Unions Winter-Neuzugang Juranovic - Der Traum von der Königsklasse in Köpenick

Do 02.03.23 | 19:54 Uhr
Josip Juranovic vom 1. FC Union Berlin bejubelt den Treffer zum 2:1 gegen Ajax Amsterdam (imago images/Contrast)
Bild: imago images/Contrast

Josip Juranovic stand im Winter auf dem Zettel einiger europäischer Top-Teams. Wie wertvoll er tatsächlich ist, hat der Union-Neuzugang in Köpenick schnell unter Beweis gestellt. Nun träumt er von der Champions League im Stadion An der Alten Försterei.

Mit breitem Grinsen blickt Unions Rechtsverteidiger Josip Juranovic in die Runde von Medienvertretern. Es ist nicht nur der sportliche Erfolg seiner Mannschaft, der dem Köpenicker Winter-Neuzugang derzeit so gute Laune macht. "Endlich haben wir auch gutes Wetter und ich kann die Stadt nun etwas erkunden", sagt er fröhlich.

Ende Januar wechselte der 27-Jährige vom schottischen Meister Celtic Glasgow an die Spree. Viel Zeit, seine neue Heimat kennenzulernen, hatte er neben dem Fußball bisher noch nicht. Erst vor kurzem habe er endlich eine Wohnung gefunden, erzählt er. "Ich wollte eine mitten in der Stadt. Nur dann fühle ich mich zuhause."

Das Unioner Markenzeichen

Auf dem Rasen ging die Eingewöhnung dafür um einiges schneller. Bereits in seinem ersten Pflichtspiel im Trikot des 1. FC Union hatte Juranovic die rechte Seite gegen Werder Bremen unter Kontrolle und machte immer wieder Druck nach vorne. Der kroatische Nationalspieler interpretiert seine Rolle als Außenverteidiger offensiv und ist so immer wieder an guten Torchancen der Berliner beteiligt. Zuletzt belohnte er sich dafür beim historischen 3:1-Heimsieg gegen Ajax Amsterdam in der Europa League, zu dem er einen Treffer und eine Vorlage beisteuerte. "Er traut sich im Spiel mit dem Ball was zu, hat einen guten Standard. Er sorgt in der Kabine für Unterhaltung und ist ein positiver Typ", lobt Trainer Urs Fischer.

Dass Neuzugänge sich schnell eingewöhnen und sofort gute Leistungen abrufen, ist mittlerweile zu einer Art Markenzeichen der Berliner geworden. Der Kroate hat eine simple Begründung dafür: "Sie haben mich von Tag eins akzeptiert. Man sieht es auf dem Feld: Wir haben keine Stars, sondern ein Team, das jedes Spiel 120 Prozent gibt. Und wenn man müde ist und ausgewechselt werden will, kommt jemand von der Bank, der ebenso 120 Prozent gibt. Das ist der Hauptgrund für unseren Erfolg."

Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass er von Beginn an Teil dieser Rotation war und ordentlich Spielzeit bekam. Schließlich hat er auf seiner Position mit Christopher Trimmel einen langjährigen Leistungsträger und den derzeitigen Kapitän vor der Nase. Für Juranovic ist das aber eher Ansporn als Hindernis. "Ich bin ja gerade erst hergekommen und habe nicht erwartet, sofort jedes Spiel über 90 Minuten zu spielen. Ich muss mich zunächst einmal einfinden. Der Kapitän ist ein echt guter Mensch, wir sind trotz der kurzen Zeit gute Freunde. Es ist gut, Wettbewerb zu haben – dann spielt man umso besser", erklärt er.

Chelsea und Manchester United hatten Interesse

Der Wechsel des Rechtsverteidigers zum 1. FC Union ist eine weitere Auszeichnung der außergewöhnlich guten Arbeit im Verein und der erfolgreichen Transferpolitik von Manager Oliver Ruhnert. Schließlich ist Juranovic auf der internationalen Bühne kein Unbekannter und stand vor seinem Wechsel in die Hauptstadt wohl bei einigen europäischen Top-Teams auf dem Zettel. "Erst hatte ich die WM und habe in der Zeit in den Medien gelesen, ich würde zu Manchester United oder Chelsea wechseln", erzählt Juranovic. Dass Union sich die hohe Ablösesumme für ihn geleistet hat, zeigt auch, in welche Richtung die Reise künftig gehen soll.

Mit Kroatien erreichte er bei der Weltmeisterschaft in Katar das Halbfinale und verpasste dabei keine einzige Minute. Außerdem stand er für seinen Ex-Klub Celtic Glasgow regelmäßig bei Champions-League-Partien auf dem Feld. Als die Köpenicker anklopften, entschied er sich allerdings ganz bewusst für sie und gegen einen möglichen Wechsel zu Chelsea oder Manchester United. "Man muss realistisch sein. Das ist der richtige Schritt für mich. In meiner Karriere bin ich nie zwei Schritte auf einmal gegangen. Ich bringe meine Karriere Schritt für Schritt voran. Ich will spielen und deshalb bin ich hier", erklärt er.

Dass er mit seinem Weggang vom schottischen Meister möglicherweise die Champions League aufgegeben hat, betrachtet er dabei keineswegs als Rückschritt. Sein Ziel sei es immer gewesen, in einer der europäischen Top-Fünf-Liegen unter Vertrag zu stehen. "Und wir spielen hier ja jetzt auch um die Champions League", sagt er und träumt von der Königsklasse im Stadion An der Alten Försterei. Eines Tages wolle er die berühmte Hymne des europäischen Wettbewerbs auch in Köpenick hören. Mit seinen starken Leistungen und der derzeitigen Tabellensituation ist dieser Moment vielleicht gar nicht mehr so weit entfernt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 2.3.2023, 18:15 Uhr

Nächster Artikel