Familie mit Drillingen in Jänschwalde - Wie Home-Schooling mit vier Kindern funktioniert

Mi 06.01.21 | 18:03 Uhr | Von Aline Lepsch
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Familie Richter beim Homeschooling am Küchentisch (Foto: rbb/Lepsch)
Video: Brandenburg Aktuell | 07.01.2021 | Rico Herkner | Bild: rbb/Lepsch

Mit der Verschärfung der Corona-Regeln bleiben die meisten Klassenräume weiter leer. Kinder und Eltern müssen mit Home-Schooling leben. Doch wie funktioniert das mit vier Kindern, darunter Drillinge? Aline Lepsch hat eine Lausitzer Familie besucht.

Mit sechsjährigen Drillingen und einer 10-Jährigen zu Hause in Jänschwalde (Spree-Neiße) haben Christina Richter und ihr Mann René nachmittags auch ohne Lockdown schon alle Hände voll zu tun.

Durch Home-Schooling sitzen sie nun den ganzen Tag zusammen. Und wenn Brandenburg den Beschluss von Bund und Ländern umsetzt, geht das noch bis Ende Januar so weiter.

Es fehlt die pädagogische Ausbildung

Es ist jeden Tag das gleiche Bild. Die drei Kleinen machen ihre Aufgaben in der Küche, die große Tochter sitzt vor dem Tablet in ihrem Zimmer. Sie versucht die meisten Aufgaben allein zu lösen, "aber in der vierten Klasse ist das auch noch nicht möglich", sagt Mutter Christina.

Anders ist es bei den Drillingen. Sie sind in der ersten Klasse und "man muss die ganze Zeit dabei sein. Das ist so schwierig, weil man kein ausgebildeter Pädagoge ist, den Kindern das rüberzubringen", sagt Christina Richter.

Vor allem, wenn man sich wie Christina nebenbei um den eigenen Job kümmern muss. Sie arbeitet für den Zoll, darf das von Hause aus machen. Dazu kommen der Haushalt, das Saubermachen, das Kochen. "Beim letzten Lockdown bin ich tatsächlich früh um vier aufgestanden und habe gearbeitet." Ihr Arbeitgeber kommt ihr allerdings entgegen. Sie soll nur so viel machen, wie sie schafft - was liegen bleibt, bleibt liegen, heißt es. Das nimmt den Druck etwas.

Sehnsucht nach Freunden in der Schule

Damit Home-Schooling mit vier Kindern überhaupt funktionieren kann, haben die Eltern einen Zeitplan gemacht. Dazu gehört für Christina Richter zeitiges Aufstehen zum Arbeiten, vormittags dann Schule mit den Kindern, die dann nachmittags raus zum Spielen geschickt werden, damit Mutter Christina sich weiter ihrer eigenen Arbeit widmen kann. Die Richters erlauben dem Nachwuchs außerdem, länger als gewöhnlich wach zu bleiben - in der Hoffnung, dass sie morgens länger schlafen.

Im Moment haben beide Elternteile Urlaub. Doch ab kommender Woche wird der Wecker wieder sehr früh klingeln. Papa René ist Handwerker in einem kleinen Betrieb und wird gebraucht. Er ist gar nicht so böse, nicht mehr den Hobby-Lehrer zu mimen. "Es ist anstrengend", sagt er. "Man muss sich ja selber erstmal reindenken. Und man hat es selber ja ganz anders gelernt. Da gehe ich lieber arbeiten."

Auch die Drillinge Katharina, Konstantin und Alexander finden Home-Schooling "nicht so okay." Das liege einmal daran, dass es nicht so viel Spaß mache. "Und daran, dass Papa beim Hausaufgabenmachen immer meckert." Die Sechsjährigen würden lieber wieder in die Schule gehen, zu ihren Freunden.

Der großen Tochter, Annalena, geht das genauso. Doch für sie ist "Online-Unterricht auch sehr toll." Immer wieder hat sie eine Stunde mit der Lehrerin und zwei, drei anderen Schülern am Tablet. Sie halten durch, auch wenn es noch mehrere Wochen so weiter gehen sollte.

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Beitrag von Aline Lepsch

8 Kommentare

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  1. 8.

    Die gute heile Familie!!!!

  2. 7.

    Lieber nicht, wer weiß, was dann als schwurbelige-Signalwort( neudeutsch Buzz-Word)-Umschreibung bei rauskommt. Schon das Wort Hybrid-Unterricht war schon ein düsterer Vorbote !

  3. 6.

    Das ist ja toll dass bei Ihnen alles so einfach war. Ich glaub das hilft dem Vater jetzt richtig gut, zu wissen dass es anderen viel besser ergangen ist.
    Auch der letzte Hinweis scheint richtig nett. Sind Sie Motivator von Beruf?
    @Vater
    Ein Schuljahr wiederholen wäre aus meiner Sicht die einzig richtige Entscheidung die bald getroffen werden sollte. Das wäre fair den Kindern gegenüber. Dann kann man jetzt die Defizite der Grundschule ausgleichen indem man sich auf Üben von Rechnen, Schreiben und Lesen konzentriert und keinen neuen Stoff erarbeiten lässt. Das sind nämlich genau die Probleme die seit Jahren von den Oberschulen in den 7ten Klassen erfahren und erstmal aufgearbeitet werden müssen.

  4. 5.

    Hallo Vater, wir mußten uns überhaupt nicht groß kümmern. Die Kinder ( 3 ) konnten lesen ehe die Schulzeit begann. Ab und an Ordnung in den Mappen kontrollieren; dann alles Selbstläufer. Die 3 Kinder waren dem Unterrichtsstoff immer voraus. Mal 3 Wochen krank hatte keine Folgen. Sie bekamen in den unteren Klassen die Aufgaben von Mitschülern. In Mathe machten 2 dem Lehrer in Kl. 12 etwas vor. Eltern müssen früher nicht erfolglos die Schule besucht haben. Dann geht alles.

  5. 4.

    ...was mich nun wieder besonders daran ärgert, gibt es denn keine deutsche Umschreibung für diesen zeitlich begrenzten Umstand? Vetiefen möchte ich meinen Gedanken besser nicht!
    Wir haben doch eine ordentliche Sprache, wieso nutzen wir sie nicht?

  6. 3.

    Was sollten sie auch anderes tun, als durchhalten... Es ist verantwortungslos, was Politiker*innen entscheiden, die entweder keine Kinder haben bzw. diese während ihrer eigenen Berufstätigkeit von anderen betreuen lassen. Zum Unterrichten gibt es Lehrer. Ich fange ja auch als „Nicht-Chirurg“ nicht an, meine Kinder selbst zu operieren...

  7. 2.

    Leider zeigt sich auch in dieser Familie mal wieder, dass die traditionelle Rollenverteilung insbesondere bei Corona für die Frauen von Nachteil ist. Sie muss neben dem homeoffice auch noch "Kochen und Saubermachen", während Vati offen sagen kann, dass er ganz froh ist, sich vom Acker zu machen und endlich wieder außer Haus zu arbeiten...

  8. 1.

    Respekt. Ich bekomme das home-schooling etc. pp. nicht mal mit einem Kind hin. Gehe inzwischen davon aus, dass viele Kinder mangels ausreichenden Fortschritten "einfach" ein Jahr länger zur Schule gehen werden (müssen).

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