Einsatz in Elbe-Elster - Waldbrandlage bei Falkenberg entspannt sich - Gebiet wird aus der Luft kartiert

Sa 30.07.22 | 21:17 Uhr
Verbrannte Bäume und Totholz liegen in einem Wald im Landkreis Elbe-Elster auf dem mit Asche bedeckten Boden. (Quelle: dpa/Sebastian Willnow)
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 30.07.2022 | Charlotte Gerling | Bild: dpa/Sebastian Willnow

Sechster Tag des großen Waldbrandes im Elbe-Elster-Kreis: Der erhoffte Regen blieb am Samstag zwar aus, die Lage hat sich trotzdem entspannt. Das Gebiet wird aus der Luft kartiert, damit die Einsatzkräfte zielgerichtet arbeiten können.

Im Waldbrandgebiet bei Falkenberg in Elbe-Elster ist es am Samstag relativ ruhig geblieben. Die Lage habe sich zum Positiven gewendet, teilte die Leitstelle Lausitz dem rbb mit. Die Glutnester seien durch die Schneisen, die geschlagen wurden, gut zu kontrollieren.

"Derzeit gehe es auf einer Fläche von 500 Hektar darum, einzelne Glutnester abzulöschen", sagte Kreissprecher Torsten Hoffgaard und ergänzte, dass die Großschadenslage über das Wochenende bestehen bleibe. Damit ist es möglich, Einsatzkräfte aus anderen Gebieten um Unterstützung zu bitten, weil eigene Kräfte die Lage allein nicht bewältigen können.

Hintergrund für diese Entscheidung sei, dass die Wetterprognose für den Wochenanfang Anlass zur Sorge gebe. "Sommertemperaturen ohne Niederschlag bringen Risiken mit sich, die unter anderem ein hohes Brandpotenzial bergen." Deshalb setze Elbe-Elster weiter auf externe Unterstützung, so Hoffgard.

Den Angaben zufolge flog am Samstag ein Polizeihubschrauber über das betroffene Gebiet, "um die kritischen Brandstellen und Brandnester zu dokumentieren". Zudem seien Drohen im Einsatz gewesen, um Feuerwehrleute zielgerichtet zu Glutnestern schicken zu können. Die Feuerwehren befürchten seit Tagen ein Wiederaufflammen des Feuers.

@fire am Sonntag wieder im Einsatz

Am Abend waren noch 160 Einsatzkräfte vor Ort, tagsüber waren es rund 250. Auch in der Nacht zu Sonntag sind die Brandbekämpfer weiter im Einsatz.

Die gemeinnützige Hilfsorganisation @fire soll am Sonntag erneut eingesetzt werden. Die Helfer hatten an der B183 die Vegetation gezielt abgebrannt, um eine Ausbreitung des Waldbrands zu verhindern. Nun solle die Brandlast noch in den letzten Flächenabschnitten reduziert werden, so Hoffgaard. Dabei könne es zu stärkerer Rauchentwicklung kommen.

Die Bundesstraße B183 wird voraussichtlich bis zur Beendigung der Großschadenslage weiter für den Verkehr gesperrt bleiben, damit Einsatzfahrzeuge besser durchkommen.

Regen ist ausgeblieben

Die Bundeswehr war mit ihren Löschfahrzeugen und Pionierpanzern am Samstag weiter vor Ort. Dafür wurden die Transporthubschrauber als nicht mehr erforderlich angesehen, so Hoffgard. Die Polizei stellt neben dem Erkundungshubschrauber auch vier Wasserwerfer bereit, um bei Bedarf ins Brandgeschehen eingreifen zu können.

Die Arbeit der Feuerwehrleute sei nach wie vor kräftezehrend. "Von Brandherd zu Brandherd zu fahren, ist eine Mammutaufgabe, die Herde werden immer kleinteiliger", beschrieb der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Philipp Haase, der Deutschen Presse-Agentur die Belastung. Zudem blieb ein vom Deutschen Wetterdienst angekündigter Regen für die Lausitz, auf den die Einsatzkräfte gehofft hatten, bis zum frühen Samstagnachmittag aus.

Hilfe aus Nachbarkreis Nordsachsen

Um eine weitere Ausbreitung der Flammen zu verhindern, verkündete der benachbarte Landkreis Nordsachsen jenseits der Landesgrenze am Freitagabend ein Betretungsverbot für einen Teil der Wälder. Maßgeblich für die Entscheidung sei auch die anhaltende Belastung der Feuerwehren, teilte der Landkreis mit.

Der Waldbrand unweit der sächsischen Grenze war am Montag ausgebrochen und hatte sich schnell auf bis zu 800 Hektar ausgebreitet.

Waldexperte fordert ein rasches Umsteuern bei der Bewirtschaftung

Waldexperte und Biologe Pierre Ibisch fordert ein rasches Umsteuern bei der Bewirtschaftung der Wälder. "Immer noch wird behauptet, dass Waldumbau viel Zeit koste und man deshalb noch nicht weiter sei", sagte der Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde der Deutschen Presse-Agentur. "Tatsache ist, dass nach wie vor noch Nadelbaumplantagen neu angepflanzt werden - gerade auch auf Flächen, auf denen Nadelbäume gerade abgestorben oder verbrannt sind. Das muss jetzt sofort aufhören."

Die Bewirtschaftung von Wäldern und Äckern habe in weiten Teilen zur Schädigung von wasserspeichernden Böden geführt, sagte Ibisch. Auf einem Großteil der Waldfläche in Deutschland stehen ihm zufolge mehr oder weniger naturferne Forsten, oftmals aus Nadelbäumen. "Diese sind nicht nur die ersten Opfer der Klimakrise, sondern zudem auch besonders brennbar. Es rächt sich jetzt, dass man die lange bekannte Aufgabe der Waldentwicklung - oft aus betriebswirtschaftlichen Gründen - verschleppt hat."

Waldbesitzer wollen Hilfe vom Land für den Schutz vor Waldbränden

Unterdessen fordert der Waldbauernverband Brandenburg vom Land, private Waldeigentümer stärker bei der Vorsorge gegen Brände zu unterstützen. Die Besitzer seien teils damit überfordert, sagte der Verbandsvorsitzende Enno Rosenthal. Bislang müssen sie Schutzstreifen an Straßen und Bahnlinien anlegen und pflegen. Dazu gehört, sie von leicht brennbarem Material wie Reisig und Ästen zu befreien. Diese Aufgaben sollten die Landesforstbehörden mit Hilfe von EU-Fördermitteln übernehmen, da sie personell und technisch besser ausgestattet seien, so Rosenthal.

Die Vorsitzenden der Brandenburger Forstbetriebsgemeinschaften kommen am Samstag in Seddiner See (Potsdam-Mittelmark) zusammen, um über eine bessere Waldbewirtschaftung zu beraten - gerade in Zeiten von Dürre und Waldbränden. Brandenburgs Wälder sind nach Angaben des Agrarministeriums zu etwa zwei Dritteln in privatem Besitz.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.07.2022, 8 Uhr

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