Existenzgründer in der Lausitz - Wie der Mittagstisch den Dorfkonsum retten soll

So 17.09.23 | 17:31 Uhr
Baustelle im Dorfkonsum von Jänschwalde (Bild: rbb/Kabisch)
Baustelle im Dorfkonsum von Jänschwalde | Bild: rbb/Kabisch

Martin Grunewald hat es sich zur Aufgabe gemacht, den alten Dorfkonsum von Jänschwalde zu retten - doch der bringt zu wenig ein. Mit der Idee, den Dorfladen mit einer Gastronomie zu verknüpfen, hat er nun einen Preis gewonnen.

Er ist noch eine ziemliche Baustelle, der Dorfkonsum von Jänschwalde (Spree-Neiße). Einige teillackierte Bretter liegen auf dem Boden, Farbeimer stehen bereit. Verkauft wird hier, das ist nach wenigen Sekunden klar, nichts.

Dabei ist der kleine Dorfladen immer wieder ein emotionales Thema, nicht nur in Jänschwalde. An ihm, so heißt es, sieht man die Entwicklung der Gesellschaft. Die Jugend, auch auf dem Dorf, bestellt im Internet - die ältere, nicht mehr so kaufkräftige Kundschaft verliert mit dem geschlossenen Konsum ein Stück Selbstständigkeit.

In Jänschwalde wollte das ein Unternehmer so nicht hinnehmen. Schon vor ein paar Jahren hat Martin Grunewald den alten Laden übernommen. Mit einem Mischkonzept will er der dörflichen Institution wieder Leben einhauchen.

Die ganze Welt gesehen, nach Jänschwalde zurückgekehrt

Grunewald ist herumgekommen in der Welt. Unter anderem als Koch auf einer Ölplattform hat er Europa, Asien, Amerika, Australien und Afrika gesehen - und sich danach wieder in seine Heimat Jänschwalde begeben. Der Dorfladen hatte es ihm angetan, doch ihm war auch klar, mit ein paar Brötchen, ein bisschen Wurst, Pfannkuchen und dem beim Großeinkauf vergessenen Stück Butter lässt sich das Geschäft nicht rentabel betreiben.

Mit der Existenzgründerwerkstatt Startup Lausitz feilte er an seiner Geschäftsidee: Der Konsum soll umgebaut werden. Neben dem Laden für regionale Produkte soll auch eine Gastronomie mit 40 Plätzen entstehen: für den Mittagstisch, aber auch für Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen - eben das dörfliche Leben.

Jänschwalder sind stolz auf ihren Konsum

Gutbürgerlich wolle er kochen, sagt Grunewald, ohne Fertigprodukte. Regional und bio solle es sein, da wo es möglich ist. "Kartoffeln mit Quark, Rouladen, mal wieder eine Bratwurst mit selbstgemachten Stampfkartoffeln", zählt er auf.

Der Umbau aber, erkennbar an der Baustelle, stockt. Material- und Fachkräftemangel lassen Grunewald nicht so schnell vorankommen, wie geplant. Aktuell gibt es auch noch Probleme mit dem Strom.

Der Dorfkonsum ist bis zur eigentlichen Öffnung provisorisch im alten Amtsgebäude untergebracht. Bei den Jänschwaldern erfreut er sich dennoch großer Beliebtheit. "Überwiegend gehen wir in den Konsum", erzählt eine Frau und erklärt, selbst aus den Nachbardörfern würden die Einwohner kommen. Alle hätten sich darüber gefreut, dass es den Konsum weiter gebe, erzählt ein weiterer Einwohner. Und ein anderer ist sich sicher, dass Fahrradtouristen, Bauarbeiter und Pendler das Angebot zum Mittagstisch annehmen werden. "Sonst ist ja weiter nichts", sagt er mit Blick auf das geringe Angebot in der Umgebung.

Im Finale um Existenzgründerpreis

Dass ein einfacher Dorfladen eben doch nichts Alltägliches mehr ist, zeigt auch ein weiter Punkt. Grunewalds Konzept für den Gastro-Dorfkonsum stand in diesem Jahr im Finale des Lausitzer Existenzgründerwettbewerbs Lex. Am Mittwochabend hat er deshalb noch einmal erklärt, warum sein Konsumkonzept in dieser Form einzigartig ist - es reichte für den zweiten Platz.

Der Existenzgründerpreis war eine Hilfe für Grunewald, auch ohne den ersten Platz. "Es geht wirklich ums Netzwerken, den Konsum weitläufig bekannt zu machen", so Grunewald. Schon in den Vorrunden habe er mögliche Geschäftspartner kennengelernt, mit denen nun die nächsten Projekte geplant würden.

Das Jahresende will Markus Grunewald dann groß feiern, in seinem Konsum. "Im Dorf planen wir gerade eine Silvesterfeier darin, egal ob es fertig ist oder nicht."

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.09.2023, 15:12 Uhr

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