Preisverleihung - Brandenburger Baukulturpreis geht an die Stadthalle Finsterwalde

Fr 17.11.23 | 17:59 Uhr
Kulturweberei Finsterwalde
Video: Brandenburg Aktuell| 17.11.2023 | Bild: rbb

Jahrelang war die Finsterwalder Stadthalle "Kulturweberei" Zankapfel in der Sängerstadt. Nun aber steht die Halle - und ist offiziell ein architektonisches Highlight. Denn am Freitag hat sie den brandenburgischen Baukulturpreis bekommen.

Neuntausend Euro gibt es damit für die Kulturweberei. Der Preis wird bereits zum achten Mal von der Brandenburger Architektenkammer, der Brandenburger Ingenieurkammer und dem Landesministerium für Infrastruktur und Landesplanung vergeben.

Optisch, das steht nun fest, ist die Kulturweberei etwas ganz Besonderes. Die Jury überzeugte das Zusammenspiel aus modernisiertem Bestand und anspruchsvollem Neubau, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums.

Dazu sagt Architekt Clemens Habermann: "Es ist ja eine ehemalige Tuchfabrik." Er hat den Bau gemeinsam mit seinem Vater konzipiert. "Wir wollten, dass das neue Bauteil und der neue Saal als Fortschreibung gelesen werden und sich in die Gesamtatmosphäre integrieren."

Besondere Akustik in der Stadthalle

Auch was die Akustik angeht, sticht die Stadthalle Finsterwalde hervor. Das sogenannte Nachhallzeitverlängerungssystem ist der ganze Stolz der Architekten.

Vereinfacht gesagt sitzen die Zuschauer in einem riesigen Lautsprecher aus viel Stoff und hellem Holz. Wie der Ton bei ihnen ankommen soll, kann über einen Regler für die Nachhallzeit manuell bestimmt werden, erklärt Clemens Habermann.

Die Nachhallzeit kann einfache Sprache akustisch unterstützen. Sie ermöglicht aber auch einen sakralen Klang, ähnlich wie in einer Kirche, so der Architekt. "Früher hätte man das auch machen können, aber man hätte für die gleiche Funktionalität drei Häuser bauen müssen, um das zu ermöglichen."

Ein steiniger Planungs- und Bauprozess

Der Baukulturpreis bildet ein versöhnliches Ende für den schwierigen Geburtsprozess. Denn um die Stadthalle ist 15 Jahre lang gestritten und gekämpft worden. 2007 kam die Idee erstmals auf, Diskussionen und ein Bürgerentscheid, der sich für den Bau aussprach, folgten.

2018 legte die Stadt die Pläne auf Eis – die Kosten hatten sich mit rund 19 Millionen Euro nämlich fast verdoppelt. Ein Jahr später kam dann die überraschende Nachricht: Die Finanzierung steht, allein die Europäische Union schießt 8,6 Millionen Euro Fördermittel zu.

Finsterwaldes Bürgermeister Jörg Gampe erinnert sich: "Wir haben letztlich aus vier verschiedenen Förderprogrammen die Finanzierung stricken können. Jetzt kann man sagen, die Arbeit und der Kampf dafür haben sich gelohnt."

Die kontroverse Diskussion rund um den Bau der heutigen Stadthalle hat auch das Architektenduo beeinflusst. "Die ganze Entwicklung der Stadthalle war ein emotional sehr aufgeladener Prozess.", erzählt Vater Jürgen Habermann. "Und die Erwartungshaltung zu erfüllen war die größte Herausforderung. Die Zufriedenheit sollte da sein, und auch der Stolz, in der Stadt so eine Einrichtung zu haben".

Eröffnet wurde die Stadthalle schließlich im Dezember letzten Jahres. Laut Bürgermeister Jörg Gampe ist sie mittlerweile nahezu völlig ausgelastet.

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