Whatsapp-Nachricht - Polizei bezeichnet Sprachnachricht zu hunderten Migranten auf A15 als Fake-News

Di 26.09.23 | 15:05 Uhr
Eine Sprachnachricht wird im Programm WhatsApp auf ein Smartphone gesprochen (Symbolfoto: dpa/Hildenbrand)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.09.2023 | Aspasia Opitz | Bild: dpa

Die Zahl der ankommenden Geflüchteten steigt, das spürt in Brandenburg vor allem der Spree-Neiße-Kreis - genau dort spielt auch das angebliche Geschehen, das zurzeit bei Whatsapp in einer Sprachnachricht kursiert. Doch der Inhalt ist ein Fake.

Beim Nachrichtendienst Whatsapp kursiert zurzeit eine Falschmeldung zu hunderten Geflüchteten auf der Autobahn 15 in der Lausitz. Verbreitet wird sie per Sprachnachricht einer unbekannten Frau. Nach Angaben der Polizei gibt es keinerlei Hinweise für die Szene, die in der Nachricht verbreitet wird, sagte ein Sprecher am Dienstag auf rbb-Nachfrage.

Die Verfasserin der Sprachnachricht behauptet, auf der Autobahn zwischen Forst (Spree-Neiße) und Cottbus viele Geflüchtete und sehr viel Polizei mit Blaulicht gesehen zu haben. Die "ganze Autobahn" sei voller Flüchtlinge gewesen, heißt es zum Ende der rund anderthalb-minütigen Sprachnachricht.

Was in der Sprachnachricht behauptet wird

Die Verfasserin der Nachricht behauptet, dass ihr in Höhe Forst ein Bus des Reiseclubs Cottbus mit der Aufschrift "Sonderfahrt" begegnet sei, der "komplett mit Ausländern" besetzt gewesen sei. Die Rede ist auch von "fünf bis 15 Polizeiwagen" auf der Autobahn und einer angeblichen Autobahnsperrung. In Höhe Roggosen (Spree-Neiße) seien rund 200 Geflüchtete auf dem Autobahnseitenstreifen und weitere rund 100 auf dem Feld gewesen, heißt es weiter.

Zudem hätten Richtung Cottbus "überall am rechten Seitenstreifen [...] die Ausländer mit ihren Koffern und Taschen bis zur Cottbuser Auffahrt" gestanden. Bei der Abfahrt nach Cottbus seien der Frau außerdem zwei leere "Sonderfahrt"-Busse und zehn Polizeifahrzeuge mit Blaulicht entgegengekommen, behauptet sie.

"Absolute Fake-Nachricht"

Der Sprecher der zuständigen Bundespolizeidirektion Berlin, Jens Schobranski, kennt die Sprachnachricht und sagte dem rbb, dass an dem Inhalt nichts dran sei. "Das ist eine absolute Fake-Nachricht", so Schobranski. "Es gab weder diese Anzahl von Migranten in den Hundertenbereichen, es gab keine Sperrung der Autobahn." Die Nachricht sollte man auch nicht weiter teilen, so der Polizeisprecher.

Auch der Reiseclub Cottbus, der in der Sprachnachricht erwähnt wird, dementiert die Behauptung. Das Unternehmen transportiere keine Flüchtlinge, keine Fußballfans und auch keine Klassenfahrten, sagte der Geschäftsführer des Reiseclubs, Stephan Goldhahn dem rbb.

Polizei ermittelt nicht gegen Urheberin

Lediglich der Aspekt der Sprachnachricht, dass auf der A15 verstärkt Polizei unterwegs ist, könne der Realität entsprechen. Seit mehreren Monaten wurde die Binnengrenzfahndung intensiviert, so Bundespolizeisprecher Schobranski. Sowohl die Bundes- als auch die Landespolizei seien verstärkt im Einsatz, auch mit Blaulicht und Sirenen. "Aber die Schilderung, dass wir hier mit teilweise 15 Fahrzeugen an einem Ort unterwegs sind, ist sehr, sehr unwahrscheinlich."

Die Polizei gehe gegen die Urheberin der Sprachnachricht allerdings nicht vor, weil darin keine strafrechtlich relevanten oder volksverhetzenden Inhalte vorkommen, heißt es. Lügen sei nicht strafbar.

Ministerium: Täglich mehr illegale Migration

Richtig ist aber, dass immer mehr Menschen über die deutsch-polnische Grenze nach Brandenburg kommen, deshalb wurde die Polizeipräsenz vor kurzem verstärkt. Am Montag hatte der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) in einer Zwischenbilanz davon gesprochen, dass insgesamt 550 geschleuste Personen in den vergangenen zwei Wochen festgestellt wurden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte inzwischen zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität zusätzliche Kontrollen an den Grenzen zu Tschechien und Polen an.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.09.2023, 14:10 Uhr

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