Berliner AK führt Regionalliga Nordost an - Ein bisschen Liverpool im Poststadion

Mi 07.09.22 | 14:39 Uhr | Von Dennis Wiese
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Benjamin Duda, Trainer des Berliner AK, am Spielfeldrand (Quelle: imago/Roger Petzsche)
Bild: imago/Roger Petzsche

Vier Spiele, vier Siege, kein Gegentor. Der Berliner AK ist perfekt in die neue Regionalliga-Saison gestartet. Obwohl wichtige Spieler gegangen sind, läuft es im Poststadion. Mit viel Teamgeist und Liebe. Von Dennis Wiese

Benjamin Duda ist ein begnadeter Redner. Als der 34-jährige Trainer im Telefoninterview mit rbb|24 über seinen Berliner AK spricht, sprühen Freude und Tatendrang regelrecht durch die Leitung. Der Coach, der den Regionallisten vom Poststadion Anfang Januar übernommen hat, macht ganz klar deutlich: Leidenschaft, Begeisterung und Liebe zum Fußball sind die Schlüssel des aktuellen Erfolgs. Jedem sei klar, dass es sich nur um eine Phase in dieser Saison handelt. Aber, so Duda weiter: "Diese Phase ist bombastisch."

Nur noch ein Drittel des Vorjahresetats

Die vergangene Regionalligasaison endete enttäuschend. Der BAK hatte sich vorgenommen, möglichst lange oben mitzuspielen, vielleicht sogar als Meister der Regionalliga Nordost in die Qualifikationsspiele um den Drittligaaufstieg einzuziehen. Noch im November, nach 17 Partien, stand der Berliner Athletik Klub in der Tabelle ganz oben.

Dann wurde es ungemütlich: Es folgten drei Niederlagen in Serie und der damalige Trainer André Meyer wechselte in der Winterpause eine Liga höher zum Halleschen FC. Unter seinem jungen Nachfolger Benjamin Duda konnte der BAK nicht mehr angreifen: "Wir haben es uns durch schlechte Ergebnisse im Februar und März kaputt gemacht", so der neue Trainer. Die Mannschaft beendete die Saison als Tabellen-Siebter und bereitete den Neustart vor - mit deutlich weniger Geld: In dieser Saison ist der Etat auf ein Drittel der Vorsaison geschrumpft.

Internet-Star Nader El-Jindaoui ist weg

Bei diesem Neustart muss der BAK ohne seinen bisherigen Vorzeigekicker Nader El-Jindaoui auskommen. Vierzehn Tore, zehn Vorlagen und unzählige Follower im Poststadion hat der fußballspielende Influencer in der letzten Saison beigesteuert. El-Jindaoui kickt jetzt bei Ligakonkurrent Hertha II. Auch der frühere Hertha-Profi Änis Ben-Hatira, der in der letzten Saison zehnmal für den BAK auflief, hat den Verein verlassen.

Abgänge, die die Mannschaft bisher offenbar noch nicht schwächen. Der BAK und Trainer Benjamin Duda setzen auf Jugend: Mit einem Durchschnittsalter von 22,5 Jahren ist das Team das viertjüngste der Regionalliga Nordost. Talente aus der eigenen Jugend, aber auch von anderen Vereinen wurden geholt. Der Klub aus Mitte will langfristig wachsen, so Trainer Duda: "Der Verein hat sich ganz klar bekannt: Der Weg mit weniger Geld und jungen Spielern ist alternativlos. Das soll die DNA sein. Wir sind alle hier, um mit viel Liebe und Begeisterung Fußball zu spielen."

Jürgen Gjasula vom Berliner AK freut sich mit den Fans (Quelle:imago/Matthias Koch)Freut sich mit den Fans: BAK-Routinier Jürgen Gjasula

Routinier Jürgen Gjasula sorgt für Atmosphäre und macht Kilometer

Ganz wichtig für den BAK ist Jürgen Gjasula. Mit 36 Jahren ist der zentrale Mittelfeldspieler älter sein Trainer. Gjasula ist viel rumgekommen, spielte für Basel und St. Gallen in der 1. Liga der Schweiz, für den FSV Frankfurt, Duisburg, Aalen und Fürth in der 2. Liga. Nun geht der Routinier in seine zweite Saison mit dem BAK: "Wir haben einen sehr guten Teamspirit, das hat man schon in der Vorbereitung gemerkt. Jeder stellt sein Ego hintenan. Aber nur mit Teamspirit gewinnst du keine Spiele, du brauchst auch Qualität. Und die haben wir."

Zwei Tore hat Gjasula in dieser Saison schon erzielt, Trainer Duda schätzt den Mittelfeldspieler auch für andere Qualitäten: "Er ist ein fantastischer Mensch, der unserer familiären Atmosphäre viel Leben einhaucht. Er ist sehr wichtig für die Kabine. Und wenn ein 36-Jähriger pro Spiel noch zehn bis zwölf Kilometer läuft, sagt das auch sehr viel aus."

Ein bisschen Klopp, ein bisschen Liverpool

Der Weg, den der BAK eingeschlagen hat, funktioniert - zumindest in den ersten vier von 34 Saisonspielen. In dieser frühen Phase konnte die Mannschaft von Trainer Duda schon beim Vorjahresmeister, dem BFC Dynamo, gewinnen (1:0). Auch das Spiel vor mehr als 4.500 Zuschauern bei Aufsteiger Erfurt beendeten die Berliner als Sieger. "Die Momente, die wir jetzt haben, sind das beste Teambuilding: vor so einer Kulisse wie in Erfurt mit 1:0 zu gewinnen, beim BFC zu gewinnen. Das musst du erstmal hinkriegen", so Trainer Duda.

Angesprochen auf den Spielstil seines BAK, nennt der 34-Jährige große Namen: "Es wäre völlig vermessen, sich zu vergleichen. Aber in meiner Trainerpersönlichkeit hat mich Jürgen Klopp sehr inspiriert. Der Fußball vom FC Liverpool ist das, an dem wir uns gerne oriertieren." Weniger Ballbesitz, aber mehr Balleroberungen, dafür stehe seine junge Mannschaft, "immer angreifen", so das Motto.

Am 5. Spieltag im Poststadion gegen Energie Cottbus

In Sachen Saisonziel will Benjamin Duda keine großen Vorgaben machen: "Es klingt vielleicht ein bisschen flach, aber wir wollen das Maximum aus uns herausholen. Es wird spannend sein, zu sehen, wo unser Maximum liegt. Wir werden sicher mal Gegentore kassieren und Spiele verlieren. Wenn es regnet, werden wir sehen, wie stabil wir wirlich sind", so der Trainer.

Am kommenden Sonntag (11.09., 13 Uhr) empfängt der BAK den FC Energie Cottbus. Eine Mannschaft, die immer zu den natürlichen Meisterkandidaten zählt. Deren Trainer Claus-Dieter Wollitz hatte gerade erst verkündet, dass er den Berliner AK nicht so stark erwartet hätte. Und BAK-Trainer Duda? Der hofft, dass die "bombastische Phase" noch möglichst lange anhält.

Sendung: rbb24, 04.09.2022, 18 Uhr

Beitrag von Dennis Wiese

2 Kommentare

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  1. 2.

    Herthaner sollten bei kleinen Berliner Vereinen besser ruhig sein. Dort mag den BCC nämlich keiner.

  2. 1.

    Respekt und weiter so !!!
    Blau-Weiße Grüße
    HaHoHe

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