben den zwei Absteigern aus wirtschaftlichen Gründen hätte es zwei weitere sportliche Absteiger geben müssen. Davon wurde zu Recht aus den bekannten Gründen abgesehen. Hätte damals auch eine Mannschaft aus Brandenburg betroffen. Dass das 2022 ausgeglichen wurde und nicht auf 2023 verschoben wurde, na ja. Ich freue mich auf eine stinknormale Saison 22/23. Und Rathenow viel Glück.

  2. 1.

    Schlecht recherchiert. Ein Abstieg von Rathenow wäre aus meiner Sicht schade. Aber schon vor der Saison war klar, dass es drei bis sechs Absteiger geben würde. Nicht etwa wegen einer „Reform“, sondern weil es 2020 wegen des Saisonabbruchs keine Absteiger, wohl aber Aufsteiger gab. Die Anzahl sollte 2022 wieder auf die Vor-Corona-Anzahl, nämlich 18, reduziert werden.

    Natürlich war auch diese Saison alles andere als normal, aber immerhin wird sie zu Ende gespielt. Und man darf sagen, sie wird sportlich entschieden. Die Bedingungen waren vorher bekannt.

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