Verbindung nach Polen - Bahnbrücke wird bei Küstrin über die Oder geschoben

Mo 04.09.23 | 20:27 Uhr
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Am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder finden Arbeiten für den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke über den Fluss statt (Luftaufnahme mit einer Drohne). Die Eisenbahnbrücke über die Oder zwischen Küstrin-Kietz auf deutscher Seite und dem polnischen Kostrzyn gilt als grenzübergreifendes Symbol für das Zusammenwachsen Europas. Das derzeit größte Brückenprojekt der Deutschen Bahn in Brandenburg steht nun kurz vor dem Abschluss. (Foto: dpa)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.09.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: dpa

In einer spektakulären Aktion wird eine Brücke über die Oder geschoben - ein weiterer Schritt, um mehr Verkehr auf die Schiene Richtung Polen zu bringen. Doch die weitere Entwicklung der Bahnstrecke stockt noch.

  • Bahnbrücke für Pendlerstrecke RB26 soll Ende des Jahres in Betrieb gehen
  • Züge können mit bis zu 120 km/h die Oder passieren - Fahrzeiten verkürzen sich
  • Bund sieht Verbindung nur als Nahverkehrsstrecke

Das derzeit größte Brückenprojekt der Deutschen Bahn (DB) in Brandenburg steht kurz vor dem Abschluss. An diesem Montag begann der Ausschub einer neuen 130 Meter langen Stahlkonstruktion in Küstrin-Kietz (Märkisch-Oderland) über die Oder. Für das Einschieben mit Pontons sind insgesamt zwei Tage vorgesehen.

Die Brücke soll im Dezember dieses Jahres als Grenzverbindung in Betrieb gehen. Die Bauarbeiten für die neue zweigleisige Brücke hatten 2021 begonnen. Die Deutsche Bahn investierte rund 50 Millionen Euro Bundesmittel in Planung und Bau.

Das Netzwerk aus sich kreuzenden Zugstäben im großen Brückenbogen besteht nach DB-Angaben aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (Carbon) - weltweit sei das ein Novum bei einer Bahnbrücke dieses Ausmaßes, so das Unternehmen. Das komplette Stahlelement mit den bereits gespannten Carbonhängern bringt insgesamt 1.800 Tonnen auf die Waage.

Am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder finden Arbeiten für den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke über den Fluss statt. Die Eisenbahnbrücke über die Oder zwischen Küstrin-Kietz auf deutscher Seite und dem polnischen Kostrzyn gilt als grenzübergreifendes Symbol für das Zusammenwachsen Europas. Das derzeit größte Brückenprojekt der Deutschen Bahn in Brandenburg steht nun kurz vor dem Abschluss. An diesem Montag wird die neue 130 Meter lange Stahlkonstruktion über die Oder geschoben nach Polen geschoben. Für das Einschieben sind insgesamt zwei Tage vorgesehen. (Foto: dpa)
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Frühere Ostbahnstrecke nach Königsberg

Früher verband die Eisenbahn-Überführung Berlin mit Königsberg (heute: Kaliningrad/Russland) als Teil der sogenannten Ostbahn. Im Ersten Weltkrieg wurde die 1867 gebaute Brücke stark beschädigt, 1920 aus Teilen anderer zerstörter Brücken wiederhergerichtet. Auch im Zweiten Weltkrieg war das Bauwerk stark umkämpft. Bei Küstrin-Kietz quert sie auch den Hauptstrom des Flusses.

Bahn: neue Oderbrücke ein Meilenstein

In der Planung wurde eine mögliche nachträgliche Elektrifizierung berücksichtigt. Züge können das Bauwerk künftig mit Geschwindigkeiten bis zu 120 Kilometern pro Stunde statt bisher 30 km/h passieren. Dadurch steigt nach Bahnangaben die Streckenkapazität und verkürzt die Fahrzeiten. Damit berücksichtige die Brücke bereits den Zielzustand der Ostbahn, erklärte Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU). "Diese Brücke ist das zentrale Bauwerk in Richtung Polen." Es könnte nur mit Ausbau und mehr Strecken mehr Verkehr auf die Schiene gebracht werden.

Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, sieht die Oderbrücke als wichtigen Meilenstein für den Bahnverkehr in Richtung Polen. "Von jedem Ausbauschritt auf dieser Strecke profitieren Bahnkunden und Wirtschaft auf beiden Seiten der Grenze."

Am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder finden Arbeiten für den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke über den Fluss statt. Die Eisenbahnbrücke über die Oder zwischen Küstrin-Kietz auf deutscher Seite und dem polnischen Kostrzyn gilt als grenzübergreifendes Symbol für das Zusammenwachsen Europas. Das derzeit größte Brückenprojekt der Deutschen Bahn in Brandenburg steht nun kurz vor dem Abschluss. An diesem Montag wird die neue 130 Meter lange Stahlkonstruktion über die Oder geschoben nach Polen geschoben. Für das Einschieben sind insgesamt zwei Tage vorgesehen. (Foto: dpa)

Bund sieht Ostbahn nur als Nahverkehrsstrecke

Die Interessengemeinschaft Ostbahn (IGOB) dringt zugleich auf den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung der Ostbahn-Strecke Richtung Polen, auf der auch der RB26 verkehrt. Das Bündnis aus Vereinen, Verbänden, Fahrgastinitiativen und anliegenden Kommunen sieht die Verbindung Berlin-Küstrin-Kietz als eine der stärksten Linien im deutsch-polnischen Verkehr.

Der Bund sieht die Verbindung jedoch nur als "Nahverkehrsstrecke", die nach derzeitigem Kenntnisstand den Verkehrsbedarfen gerecht werde. Für die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan fehle derzeit die Nachfrage, so Kernaussagen der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken.

Für Instandhaltung und Neubau der grenzübergreifenden Oderbrücken bei Frankfurt, Küstrin und Neurüdnitz ist die Bundesrepublik Deutschland verantwortlich. Dies ist in einem deutsch-polnischen Staatsvertrag von 2008 geregelt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.09.2023, 19:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Tja, wir wissen doch was unser Bundesverkehrsminister eigentlich will.

    In Reden die Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene, im realen Handeln....

    Aber man behält natürlich recht, dass es keine Steigerung im Güterverkehr auf der Schiene gibt, wenn die Schieneninfrastruktur gar keine Steigerung ermöglicht.

  2. 11.

    Erinnert an leistungsfähige sauteure Schiffshebewerke ohne entsprechenden Ausbau des angrenzenden Flusses.

    Nur damit man mich nicht falsch versteht, das Schiffshebewerk ist Verschwendung, die Brücke hier dringend nötig, genauso wie der Ausbau der restlichen Strecke!

  3. 10.

    Welche Kampfhandlungen gab es im ersten Weltkrieg um Küstrin? Oder liegt hier eine Verwechslung vor?
    Mir ist bekannt, daß die Russen Teile von Ostpreußen zeitweise besetzen konnten - weiter kamen die aber nicht.

  4. 9.

    Der Bund schläft zu viel und anders. Keine Ahnung.

  5. 8.

    "Züge können das Bauwerk künftig mit Geschwindigkeiten bis zu 120 Kilometern pro Stunde statt bisher 30 km/h passieren. Dadurch steigt nach Bahnangaben die Streckenkapazität und verkürzt die Fahrzeiten."

    Ja, das steigert die Kapazität von vor dem Bau 1 Zug pro Stunde auf nach dem Bau einem Zug pro Stunde (je Richtung). Mehr passt dank "Optimierung" sowieso nicht mehr auf den deutschen Teil der Ostbahn.

    Fahrtzeitverkürzung ja... vielleicht 1 oder 2 Minuten, die Züge enden ja dann wieder direkt hinter der Grenze. Bin gespannt, ob der eine(!) nach Gorzow (früher bis zum viel wichtigeren Kreuzungsbahnhof Krzyz) weitergeführte Zug pro Tag wieder eingeführt wird.

    Der war ja eh meist Theorie, weil die NEB äußerst regelmäßig mit nur einem Hai auftauchte - und da der wieder Retour ging nichts zur Durchbindung nach Gorzow in Kostrzyn ließ...

  6. 7.

    "In der Planung wurde eine mögliche nachträgliche Elektrifizierung berücksichtigt."

    Naaain, doch, ohhhh...

    Kein Wunder, daß es kaum noch niveauvolles Kabaret gibt.

  7. 6.

    >"Jetzt muss nur noch der Bund verstehen das es sich bei dieser wichtigen Strecke nach Polen nicht nur um eine reine Nahverkehrsstrecke handelt"
    Ich denke mal, dass zu Zeiten der Anfangsplanung dieser Brücke samt Streckenausbau vor 20 Jahren das Wort Verkehrswende in den verantwortlichen Ministerien noch gar nicht existierte. Bei der Verkehrswende geht nicht nur um Personen, sondern vor allem auch um Güter. Die ehemalige Ostbahn ist für Transitgüter von Ost nach West und umgekehrt wie geschaffen. Wenn wir auf unsere Autobahnen schauen, sind gefühlt beobachtet 50% aller LKW im Transit aus der Ukraine, Polen und den baltischen Ländern.
    Ich meine damit nicht die Billigspediteure, die hier umherkurven. Man erkennt Transit schnell an den verplompten Laderaumverschlüssen am Heck.

  8. 5.

    Da gibt der Bund also 50 Millionen für eine technische Meisterleistung aus und sagt mehr als 1-2 Züge die Stunde werden nicht benötigt.
    Kann das mal jemand erklären. Wer A sagt muss nicht unbedingt B sagen. Aber in dem Fall erscheint das Vorgehen sehr fragwürdig.
    Zumal ja auch am Werbiger Kreuz mögliche Zweigleisigkeit berücksichtigt wurde.

  9. 4.

    Da es ja nicht nur um den Reiseverkehr geht, muss es besser heißen, wie soll die Nachfrage steigen, wenn die eingleisige Strecke bereits jetzt durch den Reiseverkehr fast ausgelastet ist.
    Da sieht man wieder einmal die Qualifizierung der im Land und Bund sitzenden Beamten.

  10. 3.

    Wie soll die Nchfrage auch steigen, wenn in die Züge keiner mehr rein passt?

  11. 2.

    Werte RBB-Redaktion,

    wo haben Sie bitte die Info her, dass die Brücke im 1. Weltkrieg zerstört wurde und 1920 aus anderen zerstörten Brücken wiederhergestellt wurde?!
    Genau das erfolgte 1945 und danach, als im 2. WK.
    Im 1. WK gab es in ganz Brandenburg keinerlei Kämpfe oder andere Zerstörungen. Wie soll die Brücke also zerstört worden sein?

  12. 1.

    Eine gute Nachricht das es jetzt auch endlich mit der neuen Oderbrücke bei Küstrin voran geht wenn auch hier leider bereits mit einem Jahr Verspätung !! Jetzt muss nur noch der Bund verstehen das es sich bei dieser wichtigen Strecke nach Polen nicht nur um eine reine Nahverkehrsstrecke handelt sondern auch darüber hinaus große Bedeutung hat u.a. als Entlastungs & Ausweichroute für die Strecke Berlin - Frankfurt / Oder - Polen !!

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