Interview | Rapper Kontra K über seine Verbundenheit zum Sport - "Ohne den Boxsport hätte es wahrscheinlich einen weiteren Straftäter gegeben"

Mi 10.08.22 | 20:46 Uhr
Boxer Hamsat Shadalov mit Manager Kontra K am 14. Mai 2022 auf der Seebühne in Magdeburg. (Bild: IMAGO / Ed Gar)
Bild: IMAGO / Ed Gar

Neben seiner erfolgreichen Musikkarriere ist der Rapper Kontra K auch im Leistungssport sehr aktiv unterwegs. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft fürs Boxen, die Talentförderung und die Bedeutung des Sports für seine Musik.

rbb: Kontra K, Sie sind in Berlin geboren und ein durchaus sportinteressierter Musiker. Haben sie einen Lieblingsverein in der Hauptstadt, den Sie auch privat ab und an besuchen?

Kontra K: Hertha ist irgendwie Kult. Da geht man immer mal hin. Ich war aber auch schon bei Union. Eigentlich bin ich nicht so fußballaffin und bin mein ganzes Leben im Boxsport unterwegs gewesen. Da kenne ich viele Menschen und unterstütze sie. Am Wochenende bin ich dann immer zu den Turnieren gegangen. Egal ob Bundesliga-Boxen oder Berliner Meisterschaften. Ich habe dort auch selbst mitgeboxt.

Zur Person

Der Rapper Kontra K auf einer Box-Veranstaltung (imago images/Ed Gar)
imago images/Ed Gar

Kontra K wurde 1987 in Berlin geboren und trägt den bürgerlichen Namen Maximilian Tibor Albert Diehn.

Insgesamt zehn Studioalben, fünf Mixtapes, sechs EPs und 54 Singles hat der Rapper bisher in seiner Karriere veröffentlicht.

Seine Tonträger haben sich mehr als vier Millionen mal verkauft. Dafür hat er 17 Goldene- und eine Platin-Schallplatte erhalten.

 

Gab es irgendwann auch mal den Traum von einer eigenen Karriere im Ring?

Ja, am Anfang gab es den. Ich habe schon immer beides gemacht: Musik und Sport. Aber Musik ist mein eigentlicher Traum und den habe ich auch verfolgt. Gottseidank hat es sich so ergeben, dass ich davon leben kann und deshalb habe ich von dem anderen abgelassen. Man kann nur eine Sache gut und mit viel Hingabe betreiben. Ich möchte immer hundert Prozent geben, deshalb muss man sich für eines entscheiden - und ich bin bei der Musik geblieben.

Trotzdem trainieren Sie auch heute immer noch im Ring. Wie oft bleibt neben der Musikkarriere noch Zeit dafür?

Ich trainiere sechs- oder siebenmal die Woche und bin auch immer noch im Leistungsbereich unterwegs. Deshalb würde ich nicht sagen, dass es nur ein Hobby ist. Ich nehme das schon sehr ernst. Vor allem unterstütze ich aber meine Jungs und gucke, dass deren Karriere vorangeht. Dafür nutze ich meine Reichweite und versuche, sie ihrem Traum immer näher zu bringen.

Unter anderem fördern und managen Sie die Berliner Boxtalente Paul Wall und Hamsat Shadalov und haben den beiden die Profi-Karriere ermöglicht. Wie kam es dazu?

Man kennt sich. Das ist alles eine riesige Familie, auch wenn man manchmal übereinander herzieht. Aber am Ende des Tages kennen wir uns alle sehr gut und standen alle schon mal gemeinsam im Ring. Ich kenne Paul und Hamsat schon, seit sie als kleine Jungs im Ring standen und habe sie immer beobachtet, weil sie schon damals herausstachen. Ich mag Leute, die enthusiastisch sind, Gas geben, Bock haben und für eine Sache brennen. Da haben wir ganz schnell zusammengefunden, weil wir einen ähnlichen Charakter haben. Im nächsten Jahr hoffen wir dann, mit beiden bei der EM antreten zu können.

Was sind die Ziele für die beiden? Welche Gürtel werden sie holen?

Am besten alle. Die Jungs haben das Potential, ganz oben mitzuboxen. Aber das ist im Profibereich natürlich immer leicht gesagt. Es gibt viele "Abfallgürtel", die man sich holen könnte. Das klingt abwertend, aber genauso ist es. Wenn man genug Geld hat, kann man sich diese einfach holen und das wollen wir nicht. Wir bereiten uns jetzt gut vor und haben ein super Team und gute Partner. Definitiv wollen wir nächstes Jahr zur Europameisterschaft und dann werden wir sehen, wie schnell wir die Rangliste nach oben kommen. Dieses Jahr sind wir nach schon drei Kämpfen gar nicht so schlecht dabei. Und zwei bis drei mehr werden es auch noch.

Sind Sie bei den Kämpfen dann auch immer als Zuschauer dabei?

Hundertprozentig! Ich werde schon immer vom Ring weggeschickt. Normalerweise darf ich bei den Punktrichtern sitzen, aber die schicken mich immer weg, weil man bei denen in der Nähe nicht schreien darf. Deshalb sitze ich meistens beim Trainer mit in der Ecke.

Was fasziniert Sie so am Kampfsport?

Ich komme aus einer harten Umgebung in Berlin. Auch wenn man die Menschen betrachtet, mit denen ich mich umgeben habe und teilweise auch immer noch umgebe, dann sieht man, dass wir alle nicht aus einfachen Verhältnissen kommen. Da waren wir vor allem "straßenmäßig" unterwegs und das hat mir nie gefallen. Mir haben Werte und Fairness gefehlt, und die hat der Sport mir gegeben. Da warst du halt allein und hast für dich selbst gekämpft. Es gab keine 100 Freunde oder Cousins, sondern du allein kriegst das raus, was du an Training investiert hast. Das finde ich sehr ehrenhaft, fair und respektvoll. Man gibt sich danach die Hand und kann sich in die Augen gucken.

Diese Erfahrungen fließen am Ende sicherlich auch in die Texte des Rappers Kontra K mit ein, oder?

Klar, in meine ganze Person. Der Sport hat mir alles gegeben. Er hat mir ein Zuhause gegeben, hat meinen Kopf geradegerückt und ihn gewaschen. Dadurch bin ich erfolgreich geworden, weil ich diese Werte mitgenommen habe und das in die Musik übersetzt habe. So viel wie du investierst, bekommst du am Ende auch raus. Das kommt nicht mit einem Klick oder Knopfdruck, sondern das ist eine Karriere, die man sich über Jahre aufbaut. Im Ring zeigt sich, wie gut man war, und das übertrage ich dann auf die Musik.

Also könnte man sagen, dass es den Rapper Kontra K ohne den Boxsport nie gegeben hätte?

Dann hätte es wahrscheinlich einen weiteren Straftäter gegeben, der komplett bodenlos ist, keinen Halt im Leben hat und nicht weiß wohin. Der Sport hat mir gezeigt, worauf es ankommt.

Abseits vom Boxen haben Sie 2021 auch die Hymne für die European League of Football geschrieben. Ist American Football Ihre zweite sportliche Leidenschaft?

Ich liebe jeden Sport und jeder Sport muss respektiert werden. Ich bin froh, wenn Sportler sich mit mir identifizieren können. Deswegen war ich auch froh, die Hymne schreiben zu dürfen. Außerdem mag ich Kontaktsport. Aber ich wäre auch bei anderen Sportarten stolz, selbst wenn es Ballett wäre. Mich interessiert alles. Es geht nicht unbedingt um die Wettkämpfe, sondern vor allem um die Sportler und die Geschichten dahinter. Ich habe vor jedem Respekt, der diese Leistung und das Opfer bringt, im Sport erfolgreich zu sein.

Gibt es die eine große sportliche Herausforderung, die Sie im Laufe Ihres Lebens unbedingt noch meistern wollen?

Es gibt einige Dinge. Jetzt wo ich Vater bin, kann ich aber nicht einfach mal einen Monat weg sein, um das zu machen. Mich reizt aber noch sehr viel. Extremes Klettern zum Beispiel. Wer weiß, was noch so passiert. Ich nehme es, wie es kommt. Das Leben bringt mir die Sachen und dann nehme ich den Ball volley und versuche ein Tor zu schießen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Fabian Friedmann, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 11.08.2022, 18 Uhr

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