Schließung des Standorts in Beeskow - Gewerkschaft und Konzern verhandeln über Abfindung für 60 Linpac-Mitarbeiter

Mi 12.07.23 | 16:31 Uhr
Verpackungshersteller Linpac in Beeskow
Audio: Antenne Brandenburg | 12.07.2023 | Anis Ben-Rhouma von der IG BCE | Bild: Tony Schönberg/rbb

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und der Verpackungshersteller Linpac, der zum Konzern Klöckner Pentaplast gehört, verhandeln am Mittwoch weiter über Sozialpläne für die Beschäftigten in Beeskow. Der Standort in Oder-Spree soll Ende September definitiv schließen. Mögliche Vorschläge der Gewerkschaft, den Betrieb fortzusetzen, sind nach Angaben der IG BCE gescheitert.

Beschäftigte fordern mit Abfindung Ausgleich für unterschiedliche Löhne

Nun geht es in den Verhandlungen um die Höhe der Abfindungen für die rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bislang liegen die Standpunkte von Gewerkschaft und Unternehmen weit auseinander, heißt es vom Gewerkschaftssekretär Anis Ben-Rhouma gegenüber dem rbb.

Ziele seien verbindliche Regeln für die Betriebsschließung und eine gerechte Behandlung der Belegschaft. Ben-Rhouma führt dabei das unterschiedliche Lohnniveau zu anderen Standorten des Unternehmens an. So seien über Jahrzehnte hinweg in Beeskow niedrigere Löhne als im Schwesterwerk in Ritterhude (Niedersachsen) oder in Montabaur (Rheinland-Pfalz) gezahlt worden. Eine komplette Anpassung sei nie gelungen, sagt der Gewerkschaftssekretär. "Da muss jetzt auch mal ein Ausgleich dafür her, dass die Leute jahrelang viel weniger Geld bekommen haben und jetzt am Ende sogar noch einen Tritt mitbekommen."

Gericht könnte für Einigung sorgen

Sollte es nicht zeitnahe zu einer Einigung zwischen den Parteien kommen, strebt die IG BCE ein gerichtliches Verfahren vor der sogenannten Einigungsstelle an. Die Einigungsstelle würde dann verbindliche Regeln für die Betriebsschließung festlegen. "Das kann man gütlich, aber auch konfliktiv machen", sagt Ben-Rhouma. "Wir präferieren natürlich eine gütliche Variante, sind aber relativ selbstbewusst, dass wir der Einigungsstelle erklären können, dass unsere Forderungen handfest hinterlegt sind."

Kritik an Konzern-Linie für mehr Nachhaltigkeit

Im April wurde die Belegschaft über die Schließungspläne informiert. Als Begründung führte die Geschäftsführung an, künftig nachhaltiger produzieren zu wollen. Deshalb solle verstärkt auf Polyethylenterephthalat (PET) gesetzt werden. Am einzigen Linpac-Standort in Ostdeutschland wird bei zwei Drittel der Verpackungen der nicht recyclebare Kunststoff Polypropylen (PP) verwendet.

Investitionen für mehr Nachhaltigkeit habe es in den vergangenen Jahren in Beeskow nicht gegeben, so die Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft. Allerdings lasse Klöckner Pentaplast weiterhin PP-Produkte von Konkurrenten herstellen, heißt es in einer Mitteilung der IG BCE.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.09.2023, 10:30 Uhr

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