Regionale Planungsgemeinschaft - Luckauer Bürgermeister fürchtet "Wildwuchs" von Windkraftanlagen

Mo 19.12.22 | 14:58 Uhr | Von Daniel Friedrich
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Eine Windenergieanlage des Herstellers Siemens steht auf einem Feld im Landkreis Oder-Spree im Osten des Landes Brandenburg. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.12.22 | Daniel Friedrich | Bild: dpa/Patrick Pleul

Ein neues Bundesgesetz zwingt Kommunen zum Umdenken beim Windenergie-Ausbau. Daran, wie künftig Gebiete für Energieerzeugung aus Wind festgelegt werden, stößt man sich unter anderem in Luckau (Dahme-Spreewald). Von Daniel Friedrich

Der Bau von Windrädern ist in den vergangenen Jahren etwas ins Stocken geraten. Das widerspricht dem Ziel, das sich Bund und Land gemeinsam gesetzt haben: Der Ausbau von erneuerbaren Energien soll voran getrieben werden.

Das von Bundestag und Bundesrat im Sommer dieses Jahres verabschiedete "Wind-an-Land-Gesetz" unterstreicht das Vorhaben, den Windenergie-Ausbau zu beschleunigen. Vereinfacht gesagt, wird den Ländern mehr Druck gemacht beim Bau neuer Windräder.

Vor allem soll es mehr Flächen geben, auf denen diese stehen dürfen. Bisher gibt es vor allem Kriterien, die Windräder verhindern. Jetzt ist es umgekehrt: Das Gesetz hat festgelegt, dass bis 2027 1,8 Prozent der Fläche des Landes Brandenburg Windkraft-Gebiete sein müssen. Diese Flächen sind auch schon lange gefunden. Sie tragen aber bisher den Namen "Eignungsgebiete" und müssten jetzt den Stempel "Vorrangflächen" bekommen - ein umständlicher, langwieriger Verwaltungsakt.

Kommunen wollen mitreden

Dabei will das Gesetz, das am 1. Februar 2023 in Kraft tritt, eigentlich die langen Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich abkürzen. Über die Umsetzung des Gesetzes in Südbrandenburg diskutieren die Südbrandenburger Bürgermeister, Amtsdirektoren und Landräte.

Für die Kommunen in der Lausitz und im Landkreis Elbe-Elster bedeutet das Gesetz, dass sie künftig mehr Windparks genehmigen müssen als bisher. Das Motto ist: Mehr geht immer, weniger aber nicht. Sie werden sich auch enger absprechen müssen, vielleicht über Flächen miteinander verhandeln.

Darüber ist der Unmut groß, wie zum Beispiel der Bürgermeister von Luckau (Dahme-Spreewald), Gerald Lehmann (parteilos), sagt: "Wenn dann Windräder nicht zu verhindern sind, ist ja die Frage, wie kann man dann mit den Projektentwicklern tatsächlich auch übereinkommen?" Man wolle den Prozess nicht verhindern, betont Lehmann. Aber steuern können, um einen Überblick über die Windräder zu behalten, "ansonsten haben wir tatsächlich einen Wildwuchs."

Spagat zwischen bisheriger Planung und neuem Gesetz

Viele Städte und Gemeinden fühlen sich durch das neue Gesetz übergangen. Luckau beispielsweise hat erst Anfang des Jahres ein eigenes Flächenkonzept auf den Weg gebracht. Man wolle, so Bürgermeister Lehmann, städtebaulich geordnet Flächen ausweisen, die für Windkraft, aber auch andere regenerative Energien nutzbar sind. "Und jetzt hat der Gesetzgeber gesagt, das Thema Windkraftausbau müssen wir beschleunigen. Erst wenn das Landesziel erreicht ist, dann können Städte und Gemeinden darüber nachdenken, nach zu justieren und zu sagen, wir wollen noch etwas mehr, und das halte ich für nicht gut."

Hinzu kommt das Hindernis, dass zwar einerseits mehr Windrasflächen geschaffen werden sollen, andererseits müssen aktuell noch mindestens 1.000 Meter Abstand zwischen Häusern und Windrädern bestehen. Ob diese Regel künftig noch gilt, ist offen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.12.22, 9.30 Uhr

Beitrag von Daniel Friedrich

12 Kommentare

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  1. 12.

    Wenn Sie mal über den Tellerrand schauen würden, könnten Sie lesen, dass ich auch die sogenannte Klimaschutzsenatorin on topic für den schleppend Ausbau Erneuerbarer Energie in Berlin kritisiere. Der RBB berichtet darüber aber halt selten.

  2. 11.

    Hr Neumann es ist immer wieder lustig zu lesen,wenn Berliner hier der Meinung sind, das man die 1000 Meter Abstand zu einer WKA ruhig unterschreiten kann. Nochmal Brandenburg fast 4000 WKA, Berlin wenn es hoch kommt 8! Ihr sitzt in eurer Stadt schreit wenn's geht nach billiger erneuerbarer Energie und bekommt selbst nicht den Hintern hoch. Was ist den mit Berlins Ausbau von WKA lange nicht's mehr davon gehört. Es gibt in Brandenburg genug rekultivierte Flächen die kann man noch mit WKA bebauen, hat ja jetzt auch die Leag vor in den nächsten Jahren. Sie machen es sich wie immer einfach, 2030 möchte Berlin wenn's geht klimaneutral sein und den Menschen auf dem Land mit WKA auf die Pelle rücken. Geht ihr in Berlin erstmal mit gutem Beispiel voran, Brandenburg hat in punkto erneuerbare Energie schon mehr auf die Beine gestellt als Berlin. Und sollte es ihre Zeit mal erlauben fahren Sie doch mal aufs Land und unterhalten Sie sich mit Menschen die in der Nähe von einer WKA wohnen . MfG

  3. 10.

    Hr Neumann es ist immer wieder lustig zu lesen,wenn Berliner hier der Meinung sind, das man die 1000 Meter Abstand zu einer WKA ruhig unterschreiten kann. Nochmal Brandenburg fast 4000 WKA, Berlin wenn es hoch kommt 8! Ihr sitzt in eurer Stadt schreit wenn's geht nach billiger erneuerbarer Energie und bekommt selbst nicht den Hintern hoch. Was ist den mit Berlins Ausbau von WKA lange nicht's mehr davon gehört. Es gibt in Brandenburg genug rekultivierte Flächen die kann man noch mit WKA bebauen, hat ja jetzt auch die Leag vor in den nächsten Jahren. Sie machen es sich wie immer einfach, 2030 möchte Berlin wenn's geht klimaneutral sein und den Menschen auf dem Land mit WKA auf die Pelle rücken. Geht ihr in Berlin erstmal mit gutem Beispiel voran, Brandenburg hat in punkto erneuerbare Energie schon mehr auf die Beine gestellt als Berlin. Und sollte es ihre Zeit mal erlauben fahren Sie doch mal aufs Land und unterhalten Sie sich mit Menschen die in der Nähe von einer WKA wohnen . MfG

  4. 9.

    Es gibt allerdings in den neuen Ländern auch Menschen, die selbst bei 10 km Abstand lautmalend "wos,wos,wos" wimmern.

  5. 8.

    Einerseits nachvollziehbare Reaktion des Bürgermeisters. Anderseits kann man natürlich auch fragen, warum die Kommunalpolitiker jeder "Milchkanne" bei der Energieversorgung Mitspracherecht haben sollten.

  6. 7.

    Die 1.000 Meter wurde "in Jahrzehnten" "mühsam verhandelt"? Wann genau und von wem? Mir scheinen sie Recht willkürlich festgelegt worden sein und in manchen Bundesländer erst vor kurzem als Reaktion auf das neue Gesetz.

  7. 6.

    Die Abstandsregeln müssen meines Erachtens gelockert werden. Und man muss seinem Nachbarn Strom aus der Photovoltaikanlage und aus der privaten Akkuanlage verkaufen dürfen. Auch die Balkon-PV muss genehmigungsfrei erlaubt sein. Sonst wird das nie etwas. Leider wollen die Energieriesen und "Vater Staat" immer mitverdienen. Und noch viel schlimmer: Dass Deutschland energieautark wird, das scheint überhaupt nicht erwünscht zu sein. Vor allem nicht, wenn die Bürger es ohne Großkapital selbst hinbekommen würden.

    Für die Windkraftgegener sind anscheinend die paar Meter um die eigene Immobilie herum "die Natur" und der eigene Tellerrand somit eine unüberwindliche Sichtbehinderung.

  8. 5.

    Ja, genau. (Ironiemodus an) Schafft auch noch die nach Jahrzehnten (in den die Windkraftanlagen technologisch von 50 auf 250 m Höhe gewachsen sind) mühsam verhandelten 1000 m Mindestanstand wieder ab. Um damit das Abstandsverhältnis / Größe von 20 auf 4 zu reduzieren. Oder besser noch hin zu 2 bei nur noch 500 m Mindestabstand.

    Es ist schauerlich, wenn keiner so blickig wäre, und der Mindestabstand tatsächlich fällt, auch wenn es - schön bequem - Hunderttausende nicht betrifft.

  9. 4.

    Bei diesem oberflächlichen Bericht fehlen viele ganz entscheidende Dinge.
    Die Landesregierung hat die 1000 Meter Regelung kurz vor der Ratifizierung des neues Bundesgesetzes beschlossen. Auch die Grünen waren nicht dagegen. Des weitern haben alle Kommunen erfolgreich gegen die Errichtung neuer Windkraftanlagen geklagt, obwohl die zu bebauenden Flächen niemandem weh getan hätten.
    Jetzt beginnt das große Jammern und die Zeit wird knapp, um ein paar Flächen bereitzustellen ohne Wählerstimmen zu verlieren. Denn in 2023 wird die Talfahrt von Woidke und Co sonst nicht aufzuhalten sein.

  10. 3.

    Die Abstandsregeln müssen gelockert werden. Und man muss seinem Nachbarn Strom aus der Photovoltaikanlage und aus der privaten Akkuanlage verkaufen dürfen. Auch die Balkon-PV muss genehmigungsfrei erlaubt sein. Sonst wird das nie etwas. Leider wollen die Energie-Riesen und Vater Staat immer mitverdienen. Und noch viel schlimmer: Dass Deutschland energieautark wird, scheint überhaupt nicht erwünscht zu sein.

  11. 2.

    Es gab in Brandenburg mal Regionalpläne für den Windkraftausbau. Die wurden wg. Formfehlern weggeklagt. Man hinterfrage bitte die Motivation der damaligen Kläger.

  12. 1.

    Also so schwierig sollte es doch nicht sein einen Überblick über die Windräder zu behalten. Die sind doch groß, da übersieht man schon keins.

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