Viktoria Berlin vor DFB-Pokalspiel gegen Bochum - Neuanfang mit dem "Berliner Weg"

Fr 29.07.22 | 08:18 Uhr
Die Bank von Viktoria Berlin mit dem neuen Trainer Semih Keskin beim Testspiel gegen Union Berlin (picture alliance / Andreas Gora)
Video: rbb24 | 29.07.2022 | Simon Wenzel | Bild: picture alliance / Andreas Gora

Nach dem Abstieg aus der 3. Liga startet Viktoria Berlin nun vor allem mit Nachwuchs-Spielern in die neue Saison. Zum Auftakt im DFB-Pokal werden diese es gleich mal mit einem Bundesligisten zu tun bekommen.

Der Ausflug von Viktoria Berlin in die 3. Liga war eine Achterbahnfahrt. Nach einer überragenden ersten Saisonhälfte ging es zum Ende steil bergab. Bis zur letzten Minute kämpften die Himmelblauen, um den Abstieg doch noch zu verhindern. Am Ende aber vergeblich. Die Sommerpause haben die Berliner jetzt für einen Umbruch genutzt, um in der Regionalliga wieder durchzustarten.

Nachwuchs steht an erster Stelle

"Es war eine spannende Vorbereitung. Auf Grund des Saisonverlaufs haben wir erst relativ spät mit der konkreten Planung für die nächste Saison anfangen können", sagt Geschäftsführer Peer Jaekel. Seit dem Abstieg am letzten Spieltag der Saison hat sich der Kader von Viktoria stark verändert. Insgesamt 17 Spieler verließen den Verein und die Verantwortlichen mussten in kurzer Zeit eine Mannschaft zusammenstellen, die sich in der Regionalliga beweisen kann.

Dabei profitierte Viktoria vor allem von der guten Nachwuchsarbeit. "Wir sind ein riesiger Breitensportverein mit vielen Jugendmannschaften. Jetzt haben wir auch eine U17- und U19-Bundesliga-Mannschaft. Dementsprechend haben wir einen starken Unterbau, auf den wir auch zurückgreifen können", erklärt Peer Jaekel.

Nur wenige der Neuzugänge kommen von Vereinen außerhalb der Hauptstadt. Und das hat auch einen Grund. Der "Berliner Weg" soll Teil des neuen Konzepts bei den Himmelblauen sein, wie der Geschäftsführer erklärt. "Wir wollen der Weg für Berliner Spieler in den Profifußball sein. Genau das haben wir jetzt untermauert", sagt Jaekel.

Auch der neue Cheftrainer kommt aus den eigenen Reihen. Semih Keskin betreute zuvor zwölf Jahre lang Viktorias U19. Einige der Spieler im Kader kennt der 33-jährige deshalb bereits. "Wir haben eine sehr junge Mannschaft zusammengestellt mit vielen Spielern, die hier auch schon A- oder B-Jugend gespielt haben", betont er.

Kein klares Saisonziel

Ganz ohne ein paar gestandene Spieler geht es dann aber doch nicht. Mit Abwehrchef Jakob Lewald, Enes Küc, Moritz Seifert, Firat Sucsuz und Christopher Theisen hat Viktoria fünf Spieler mit Drittliga-Erfahrung im Kader. Sie sollen eine wichtige Achse in der Mannschaft bilden und den Nachwuchs führen und unterstützen. "Wir wollen jetzt erstmal schauen, dass wir die erfahrenen Spieler integrieren, aber auch die jungen Talente auf ihrem Weg begleiten. Das muss das erste Ziel sein", sagt der Trainer.

Ob die neu zusammengesetzte Mannschaft dann Chancen auf den Wiederaufstieg hat, dazu will sich der Geschäftsführer erst einmal noch nicht äußern. "Wir sind in dieser Saison ein Regionalligist, der jedes Wochenende antritt, um das Spiel zu gewinnen. Ob das am Ende für den Aufstieg reicht, wird man sehen. Ich werde jetzt keine Saisonziele definieren. Wir haben sehr viel Potential und je schneller die Mannschaft sich findet, desto erfolgreicher werden wir sein", erklärt Jaekel.

"Wir gehen in kein Spiel, um es zu verlieren"

Bevor es nächste Woche in der Regionalliga losgeht, erwartet die Berliner schon zum Saisonauftakt ein echter Höhepunkt. Am Samstag um 13 Uhr empfangen sie den Bundesligisten VfL Bochum zur ersten Runde des DFB-Pokals im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Die Freude auf die Partie ist riesig. "Wenn ich mich an die letzte Saison zurückerinnere, denke ich sofort an das Heimspiel von Bochum gegen Bayern, das schon sehr überragend war", erzählt Trainer Keskin. Mit 4:2 gewann der VfL damals als Aufsteiger gegen den deutschen Rekordmeister.

Vor allem für die jungen Spieler solle die Partie gegen Bochum zu einem besonderen Erlebnis werden, sagt der Trainer. "Wir wissen aber auch, dass das ein Erstligist ist, und dementsprechend gehen wir an die Sache ran", fügt er hinzu. Geschäftsführer Jaekel gibt sich da kämpferischer. Dass die Chancen nicht so hochstehen, sei klar. "Am Ende des Tages geht es aber 90 Minuten elf gegen elf und wir wollen das Spiel für uns entscheiden. Wir gehen in kein Spiel, um es zu verlieren", sagt der 40-Jährige.

So oder so wird sich die Partie im Jahn-Sportpark für Viktoria lohnen. Über 4.000 Tickets wurden bis Donnerstagabend bereits verkauft. Das Stadion wird zum Saisonauftakt so voll sein, wie danach in der Liga nur noch selten. Auch Trainer Keskin wurde in seinem privaten Umfeld schon oft nach Karten gefragt, wie er erzählt. "Das freut einen natürlich. Ich hoffe, dass noch der ein oder andere Berliner mehr seinen Weg zu uns in den Jahn-Sportpark findet", sagt der 33-Jährige.

Sendung: rbb24, 29.07.2022, 13 Uhr

Nächster Artikel