Als Charles Philips bei den Special Olympics World Games dem US-amerikanischen Sportsender ESPN ein Interview gibt, wird er von seinen Gefühlen überwältigt. Der 27-Jährige geht in die Knie und bedeckt mit seinen Händen sein Gesicht, Tränen laufen seine Wangen herunter.

"Als ich geboren wurde haben die Ärzte gesagt, dass ich irgendwann für den Rest des Lebens im Rollstuhl sitzen werde. Aber schau mich an: Ich bin Teilnehmer der World Games, stemme eine Menge Gewichte. Und ich kann es nicht glauben, wie viele Menschen dabei sind. Ich bin einfach glücklich", sagt er, nachdem er sich wieder gefasst hat.

Charles, genannt Charlie, Phillips ist Gewichtheber und trotz genetischer Muskelerkrankung im Stande, bis zu 200 Kilogramm zu heben. Eine beeindruckende Leistung, die den US-Amerikaner zu einer kleinen Berühmtheit gemacht hat. In seiner Heimat Missouri wurde er vor den Spielen mit einer Parade verabschiedet, im Feuerwehrwagen durch die Stadt gefahren und dabei bejubelt.

Viele Amerikaner kennen seine Geschichte. Als Neugeborener musste Charlie reanimiert werden. Minutenlang kämpfen die Ärzte um sein Leben. Die Folgen: kognitive, organische und muskuläre Schäden. Ganze 21 Operationen musste er in den ersten zweieinhalb Jahren seines Lebens überstehen.

Seit seinem zehnten Lebensjahr träumt er von den Special Olympics. Der junge Mann mit den kurzen dunklen Haaren und dem Vollbart ist vielfältig: vom Basketball über Fußball und Flag Football hat er schon vieles ausprobiert.

Seine Leidenschaft aber ist das Gewichtheben. Und das harte Training in seiner Disziplin zahlte sich aus. Beim nationalen Ausscheidungswettbewerb im November überzeugte er als Bester und erfüllte sich damit seinen Traum: Die Teilnahme an den Special Olympics World Games.

Jetzt ist er da, wo er immer hinwollte - und liefert ab. Im Kraftdreikampf, der mehrere Disziplinen des Gewichthebens vereint, gewinnt er Silber. "Ich hätte gerne noch mehr erreicht, das hätte ich auch schaffen können. Aber ich bin glücklich mit dem Erreichten, Platz zwei und Silber sind top. Ich bin so gut", freute er sich nach dem Erfolg.

Weil es auch für die Einzeldisziplinen Edelmetall gibt, kann er sich insgesamt über drei Silbe- und eine Bronzemedaille freuen. "Ich bin sowas von bereit nach Hause zu kommen und jedem meine Medaillen zu zeigen", sagt er voller Stolz im ESPN-Interview. Ein großer Empfang ist Charlie Philips in Missouri wohl sicher.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.06.2023, 19:30 Uhr