Interview | Handballer Paul Drux vor der WM - "Ich kann den jüngeren Spielern in schwierigen Situationen zur Seite stehen"

Mo 09.01.23 | 17:29 Uhr
Handballer Paul Drux mit Ball in der Hand (Bild: Imago Images/Laci Perenyi)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.01.2023 | Jens-Christian Gußmann | Bild: Imago Images/Laci Perenyi

Paul Drux steht als einziger Füchse-Spieler im deutschen Kader für die Handball-Weltmeisterschaft. Vor dem Turnier in Polen und Schweden blickt Drux auf die Chancen der deutschen Mannschaft und die Gegner.

rbb|24: Paul Drux, seit letzter Woche bereiten Sie sich mit der Nationalmannschaft auf die WM vor. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft nach den Testspielen?

Paul Drux: Die Stimmung ist auf jeden Fall gut. Die war schon am Anfang so, als wir uns am 2. Januar getroffen haben. Und jetzt gerade durch das Spiel am Sonntag (33:31-Sieg gegen Island, Anm. d. Red.) gehen wir mit einem positiven Feedback ins Turnier.

Sie haben zwei Mal gegen Island gespielt. Ist es besser doppelt gegen eine Mannschaft zu testen statt zwei Gegner zu haben?

Ach, das ist schwer zu sagen. Wenn man zwei verschiedene Gegner hat, trifft man wahrscheinlich auf zwei verschiedene Spielsysteme und kann da ein bisschen mehr probieren. So war es aber auch gut, weil wir zwei Mal gegen ein sehr, sehr starkes Team gespielt haben, das uns vor allem im Eins-gegen-Eins ordentlich gefordert hat. Und so konnten wir ein bisschen besser trainieren.

Am Donnerstag geht der Flieger nach Polen. Woran arbeiten Sie an den verbleibenden Tagen?

Viel mehr als Feinschliff kann man sicherlich nicht machen. Das sind kleine Absprachen untereinander. Das sind Tempospiel und so ein paar Standardsituationen, die man vielleicht nochmal besprechen kann. Aber im Grunde genommen haben wir jetzt nicht mehr viele Tage, um uns auf das erste Spiel vorzubereiten.

Sie sind der einzige Füchse-Spieler im deutschen Kader. Ihr Freund und Teamkollege Fabian Wiede hat vorab wegen einer Kiefer-Operation abgesagt. Das hat auch für Diskussionen über die Einstellung der deutschen Spieler gesorgt. Wie haben Sie das verfolgt?

Das ist schwer zu sagen. Da ist Fabian wahrscheinlich der bessere Ansprechpartner als ich. Ich habe das ganze Thema mitbekommen, aber kann das ganze Thema auch nicht so nachvollziehen. Wenn man nicht zur Verfügung steht, dann ist es so. Und dafür haben dann andere Spieler Platz. Da hat jeder seine Gründe und das müssen alle respektieren.

Die Mannschaft ist dieses Mal mit Routiniers und jungen Talenten durchmischt. Sie gehören noch nicht zu den Ältesten, aber haben schon einige Turniere bestritten. In welcher Rolle sehen Sie sich im Team?

Vom Alter hoffe ich, dass ich noch nicht zu den alten Spielern gehöre. Aber ich denke schon, dass ich da eine gewisse Erfahrung mitbringen kann und gerade auch jüngeren Spielern in schwierigen Situationen zur Seite stehen kann. Das ist für so ein Turnier auch immer nicht ganz unwichtig.

Deutschland spielt in der Vorrunde gegen Katar, Serbien und Algerien. Den großen Favoriten wie Dänemark gehen Sie so erstmal aus dem Weg. Hilft das, um ins Turnier zu kommen?

Das kann man erstmal so stehen lassen. Aber gerade so ein Spiel wie jetzt gegen Katar hat auch immer die Gefahr, dass man viele Spieler natürlich nicht kennt und nicht weiß, was genau auf einen zukommt. Bei einer Mannschaft wie den Dänen kennt man die meisten Spieler sehr gut aus der Bundesliga. Nichtsdestotrotz haben wir gerade jetzt ein paar Tage Zeit, um uns auf den ersten Gegner vorzubereiten. Da werden wir sicherlich auch gut eingestellt werden.

Deutschlands Vorrundenspiele

Freitag, 13.01., 18 Uhr: Katar

Sonntag, 15.01., 18 Uhr: Serbien

Dienstag, 17.01., 18 Uhr: Algerien

In der dänischen Mannschaft spielen einige Ihrer Füchse-Kollegen. Das Team wird als einer der Favoriten gehandelt. Würden Sie Dänemark auch als den Gold-Kandidaten einstufen oder sehen Sie eine andere Nation vorne?

Ich glaube schon, dass sie auf jeden Fall zu den ganz heißen Eisen gehören. Ich finde aber auch, dass die Schweden zum Beispiel unfassbar stark sind. Die Spanier gehören immer dazu. Und eine Mannschaft wie Polen kann sicherlich im eigenen Land auch was reißen.

Der Bundestrainer hat das Viertelfinale als Minimalziel ausgegeben. Als klaren Medaillenkandidaten sieht er die Mannschaft noch nicht. Kann man die WM fast schon als Vorbereitung auf die Heim-EM 2024 sehen?

Das wird oft so gesagt. Ich glaube, dass das für uns aber gerade überhaupt keine Rolle spielt. Wir wollen jetzt erstmal auf die ersten Spiele schauen und für die Hauptrunde qualifizieren und uns eine uns eine gute Ausgangslage verschaffen. Wir gehen natürlich nicht in so ein Turnier und sagen: 'Wir geben bis zum Viertelfinale Gas und danach ist egal.' Wir wollen jedes Spiel gewinnen und fangen da in der Vorrunde erstmal an.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.

Sendung: rbb|24 Inforadio, 10.01.2023, 14 Uhr

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