Fanklub-Vorsitzende über die Krise - "Einmal Turbine, immer Turbine"

Fr 08.09.23 | 15:30 Uhr | Von Lynn Kraemer
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Dagmar Koebe schwenkt ihren Schal bei einem Turbine-Spiel 2014 (Bild: Imago Images/Matthias Koch)
Bild: Imago Images/Matthias Koch

Die Fans von Turbine Potsdam müssen derzeit nicht nur beim Blick aufs Sportliche stark bleiben. Auch finanziell steht es nicht gut um den Fußball-Zweitligisten. Warum für die Fanklub-Vorsitzende Dagmar Koebe Turbine trotzdem der Herzensverein bleibt. Von Lynn Kraemer

Dagmar Koebe ist keine Freundin von "Was wäre, wenn"-Szenarien. Als Anhängerin des Fußball-Zweitligisten Turbine Potsdam würde ihr das auch nicht weiterhelfen. Galgenhumor vielleicht schon eher. Nachdem Koebe erleben konnte, wie Turbine die Champions-League gewann und sechs Meisterschaften holte, steht sie ihrem Verein nun in der bisher schwersten Zeit bei. Für sie gilt seit fast zwei Jahrzehnten: "Einmal Turbine, immer Turbine."

Kein Geld und keine Punkte

Nach dem Abstieg in die 2. Liga stehen die Brandenburgerinnen auch dort nach drei Spielen mit null Toren und null Punkten da. "Es waren alles knappe Spiele. Es war schade, dass wir ohne Punkt und Tor gehen mussten. Wir haben nicht wirklich einen Knipser im Moment", sagt Dagmar Koebe, die Vorsitzende des Fanklubs Turbinefans ist. Mit ihrer Trommel feuert sie die Spielerinnen seit Jahren an: "Der Wunsch ist natürlich, dass wir wieder aufsteigen, aber jeder muss sich vor Augen halten, dass auch die 2. Liga nicht einfach ein Durchmarsch ist. Da spielen auch Mannschaften wie Sand, die früher in der Bundesliga waren. Mit den finanziellen Schwierigkeiten, die es momentan gibt, wird es verdammt schwierig."

Die Geldprobleme wirken derzeit schwerer als der sportliche Misserfolg. Denn Mitte August verkündete Vereinspräsident Karsten Ritter-Lang, dass der Klub seinen Hauptsponsor verloren habe. Die AOK beendete die zehnjährige Zusammenarbeit wegen einer Neuausrichtung im Sponsoring. Ritter-Langs Prognose für eine mögliche Insolvenz: "Wenn es bei dieser Situation bleibt, wird es im Frühjahr so weit sein."

Crowdfunding als Übergangslösung

Einen Monat später hat der Verein noch keinen neuen Hauptsponsor gefunden. Stattdessen gibt es auf der Website einen Link zu einer Crowdfunding-Kampagne. Der Organisator ist Sebastian Meinel, Turbine-Mitglied und Teil des Verwaltungsrates. Innerhalb einer Woche sind so durch 274 Spenden etwas mehr als 20.000 Euro zusammengekommen. Das Spendenziel liegt bei 250.000 Euro. "So kommt wenigstens ein bisschen Geld zusammen. Jeder Zehner hilft weiter. Es soll für den Übergang helfen", sagt Dagmar Koebe. Sie wünsche sich aber noch mehr Unterstützung aus dem direkten Umland: "Turbine ist Champions-League-Sieger gewesen. Ich hoffe, dass sich da Sponsoren finden." Es müsse alles dafür getan werden, dass Turbine nicht untergehe.

Dagmar Koebe zwischen anderen Turbine-Fans auf der Tribüne (Bild: Privat)
Dagmar Koebe mit anderen Turbine-Fans auf der Tribüne | Bild: Privat

Ausblick auf erwartbare Niederlage

Gemäß Murphys Gesetz ("Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.") bietet auch das Wochenende voraussichtlich kein Erfolgserlebnis für Turbine Potsdam. In der zweiten Runde des DFB-Pokals empfangen die Brandenburgerinnen die Serienpokalsiegerinnen vom VfL Wolfsburg. "Ein schlimmeres Los hätte uns nicht treffen können", sagt Dagmar Koebe. Ihr Mann habe die Begegnung schon vor der Auslosung prophezeit.

In der letzten Saison unterlagen die Potsdamerinnen gegen Wolfsburg im Pokalfinale 0:4. Das gleiche Ergebnis stand nach dem Viertelfinale 2019 auf der Tafel. Der letzte wettbewerbsübergreifende Sieg (1:0) gegen die Wölfinnen gelang Turbine am 21. Spieltag der Saison 2016/17. Aber: "Jetzt ist es so und ich hoffe, dass wir trotzdem ein gutes Spiel sehen." Hauptsache die Mannschaft würde sich nicht abschlachten lassen und stattdessen kämpfen.

Auf viele Tore können sich die Zuschauenden aber jetzt schon einstellen. Statt eines einfachen 1:0 war in den Begegnungen zuletzt eher ein 3:0 oder 5:0 für Wolfsburg die Regel. Und weil "Was wäre, wenn"-Szenarien nichts bringen, sieht Koebe auch hier das Positive: "So können wir uns auf die Liga konzentrieren."

Sendung: rbb24, 08.09.2023, 18 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

2 Kommentare

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  1. 2.

    Potsdams Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock löste mit Ihrem Besuch und der Aussage, dass „Frauenfußball kein Anhängsel von Männervereinen“ sein darf und kann, ein Beben im internationalen Umfeld der Sportwelt aus. In der noch nie dagewesenen positiven Sichtweise durch die Chefin des Auswärtigen Amtes ist der Spirit der Spendenaktion mittlerweile in ganz Europa und Australien angekommen.

    Die "International Federation of Football History & Statistics" (IFFHS) in 120 Ländern begrüßt die Aussage, dass Frauenfußball "kein Anhängsel von Männervereinen" sein darf. Dazu gehört ebenso das Narrativ, dass Frauen im Klubmanagement keine Opfer von (männlichen) Strukturen sein dürfen, sondern durch ihr Engagement Chancen für Veränderung & Selbstermächtigung einbringen.

    Svenja Huth äußerte sich vor nicht allzu langer Zeit zu Turbine: „Ich konnte dort als Sportlerin und Mensch auf und neben dem Platz in den 4 Jahren reifen und mich zur Persönlichkeit entwickeln, die ich heute bin."

  2. 1.

    Wenn die Rettung so wichtig ist, hätte man vielleicht vorher ein paar Weichen stellen sollen. So wirkt es alibimäßig.

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