Teamcheck | BR Volleys - Mit runderneuertem Team zum 13. Titel?

Fr 07.10.22 | 12:22 Uhr
Spieler der BR Volleys (Foto: VBL / Elisabeth Kloth)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.10.2022 | Lars Becker | Bild: VBL / Elisabeth Kloth

Mit einem stark veränderten Kader starten die BR Volleys in die Volleyball-Bundesliga. Wegen der hochkarätigen Abgänge tut sich Manager Kaweh Niroomand schwer mit der Favoritenrolle und wirbt um Geduld.

So lief die vergangene Saison

In der letzten Saison waren die Volleys im Pokal enttäuschend im Halbfinale ausgeschieden, schafften es in der Champions League überraschend ins Viertelfinale. Der Erfolg oder Misserfolg eines ganzen Jahres hing an der deutschen Meisterschaft. Gegen den ewigen Rivalen Friedrichshafen lagen die Volleys in der Finalserie schon mit 0:2 zurück, kämpften sich aber wieder ran und krönten sich schließlich vor heimischem Publikum im entscheidenden fünften Spiel zum deutschen Meister. Es war der zwölfte Titel der Vereinsgeschichte.

"Besser hätte man das Drehbuch nicht schreiben können. Am Ende ist alles gut gegangen und ich bin sehr zufrieden. Das ist Sport. Mit einem Sieg, an einem Tag, in einem Spiel kann die ganze Darstellung wieder ganz anders aussehen", analysierte Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand damals.

Wer kam? Wer ging?

Es hat sich viel getan im Kader des Titelverteidigers. Mit Benjamin Patch verlässt ein absoluter Leistungsträger das Team. Der US-Amerikaner nimmt sich eine Auszeit vom Profisport. "Ich habe das Gefühl, dass ich ein wenig die Freude am Volleyball verloren habe", begründete der 28-Jährige seine Entscheidung.

Auch Sergej Grankin bricht seine Zelte in Berlin ab. Der Verein hatte sich zu einer Auflösung des ursprünglich noch ein Jahr gültigen Vertrages mit Grankin entschieden, weil "die politischen und familiären Umstände sein weiteres Engagement im Ausland schwierig machen", so Niroomand. Daher sieht Grankin den Lebensmittelpunkt für sich und seine Familie in der russischen Heimat. Libero Santiago Danani wiederum setzt seine Karriere nach einem starken Jahr im Trikot der Volleys in Polen fort.

Mit insgesamt sechs Neuen aus sechs Nationen wollen die Volleys die hochkarätigen Abgänge ersetzen. Optisch sticht der Slowene Sašo Štalekar mit seinen 2,14 Metern aus dem Sextett hervor. Ebenfalls neu an Bord sind der Finne Antti Ronkainen, der Japaner Satoshi Tsuiki, Ángel Trinidad aus Spanien, der Brasilianer Matheus Krauchuk sowie der gebürtige Bayer Johannes Tille. Angesichts des großen Umbruchs wirbt Niroomand zunächst um Geduld: "Wir sind noch nicht so eingespielt wie in der vergangenen Saison. Da wird es bei uns vielleicht anfangs an der einen oder anderen Stelle noch mal holpern und stolpern."

Der Trainer

... heißt auch in diesem Jahr wieder Cedric Enard. Seit 2018 ist der Franzose bei den BR Volleys und ist seitdem äußerst erfolgreich. Dreimal deutscher Meister und einmal Pokalsieger wurden die Berliner unter der Leitung des 46-Jährigen. In diesem Jahr wird seine Aufgabe sich aber wohl etwas von der Zeit davor unterscheiden. Nach dem Umbruch im Sommer wird es vor allem darum gehen, möglichst schnell als Team zusammenzufinden.

"Ein großer Teil seiner Arbeit wird darin liegen, eine Mannschaft zu bilden. Das geht es um Verantwortlichkeiten, Hierachie, Hackordnung und Leadership. Das muss er jetzt bilden", erklärt Niroomand. Enard blickt aber auch dieser Aufgabe voller Zuversicht und Tatendrang entgegen. "Ja, wir haben Schlüsselspieler verloren, das ist wahr. Wir müssen jetzt umswitchen. Das Potential ist auf jeden Fall da, aber wir benötigen Zeit. Und in dieser Zeit müssen wir jetzt hart arbeiten", erklärt der Coach.

Die Erwartungen

Wie erfolgreich die Volleys die kommende Saison bestreiten, wird als sehr davon abhängen, wie schnell die neue Mannschaft ihren gemeinsamen Rhythmus findet. Zumindest beim Vorbereitungsturnier "Bounce House Cup" sah das aber teilweise schon richtig gut aus. Im Finale schlugen die Berliner den Erzrivalen Friedrichshafen deutlich mit 3:0.

"Wir haben auf jeden Fall guten Volleyball gespielt. Am Anfang gab es noch kleine Problemchen, aber man hat gesehen, dass wir mit unseren größten Konkurrenten mithalten können", analysierte Mittelblocker Anton Brehme danach.

Also steht der Titelverteidigung eigentlich nichts im Weg, oder? Sportdirektor Niroomand drückt etwas auf die Bremse. "Diese Top-Favoriten-Rolle, die es in den vergangenen Jahren gab, die gibt es in meinen Augen nicht mehr. Es ist ein offenes Rennen und eine gute Spannung für die Liga. Mal sehen, wo wir am Ende rauskommen. Aber natürlich wollen wir um den Titel mitkämpfen", sagt er.

Die Mission Titelverteidigung startet für die BR Volleys am kommenden Sonntag (16 Uhr). Dann treffen sie auswärts auf den TSV Haching München.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.10.2022, 8:15 Uhr

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