Entscheidung des Bildungsministeriums - Gubener Plastinarium darf nun auch von Schulklassen besucht werden

Mo 15.08.22 | 10:24 Uhr
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Eine plastinierte Giraffe im Ausstellungsraum des Plastinariums.
Bild: rbb

Das Plastinarium in Guben darf im neuen Schuljahr auch von Schulklassen besucht werden. Das hat das Brandenburger Bildungsministerium entschieden, wie der Leiter des Plastinariums, Rurik von Hagens, dem rbb sagte. Auch die Stadt Guben teilte die Öffnung des Hauses für Schulklassen mit.

Rurik von Hagens habe die Mitteilung des Bildungsministeriums per Mail bekommen, wie er sagte. Er begrüße die Entscheidung, habe das Verbot ohnehin nie nachvollziehen können, so von Hagens.

Sein Vater Gunther von Hagens hatte das Plastinarium in Guben aufgebaut, 2006 war die Ausstellung mit menschlichen und tierischen Plastinaten eröffnet worden.

"Seelische Unversehrtheit" der Schüler muss geschützt werden

Der damalige Brandenburger Bildungsminister Holger Ruppprecht hatte es Schulklassen verboten, das Plastinarium während des Unterrichts zu besuchen. Ein Besuch sei nicht vereinbar mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule, hieß es damals zur Begründung. Zudem müsse die seelische Unversehrtheit der Schüler geschützt werden.

Nun bestünden keine fachlichen Bedenken mehr gegen einen Besuch der Ausstellung, heißt es vom Ministerium. Beispielsweise im Rahmen des Biologie-Unterrichts können die Lehrkräfte das Plastinarium als außerschulischen Lernort besuchen.

Die Stadt Guben teilte dazu mit, dass es immer wieder Gespräche zwischen Gunther und Rurik von Hagens und der Stadt zu diesem Thema gegeben habe. Bürgermeister Fred Mahro habe bei Besuchen von Landespolitikern zuletzt immer wieder für eine Aufhebung des Verbotes geworben.

Eine Pflicht der Gubener Schüler, die Ausstellung zu besuchen, gibt es mit dem Ende des Verbotes nicht. Schulklassen sollen darüber gemeinsam mit ihren Lehrern und Eltern selbst entscheiden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.08.2022, 11:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    M.E. geht es doch nur ums "Rechtliche".

    Schulklassen-Ausflug müssen jetzt alle mit.
    Vorher evtl. nur als "Ausflug" einer Klasse, also keine Teilnahme-Pflicht.

    Ergo: Derjenige, der es nicht mag, muss eine schlüssige Entschuldigung für einen etwaigen Klassenbesuch finden.
    Was sicherlich, in einigen Fällen, nicht einfach sein wird.

  2. 13.

    "wenn der Betrachtende seine Sicht zum Mantra stilisiert" - das würde Vielfalt bedeuten. In Wirklichkeit ist eine Entwicklung zu Extremen und Polarisierung zu beobachten... Leider.

  3. 12.

    Weil vll. vieles nur im Auge des Betrachters liegt und erst dann zu einem Problem wird, wenn der Betrachtende seine Sicht zum Mantra stilisiert.

    PS: oder bei freizügiger Kleidung seine Pfoten nicht in der Tasche lassen kann und sich dann noch über Aplaus aufregt ;-).

  4. 11.

    Richtig erkannt. Und war dieses staatliche Verbot deswegen besser, nur weil es jetzt korrigiert wurde?
    Dürfte sicher noch mehr solcher sinnfreier Verbote geben, die in einer liberalen Gesellschaft überflüssig sind.

  5. 10.

    Zitat: "Muss man echt immer alles staatlich regeln?"

    Es war doch Brandenburger Schülern bisher innerhalb des Unterrichts "staatlich geregelt" verboten, die Ausstellung zu besuchen. Nun wurde dies richtigerweise vom Brandenburger Bildungsministerium korrigiert, Steffen.

  6. 9.

    "Grimms Märchen schon als gewaltverherrlichend dargestellt wurden, Sexualkunde wohlmöglich bald an neutralen Strichmännchen erfolgt" - da gibt es noch mehr Beispiele...
    Beim Plastinarium, ebenso beim FKK und bei Horrorfilmen aber auch bei freizügiger Bekleidung gibt es andere Maßstäbe? Manchmal derart gegensätzlich, dass man sich fragt: Warum nur ist das so?

  7. 8.

    " ist die Entscheidung richtig."
    Dem ich mich aus tiefster Überzeugung anschließen muss.
    Es war mir schon immer unklar, warum Schulen aus ganz Deutschland nach Guben kommen dürfen, aber die Brandenburger nicht.

    Was sich vor 20 Jahren (und danach) im Postbahnhof am Ostbahnhof abgespielt hat, müsste nach der Vorstellung des MBJS unter dem vergangenen Minister hunderttausende traumatisierte und vollkommen fehlgeleitete, seelische Krüppel hervorgebracht haben...
    Vielleicht hat ja jemand jetzt nachgezählt. Anders ist der Umschwung nicht zu erklären.

  8. 7.

    Das ist mir schon bewusst. Meinem Verständnis nach werden bei dem Prozess Körperflüssigkeiten und dergleichen durch Kunstharze, vulgo Plastik, ersetzt um die Verwesung zu stoppen.

  9. 6.

    ""Plastik, die" im Sinne von Bildhauerei."
    Plastik, das. Im Sinne von Zellen von Wasser befreien und unter Vakuumbedingungen mit Kunststoff füllen. Darum heißt das Verfahren auch Plastination und nicht Modelage.

  10. 5.

    "Seelische Unversehrtheit" der Schüler muss geschützt werden" ... sprach einst der Minimister während sein Sohn nach dem Verzehr eines halben Broilers sich ein Splattervideo ansah. In einer Zeit, wo Grimms Märchen schon als gewaltverherrlichend dargestellt wurden, Sexualkunde wohlmöglich bald an neutralen Strichmännchen erfolgt und Dinge selten beim Namen genannt werden, ist die Entscheidung richtig. In dem Sinne ... so siehts aus - von innen betrachtet.

  11. 4.

    Muss man echt immer alles staatlich regeln? Wer hingehen will, geht halt hin. Wer sich davor ekelt, lässt es bleiben. Solange niemand gezwungen wird, ist doch alles gut.

  12. 3.

    Liebe Sarah,
    der Begriff Plastinarium leitet sich nicht von "Plasik, das" im Sinne von Kunsstoff ab, sondern von "Plastik, die" im Sinne von Bildhauerei. Die Plastiken von von Hagen sind durchaus aus Tierkadavern und menschlichen Leichnamen angefertigt und nicht aus Kunsstoff.

  13. 2.

    Es geht um die Ethik. Wenn die Kirche großen Einfluss hat dann ist alles verboten.

  14. 1.

    Tiekörperteile an der Wursttheke anschauen: kein Problem. Tierkörperteile aus Plastik ansehen: Seelische Unversehrtheit gefährdet. Ich versteh's nicht so richtig.

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