Gedenken an NS-Opfer -
Nach dem Diebstahl eines Stolpersteines in Storkow (Oder-Spree) am vergangenen Wochenende soll das Denkmal im Januar ersetzt werden. Das sagte Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) dem rbb. Die Bürgermeisterin habe bereits Kontakt zum Künstler Gunter Demnig aufgenommen, der in ganz Europa seit 2003 fast 1.300 Stolpersteine verlegt hat.
Noch liegen keine Informationen über mögliche Täter vor. Laut der Bürgermeisterin von Storkow gebe es dort keine gefestigte rechte Szene. Sie setze Hoffnung in die Ermittlungen von Polizei und Staatsschutz.
Familie Todtenkopf floh nach Amerika
Der Stolperstein erinnerte an den jüdischen Storkower Felix Todtenkopf. Der damals 51-jährige Kaufmann musste 1940 aus Storkow fliehen. Er vertrieb Damen- und Herrenkollektionen in einem zweigeschossigen Haus am Storkower Markt. Zusammen mit seiner Frau schaffte er es nach Shanghai, später schlug sich das Paar nach Amerika durch.
"Es waren die letzten Juden, die Storkow verlassen haben", sagte Heinz Bredahl, dem heute ein Teil des Hauses am Markt gehört. Erst vor fünf Wochen verlegten Storkower den goldglänzenden Gedenkstein für Felix Todtenkopf direkt vor seinem Haus.
"Ich wollte es erst gar nicht glauben", sagte Bredahl. Er verstehe nicht die Leute, die so etwas machen. "Die Stolpersteine tun keinem weh, aber sie erinnern. Wieso das geraubt wurde, ist mir ein Rätsel", so Bredahl.
Storkower spenden Geld für neuen Stolperstein
Viele Storkower hätten nach Angaben von Storkows Bürgermeisterin bereits signalisiert, für den neuen Stein spenden zu wollen. Eventuell komme so viel zusammen, dass es für zwei weitere Stolpersteine reicht: Nachbarinnen der Familie Todtenkopf waren Else Groß und Erna Kaplan. Beiden Jüdinnen gelang die Flucht ins Ausland nicht.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.11.2022, 16 Uhr
Mit Material von Michael Lietz