Alba-Frauen vor ersten Playoffs - "Mit diesem Team ist alles möglich"

Do 23.03.23 | 20:07 Uhr | Von Marc Schwitzky
Deeshyra Thomas führt die Alba-Frauen an (Foto: IMAGO / camera4+)
Audio: rbb24 | Shea Westhoff | 23.03.23 | Bild: IMAGO / camera4+

Deeshyra Thomas kam im Sommer zu den Alba-Frauen und schaffte mit dem Erreichen der Playoffs sogleich etwas Historisches. Mit der US-Amerikanerin soll nun weitere Werbung für Frauen-Basketball in Berlin gemacht werden. Von Marc Schwitzky

Die Gründe dafür, dass Deeshyra Thomas sich im vergangenen Sommer gegen einen Verbleib in Halle und für einen Wechsel zu Alba Berlin entschieden hat, sind vielfältig – und sie enthalten sogar kulinarische Aspekte. "Ich liebe vegan, sodass Berlin mit all seinen veganen Essensmöglichkeiten sehr gut passt", erklärt Thomas lachend. Generell würden größere Städte sie mehr ansprechen, sagt die US-Amerikanerin.

Neben der Lebensqualität des Wohnorts spielt natürlich das Sportliche eine entscheidende Rolle. Zu Alba zu kommen, sagt Thomas, habe viel mit den Spielerinnen und dem Trainer-Team zu tun gehabt. "Bevor ich die Entscheidung über meinen Wechsel getroffen hatte, hatte ich die Chance, alle kennenzulernen, auch in Form von Trainings-Einheiten und Einzelgesprächen. Das habe ich sehr geliebt, sodass das ein wichtiger Grund für den Wechsel war."

Acht Monate später wird die Spielmacherin ihre Entscheidung nicht bereut haben: Die Alba-Frauen haben in ihrer Debüt-Saison in der ersten Liga überraschend die Meisterschafts-Playoffs und damit etwas Historisches erreicht.

Thomas wurde auf Anhieb zur Führungsspielerin

Doch was heißt überraschend? "Für andere mag das alles unerwartet sein, für mich aber nicht", so Thomas. "Ich sehe das Talent und das Besondere, was in diesem Team steckt." Wie speziell das Alba-Team ist, hat die 28-Jährige bereits erkannt, als sie zur Probe mittrainierte, wie sie sagt. "Ich mochte es, wie sie wirklich mannschaftlich Basketball spielen, viel zusammen machen und scheinbar alle miteinander klarkommen. Es schien keine Grüppchenbildung zu geben", so Thomas weiter. "Alleine als neue Person dazuzukommen, hätte leicht dazu führen können, nicht integriert zu werden, aber sie haben mich willkommen geheißen und wie alle anderen behandelt."

Die schnelle Integration ins Team hat dazu geführt, dass Thomas ebenso schnell ihren Charakter einbringen konnte. Auf Anhieb wurde die Spielmacherin zur Co-Kapitänin ernannt. "Ich habe diese Führungsqualitäten auf natürliche Weise in mir. Ich versuche immer, so vielen Menschen wie möglich zu helfen", sagt Thomas. "Da wir aber viele junge Spielerinnen haben, konnte ich meine Erfahrung einbringen. Als wir an den grundsätzlichen Spielzügen arbeiteten, konnte ich Hinweise zur Technik oder Kommunikation in der Abwehr geben. Ich rede viel auf dem Feld und habe gemerkt, dass ich die anderen damit anstecke."

Die Alba-Frauen entfachen einen regelrechten Hype

Thomas und Alba – das passt einfach. Mit der Aufbauspielerin als wichtiger Zutat ist es gelungen, einen herausragenden Team-Spirit zu entwickeln, der den Aufsteiger in die Meisterschafts-Playoffs trug. Die herausragende Stimmung innerhalb der Mannschaft hat sich auch auf die Ränge übertragen – die Alba-Frauen haben einen regelrechten Hype um sich entfachen können.

Vor vier Monaten sind die Basketballerinnen in die Charlottenburger Sömmeringhalle umgezogen, da die Seitenhallen der Max-Schmeling-Halle schlicht zu klein wurden. In allen sieben Heimspielen seit dem Umzug haben mehr als 1.000 Zuschauer die Spiele der Alba-Frauen besucht. Gegen die Eisvögel USC Freiburg kamen sogar 2.000 Fans. "Dafür, dass es die erste Saison der Alba-Frauen in der ersten Liga ist, sind über 2.000 Zuschauer bei einem regulären Heimspiel unglaublich", schwärmt Thomas. "Das ist bereits der Zuschauerrekord dieser Liga gewesen." In einer Stadt wie Berlin, die beinahe unzählige sportliche Angebote auf höchstem Niveau zu bieten hat, eine neue Marke zu etablieren, gleicht einem Husarenstück.

"Solange wir daran glauben, können wir alles erreichen"

"Fürs erste Jahr hätte es besser nicht sein können", wird Albas Geschäftsführer Marco Baldi von der "Berliner Zeitung" zitiert. "Und dass, obwohl es noch gar nicht vorbei ist."

Als Tabellensechster trifft Alba am kommenden Sonntag auf den Tabellendritten, den Herner TC. Zwei Siege braucht es, um sich für das Halbfinale zu qualifizieren. Einmal mehr gehen die Alba-Frauen als Underdog in solch eine Begegnung, doch diese Rolle hat sie schon in der ganzen Saison an nichts gehindert. "Mit diesem Team, das haben wir schon gezeigt, ist alles möglich", so Thomas selbstbewusst. "Solange wir daran glauben und zusammen arbeiten, können wir alles erreichen."

Für Thomas selbst wird sich nach den Playoffs die weitere Zukunft entscheiden, ihr Vertrag bei Alba läuft am Saison-Ende aus. "Ich liebe Berlin und das Team. Ich kann mir vorstellen zu bleiben, aber bis zum Saison-Ende fällt keine Entscheidung. Erst dann führen wir die Gespräche", sagt sie. Gut möglich, dass die Chancen für einen Verbleib mit jedem weiteren Erfolg in der laufenden Saison steigen. Dafür bräuchte es weitere Überraschungen – eine Spezialität Berlins, genauso wie veganes Essen.

Sendung: rbb24, 23.03.2023, 21 Uhr

Beitrag von Marc Schwitzky

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