Gezielte Verfolgung durch Nationalsozialisten - Guben gedenkt Opfer der Pogromnacht vor 83 Jahren

Di 09.11.21 | 18:00 Uhr
Erinnerungstafel für die zerstörte Synagoge Guben (Bild: rbb/Jahn)
Erinnerungstafel für die zerstörte Synagoge Guben | Bild: rbb/Jahn

Jüdisches Leben gehörte einst fest zur Tuchmacherstadt Guben. Vor 83 Jahren aber wurde die örtliche Synagoge angegriffen, die ersten jüdischen Einwohner verschleppt. Am Dienstag gedenkt die Stadt der damaligen Opfer.

Bis 1933 lebten etwa 200 jüdische Bürgerinnen und Bürger in Guben im Landkreis Spree-Neiße. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es nur noch zwei - und die blieben nicht mehr lange. Die Schrecken des Krieges und des Holocaust machten auch vor der Neißestadt nicht Halt.

Die Progromnacht jährte sich am Dienstag zum 83. Mal. Sie markierte 1938 den Beginn der gezielten Verfolgung der Juden. Wie überall in Deutschland wird deshalb auch in Guben der Opfer gedacht.

Synagoge wird zunächst als Gebetshaus weitergenutzt

Seit 1998 erinnert ein Gedenkstein an die ehemalige Gubener Synagoge. Das kleine Gebetshaus befand sich im heutigen Gubin, jenseits der Grenze und blieb nach der Progromnacht noch einige Jahre erhalten. Eine christliche Gemeinde nutzte das Gebäude, bevor es im Krieg schließlich zerstört wurde.

Herausgefunden hat das Andreas Peter, seines Zeichens Inhaber eines Verlags und Heimatforscher. Seine Erkenntnisse hat er im Buch "Nachbarn von einst" zusammengefasst. Darunter sind auch erfolgreiche Fluchtgeschichten. "Heinz Kronheim, Hutmacher, ist als junger Mensch noch vor dem Weltkrieg nach England ausgewandert. Seine Eltern sind Opfer des Holocaust geworden. Rita Greyner hat noch bis zum vorigen Jahr in Australien gelebt, sie ist über 100 Jahre alt geworden", berichtet Peter.

Gedenkstein für die gefallenen jüdischen Gubener im Ersten Weltkrieg (Bild: rbb/Jahn)
Gedenkstein für die gefallenen jüdischen Gubener im Ersten Weltkrieg | Bild: rbb/Jahn

Jüdischer Friedhof noch erhalten

Ein Denkmal des jüdischen Lebens in der Grenzstadt ist der noch erhaltene jüdische Friedhof. Seit 1938 wird dieser zwar nicht mehr genutzt, seit 1951 allerdings von der evangelischen Gemeinde gepflegt - inklusive der kleinen Kapelle, die noch immer dort steht. Der älteste Grabstein auf dem Friedhof stammt von Abraham Nathan - geboren 1803, wie der ehemalige Pfarrer Michael Domke erzählt.

Die Inschriften im alten Sandstein sind noch immer gut zu erkennen. Davon profitieren beispielsweise die Nachfahren, die immer wieder aus aller Welt nach Guben kommen. Domke erinnert sich beispielsweise an einen älteren Herrn aus England. "Er ist mit einem Kindertransport nach England gekommen und hat dadurch überlebt. Er war mit seinen beiden Enkeln hier und sie haben ihre beiden Familiengräber besucht", erzählt Domke.

Auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof findet am Abend auch das zentrale Gedenken an die Opfer der Progromnacht statt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.11.2021, 15.40 Uhr

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